DFB-Elf deklassiert Norwegen in WM-Qualifikation - Fans feiern Timo Werner
Stuttgart - Der Abend stand unter dem Motto "Nicht mit uns!" In der Stuttgarter "Mercedes-Benz Arena" ging es am Montag nicht nur um Fußball und die endgültige Qualifikation für die WM 2018 in Russland. Das Ticket für die Endrunde im kommenden Sommer hat der Titelverteidiger mit einem bemerkenswerten wie berauschenden 6:0 gegen harmlose weil körperlos und irgendwie lustlos agierende und Norweger jedoch noch nicht klarmachen können, weil zeitgleich die Nordiren 2:0 gegen Tschechien gewannen.
Bei noch zwei ausstehenden Partien und fünf Punkten Vorsprung kann die Nationalelf ihre Russland-Reise nun im direkten Duell mit Nordirland am 5. Oktober in Belfast buchen. Die Torschützen des Abends in Stuttgart: Timo Werner mit einem Doppelpack, dazu Mesut Özil, Julian Draxler, Leon Goretzka und Mario Gomez.
Es ging jedoch um mehr als Tore. Um den guten Ruf. Und darum, die schlimmen Geschehnisse von Prag, als rund 200 Chaoten mit Pöbeleien und nationalsozialistischen Parolen höchst unangenehm aufgefallen waren, ins rechte Licht zu rücken. Die 53 814 Zuschauer wurden vor dem Anpfiff aufgefordert, sich eindeutig von den Krawallmachern zu distanzieren. "Lasst uns ein klares Zeichen setzen, dass wir so etwas wie in Prag nicht wollen", sagte der Stadionsprecher und erntete Beifall. Sein Beisatz: "Aus der schweigenden Mehrheit kann eine laute Mehrheit werden."
DFB-Fanclub zeigt Flagge gegen Fremdenhass
Mit einem Transparent zeigte der offizielle DFB-Fanclub Flagge: "Gegen Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung – der Fanclub ist bunt und steht hinter der Mannschaft". Teammanager Oliver Bierhoff kündigte an, man müsse "Maßnahmen finden, dass solche Dinge unterbunden werden". In Zukunft, bei Auswärtsspielen. Der DFB wird seine Lehren aus den Vorfällen gezogen haben. Es wurde schließlich ein fröhlich-festlicher Abend, in dem – zum Glück – der Fußball im Vordergrund stand. Tore, Tricks und ganz viel Liebe. Auch für den ehemaligen Stuttgarter Timo Werner waren in der Partie einige Gänsehaut-Momente, der Stürmer von RB Leipzig wurde mit lautstarken "Tiii-mo Wer-ner"-Sprechchören gefeiert. "Die Stimmung ist gigantisch, Timo hat sich das verdient", meinte RTL-Experte Jens Lehmann.
Anfang Juni in Nürnberg musste Werner gegen San Marino (6:0) deftige Pfiffe gegen sich ertragen. Die Anti-Werner-Stimmung war unter Fans in Mode gekommen – wegen seines Wechsels nach Leipzig im Sommer 2016 und verstärkt seit Dezember vergangenen Jahres, als er sich eine plumpe Schwalbe erlaubt hatte. Stuttgart war das erste Heimspiel seit Nürnberg, dazwischen lag der Confed Cup und die Partie in Prag – auch dort hatte Werner trotz seines Tores zum 1:0 von einigen Chaoten Beschimpfungen aushalten müssen. Womöglich hat der Appell von Sami Khedira geholfen, der am Sonntag gesagt hatte: "Einzelne Spieler zu beleidigen, nur weil sie in einem bestimmten Verein spielen, das geht gar nicht."
Bereits in der ersten Halbzeit waren die Skandinavier mit 4:0 auseinandergenommen worden. "Die Norweger wirken wie ein fußballerisches Stillleben", sagte Lehmann. Nach der Pause trafen noch der eingewechselte Goretzka plus Ländle-Liebling Gomez – fertig war das 6:0.
Vor Beginn des Spiels hing über der Gegengerade ein Plakat mit schwäbischer Sprachfärbung: "Wir sin die, wo g’winne welle – auf zur Titelverteidigung". In Stuttgart erwischte das DFB-Team eine perfekte Welle.
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