DFB-Skandal: Das sind die potentiellen Niersbach-Nachfolger

Berlin - Kein "Königsmörder" in Sicht: Im Millionen-Skandal um die WM 2006 halten sich potenzielle Nachfolger des taumelnden DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach zurück. Zumindest öffentlich will sich noch niemand positionieren. Ohnehin ist die Liste der Kandidaten kurz, sollte Niersbach nach dem Start der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung sein Amt zur Verfügung stellen.
Bisher stammen die meisten Treueschwüre für den DFB-Boss allerdings aus der Zeit vor der aufsehenerregenden Razzia in der Verbandszentrale sowie den Privatwohnungen von Niersbach, dessen Vorgänger Theo Zwanziger und des ehemaligen Generalsekretärs und Schatzmeisters Horst R. Schmidt. Am Mittwoch meinte DFB-Vizepräsident Rainer Koch im Gespräch mit dem BR: "Ein Problem wäre es dann, wenn Wolfgang Niersbach nicht bereit wäre, umfassend die Aufklärung mit uns zu betreiben. Dem ist aber nicht so."
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Koch (Amateure, Recht und Satzungsfragen) werden immer wieder Ambitionen auf Niersbachs Posten nachgesagt. Ebenso DFB-Schatzmeister Reinhard Grindel, gleichzeitig Bundestagsabgeordneter für die CDU und stellvertretender Vorsitzender des Sportausschusses.
Vor allem Grindel hielt sich in den vergangenen Wochen auffallend zurück. Er bestätigte wie Koch nur, dass er von den Vorgängen um die WM-Vergabe erst kurz vor der ersten Spiegel-Veröffentlichung erfahren habe. Politisch gilt Grindel zwar als gut vernetzt, inwieweit der seit 2013 amtierende Schatzmeister Rückhalt bei den Wahlberechtigten hätte, ist aber ungewiss.
Als Verbandsfunktionär hat Koch lange Jahre der Erfahrung im Fußballverbandswesen. Und als Präsident des Bayerischen (BFV) und des Süddeutschen Fußballverbandes (SFV) großen Einfluss im wichtigen Amateurlager des DFB. Inwieweit er allerdings auch die anderen Landesverbände hinter sich vereinigen könnte, ist ungewiss. Auch er hatte vor der Razzia noch betont, dass es keine Rücktrittsforderung der Landesverbände gegeben habe.
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Koch ist auch im Gespräch für eine mögliche Interims-Doppelspitze mit Reinhard Rauball. Der Präsident des Bundesligisten Borussia Dortmund und des Ligaverbandes wäre der vielleicht "präsidiabelste" Kandidat - er wäre aufgrund seiner 68 Jahre allerdings nur eine Übergangslösung. Und: Warum sollte sich Rauball diesen Posten "antun"?
Nur geringe Chancen dürfte dagegen Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff haben. Dem Amateurlager dürfte der Europameister von 1996 nur schwer vermittelbar sein. Auch er meldete bisher keine Ambitionen an.
Genauso wenig wie Generalsekretär Helmut Sandrock. Der Nachfolge von Niersbach verteidigte seinen Chef bisher gegen alle Vorwürfe vehement. Fraglich dürfte auch sein, inwieweit Sandrock für einen Neuanfang beim DFB stehen würde.
Heribert Bruchhagen wird im Sommer 2016 sein Amt im Vorstand der Deutschen Fußball-Liga (DFL) niederlegen. Allerdings ist eher davon auszugehen, dass sich der 67-Jährige dann auch aus dem Fußball-Geschäft zurückzieht.
Wohl keine Chance dürfte auch ein externer Kandidat haben. Eine solche Lösung war auch schon für den skandalgeplagten Fußball-Weltverband FIFA ins Gespräch gebracht worden. Im engen deutschen Fußball-Zirkel dürfte eine solche Lösung allerdings ebenfalls ausgeschlossen sein.