Confed Cup 2017: DFB-Team will gegen Chile den Titel gewinnen

Für den Triumph beim Confed Cup, die Krönung des kleinen, deutschen Sommermärchens, pfeift der Weltmeister sogar auf den Titelfluch. Der Gewinner des 8,6 Kilogramm schweren und 40 Zentimeter großen Goldpokals holte ein Jahr später nie den WM-Titel – egal! "Wir waren auch die erste europäische Mannschaft, die in Südamerika eine WM gewonnen hat. Es ist schön, Regeln zu brechen", sagte Teammanager Oliver Bierhoff vor dem Finale am Sonntag gegen Chile (20 Uhr/ZDF). Und Bundestrainer Joachim Löw meinte: "In der Vergangenheit haben wir schon einige Dinge durchbrochen – warum nicht auch das?"
Die deutschen Fußball-Rowdies, die Rekordbrecher, die zum ersten Mal überhaupt den Confed Cup holen könnten: Wer soll sie nach dem 4:1 im Halbfinale gegen Mexiko noch stoppen? "Wir", entgegnete Chiles Anführer Arturo Vidal. "Chile wird dieses tolle Finale gewinnen." Ziemlich optimistisch, der "Krieger" des FC Bayern. Denn nach den bisherigen Eindrücken des Turniers geht Deutschland nicht als Außenseiter ins Spiel.
Goretzka: "Das ist pure Werbung für den deutschen Fußball"
"Wir haben jetzt nur noch ein Ziel: den Pokal zu gewinnen. Jeder wird sich gerne nochmal quälen", sagte Kapitän Julian Draxler, der sich in einem offenen Brief an Gastgeber Russland wandte: "Wir bedanken uns für eine tolle Organisation, für die vielen helfenden Hände überall und für ein immer vorhandenes Gefühl der Sicherheit", schrieb Draxler. "Man sagt, der Confed Cup sei ein Testlauf für die WM. Nach drei Wochen können wir sagen: Russland hat den Test mit Bravour bestanden."
Am Freitag verließ Löws Truppe das Mannschaftsquartier in Sotschi, flog weiter nach St. Petersburg, in die Zarenstadt, die Endspielstadt. "Wir hatten eine sehr schöne Zeit hier. Jetzt geht es darum, diese Zeit noch zu vergolden", sagte Leon Goretzka, einer der Helden des Turniers.
Mit zwei frühen Toren hatte Goretzka die DFB-Elf gegen Mexiko in Führung gebracht, der Auftritt des (Noch)-Schalkers stand symbolisch für das gesamte deutsche Team: mutig, dynamisch, gierig stürmte Goretzka auf das mexikanische Tor zu, schloss cool und reif ab. "Das ist pure Werbung für den deutschen Fußball", sagte Goretzka.
Von einem Fußball-Wunder wollte Löw nicht sprechen – aber überrascht sei er schon. "Dass wir im Finale sind, hat keiner voraussehen können, das war auch gar nicht das Thema. Wir wollten uns entwickeln", sagte der Bundestrainer. Das gelang bravourös. Es sei eine verschworene Einheit entstanden, "sie kämpfen füreinander, sind ehrgeizig und hungrig".
Ähnlich dachten die Weltmeister in der Heimat. "Fiiiiiiinnaaaaalleeeeee! Super gemacht", schrieb Thomas Müller bei Twitter, Sami Khedira gratulierte zu einer "Top-Leistung", Jérôme Boateng war "stolz" und Mesut Özil "glücklich".
Einige Weltmeister müssen nun sogar um ihren Platz zittern, der Konkurrenzkampf ist ausgeprägt wie nie. Löw darf sich deshalb schon jetzt als großer Gewinner des Russland-Abenteuers fühlen. "Diese Erfahrung in einem Fifa-Turnier ist wahnsinnig wertvoll und wird den jungen Spielern helfen, bei ganz großen Turnieren ihren Mann zu stehen", sagte er. Bierhoff merkte an, dass der Bundestrainer nun eine "schöne Wahl" habe: "Jeder hat sich hier bewährt." Neben Goretzka auch Draxler, Joshua Kimmich, Jonas Hector, Timo Werner und Lars Stindl.
Zunächst soll der Confed-Cup-Titel her. "Dieser Drang, das Spiel gegen Chile zu gewinnen, ist groß", sagte Löw. Er erwartet gegen Vidal und Co. nach dem 1:1 beim Gruppenspiel einen weiteren "Abnutzungskampf. Wir werden alle Hände voll zu tun haben, gegen Chile gut zu verteidigen. Das wird ein Spiel mit offenem Visier."
Doch die Gier nach dem goldenen Pokal ist riesig. "Jetzt", sagte Kimmich mit leuchtenden Augen, "wollen wir dem Ganzen noch die Krone aufsetzen." Wer fürchtet sich schon vor einem Titelfluch?
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