DFB-Elf vor EM-Halbfinale: Khedira, Gomez, Hummels out - Schweinsteiger fraglich

Khedira fehlt gegen Frankreich sicher, für Gomez ist die EM vorbei, Hummels ist gesperrt und bei Kapitän Schweinsteiger wird’s eng: Löw muss im Halbfinale umbauen. Das sagt er, das sind seine Optionen.
von  Patrick Strasser
Sami Khedira, Mario Gomez, Mats Hummels und Bastian Schweinsteiger fallen wohl aus im EM-Halbfinale gegen Frankreich.
Sami Khedira, Mario Gomez, Mats Hummels und Bastian Schweinsteiger fallen wohl aus im EM-Halbfinale gegen Frankreich. © dpa/AZ

Evian - Wenn die Fußballnation sich Sorgen macht, dann kommt Jogi.

Am Tag nach den Schreckensnachrichten aus dem Lazarett der deutschen Nationalelf setzte sich Bundestrainer Löw Vormittag auf das Podium im Pressezelt von Évian. Und strahlte, beruhigte, motivierte. Kein Mario Gomez mehr bei dieser EM-Endrunde. Kein Sami Khedira gegen die zuletzt furios aufspielenden Franzosen im Halbfinale.

Mats Hummels ist ohnehin gesperrt für das Duell in Marseille (21 Uhr, ZDF live). Und wahrscheinlich auch kein Kapitän Bastian Schweinsteiger, der ebenfalls angeschlagen aus dem Abnutzungskampf gegen Italien hervorging. Verletzungen, Sperren, Wehwehchen und Wehklagen: „La Mannschaft malade“.

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Nicht mit Jogi. „Wir sind immer noch voller Freude, voller Energie“, sagte Löw mit ruhiger Stimme und schob mit voller Überzeugung hinterher, jedes einzelne Wort betonend: „Ich liebe solche K.o.-Spiele gegen so starke Mannschaften.“ Diese Isch-Kei-Probläm-Mentalität des Schwarzwälders braucht das Team jetzt.

Turnier hat gerade erst begonnen

„Wir sind zwar schon seit sechs oder sieben Wochen zusammen, ich habe aber das Gefühl, als hätte das Turnier gerade begonnen.“ Die letzte Woche, die letzten „Schlachten“ wie der Bundestrainer diese Partien auf Augenhöhe gegen große Nationen bezeichnet – sein ultimativer Kick.

„Verletzungen registrieren wir, das nehmen wir an“, meinte Löw mit stoischer Ruhe. Während die verbliebenen gesunden Stammspieler im Übungszelt am Trainingsplatz von Évian regenerierten, absolvierten die Reservisten, acht Feldspieler sowie die zwei Ersatztorhüter eine schärfere Übungseinheit auf dem Rasen.

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„Die, die nicht gespielt haben, müssen belastet werden“, erläuterte Löw. Er wird sie brauchen können. In Abwehr, Mittelfeld und Angriff. Der 56-Jährige sagte pragmatisch wie kämpferisch: „Wir müssen Änderungen vornehmen, Lösungen finden.“ Eine Übersicht der nun möglichen Personal-Rochaden für das Halbfinale gegen Frankreich:

Defensive: Im Abwehrverbund dürfte Löw am wenigsten Sorgen haben. Bleibt er bei der gegen Italien erfolgreich praktizierten Dreierkette, rückt Shkodran Mustafi (im ersten Gruppenspiel gegen die Ukraine in der Startelf) auf den Posten von Mats Hummels neben Abwehrchef Jérôme Boateng und Benedikt Höwedes. Lässt der Bundestrainer gegen die französischen Angreifer Antoine Griezmann (4 Turniertore) und Oliver Giroud (3) mit Viererkette verteidigen, heißt die Variante (von rechts nach links): Joshua Kimmich, Boateng, Höwedes und Jonas Hector.

Vorteil Weigl?

Defensives Mittelfeld: Khedira fehlt wegen einer Adduktorenverletzung. „Wir werden alles dafür tun, dass er in einem möglichen Finale zur Verfügung steht“, kündigte Löw an. Bei Schweinsteiger (Außenbandzerrung im Knie) dürfte schon die Zeit bis Donnerstag knapp werden, gestern konnte er nur auf dem Ergometer radeln.

Der Bundestrainer: „Eines ist klar: Spieler, die angeschlagen und nicht hundert Prozent belastbar sind, lasse ich nicht spielen.“ Also muss Plan B her. Eine Doppelsechs mit Toni Kroos und Mesut Özil wie beim 4:1 im März beim Test gegen Italien praktiziert? Kommen entweder Emre Can oder Julian Weigl zu ihrem ersten EM-Einsatz?

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Der Liverpooler Can sei „sehr wuchtig und körperlich wie technisch stark“, erklärte Löw. Für den Dortmunder Weigl spräche, dass „er unheimlich sicher am Ball ist, Passwege zumacht und ein geschicktes Positionsverhalten“ habe. Tendenz: pro Weigl. Denn, so Löw: „Die Zeit der Abräumer ist vorbei.“

Sturmspitze: Thomas Müller oder Mario Götze – wer ersetzt Gomez, der trotz seines Muskelfaserrisses bis zum Turnierende bei der Mannschaft bleibt? Der bisher unglückliche und torlose Müller (Löw: „Wenn wir ein Tor wirklich brauchen, dann macht er es auch!“) oder Götze, der in den beiden K.o.-Spielen nicht zum Einsatz kam?

Tendenz Müller. Dann hätte Löw für die Besetzung der Flügel Götze, Julian Draxler und sogar Dauer-Joker André Schürrle als Optionen.

Ex-Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld hat sich entschieden und präsentierte seine Ideen bei „Sky“: „Im Mittelfeld würde ich auf Weigl setzen. Vorne im Angriff hat sich Götze ja schon durchgesetzt und gute Spiele gemacht.“

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