Der Zorn des Tigers: Gerland vermisst Dribbler und Mittelstürmer
Aspach - Es war eine heftige Abreibung für die deutsche U21, mit 0:4 unterlag das Team von Trainer Antonio di Salvo am Freitagabend Polen.
Doch Hermann Gerland, di Salvos Assistenzcoach, zeigte Milde. "Jeder, der Fußball gespielt hat, weiß, dass viel passieren und viel daneben gehen kann", sagte Gerland: "Junge Spieler sind enorm starken Leistungsschwankungen unterworfen. Der Gegner hat in allen Bereichen seine beste Verfassung gebracht."
Aus negativen Erlebnissen lerne man aber normalerweise mehr als aus positiven Erlebnissen, ergänzte Gerland. Am Dienstag strebt die deutsche Mannschaft zum Jahresabschluss einen Sieg in Ingolstadt gegen San Marino an. Es geht um Wiedergutmachung.
Gerland sorgt sich um die Ausbildung junger Spieler
Bei einem anderen Thema blieb Gerland hingegen alles andere als ruhig. Der langjährige Co-Trainer und Talentexperte des FC Bayern sorgt sich um die Ausbildung junger Spieler, Gerland vermisst vor allem Dribbler wie Mehmet Scholl oder Franck Ribéry.
"Ich denke, dass wir an verschiedenen Stellschrauben drehen müssen. Das Spiel Eins gegen Eins muss sehr früh geschult werden, wir müssen Zweikämpfe und den Ball in den Vordergrund stellen", sagte Gerland: "Wir müssen den Spielern beibringen, zu dribbeln. Wenn ich immer sage pass', pass', pass' und jedes Spiel mit zwei Kontakten mache, kann ich keinen Dribbler entwickeln." Der Zorn des "Tigers" Gerland.
Früher habe es auch in der Abwehr viele Spieler gegeben, die dribbeln konnten, sagte der 67-Jährige, der erst seit September dieses Jahres zum Team der U21 gehört: "Heute wird meistens nur noch versucht, alles im Verbund zu lösen."
"Ein Unding": Gerland kritisiert auch Talententwicklung beim FC Bayern
In der Ausbildung müsse laut Gerland daher früh der Fokus auf "Eins-gegen-Eins"-Duelle gelegt werden, außerdem Zweikämpfe und der Ball in den Vordergrund gestellt werden. "Wir müssen auch wieder Mittelstürmer ausbilden", betonte Gerland.
Und er weiß ja, wovon er spricht. Mit dem FC Bayern feierte Gerland zahlreiche Titel und war mit daran beteiligt, dass Thomas Müller, Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Mats Hummels oder David Alaba Weltkarrieren hinlegten.
Auch seinen Ex-Klub bedachte Gerland mit Kritik. "Die U19 des FC Bayern hat 29 Spieler im Kader. Das heißt, wenn der Trainer nicht auswechselt und alle sind gesund, schauen 18 davon zu. Das ist ein Unding für die jungen Leute. Die müssen Fußball spielen", erklärte Gerland.
Insgesamt gehe es darum, in Zukunft wieder mehr den einzelnen Spieler zu fördern. "Wir müssen dahin kommen, dass wir ganz klar sagen: Im Nachwuchsbereich steht die Ausbildung der Spieler im Vordergrund und nicht der Erfolg der Mannschaft", sagte Gerland.
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