Blues Pills: "Zlatan ist ein Rocker"

Die Schwedin Elin Larsson ist die Sängerin der Retrorock-Sensation „Blues Pills“, der Franzose Dorian Sorriaux ist der Gitarrist der Band. Das neue Album „Lady In Gold“ erscheint am 5. August. MIt der Az sprachen sie über Schweden und ihren Helden Zlatan Ibrahimovic.
AZ: Gute Rockmusik wie die der Retrorock-Sensation Blues Pills beinhaltet stets ein Element der Rebellion, der größte Rebell im Fußball ist Zlatan Ibrahimovic, der ist, wie Sie, Elin, Schwede.
ELIN LARSSON: Er wird verehrt. Er kann tun, was er will, die Schweden lieben ihn. Es gibt sogar ein Lied über ihn: „Ich liebe dich, Zlatan Ibrahimovic“. Das ist der Titel, das sage nicht ich. Aber ich finde ihn gut, er sieht gut aus, ist ein Rocker, ein Rock ‘n’ Roller. Wobei ich zugeben muss, dass ich eher ein Fan von Frederik Ljungberg war. Nicht, weil er ein toller Spieler war, sondern weil ich ihn als Mann heiß fand. (lacht)
Was hält der Franzose in der Band von Ibrahimovic?
DORIAN SORRIAUX: Mein Onkel ist der größte lebende Zlatan-Fan. Er redet andauernd über ihn. Als Kind liebte ich Fußball. Ich bin aber kein Freund von Wettkämpfen. Der Wille, jemanden zu besiegen und sich darüber zu definieren, ist mir fremd. Es nährt das Ego, tut aber deiner Seele nicht gut.
LARSSON: Ich liebe Wettkämpfe! Aber ich bin ein schlechter Verlierer. Wenn wir Karten spielen, bezichtige ich alle, die mich schlagen, dass sie bescheißen. Und ich bin ein schlechter Gewinner. Selbst wenn ich nicht siege, bin ich der Typ, der den Ergebniszettel aufhängt und meinen Namen mit Marker anstreicht, obwohl ich Vorletzter bin.
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Ein Fußballteam ist ein enge Gemeinschaft, Sie müssen das auf Tour auch sein. Was ist für den Umgang auf engem Raum am Wichtigsten?
LARSSON: Das man jedem den Raum lässt, den er braucht.
SORRIAUX: Respekt. Und eine sehr wichtige Regel. (lacht)
LARSSON: Bei uns im Bus gibt’s eine goldene Regel. Wer einen fahren lässt, muss es eingestehen, bevor es jemand riecht. Und der Übeltäter muss das Fenster aufmachen. Ich hoffe, die Fußballer halten sich an diese Regel, dann steht dem Erfolg nichts im Weg. (lacht) Was ist typisch schwedisch?
SORRIAUX: Die Schweden begegnen dir mit Respekt. Sie ruhen mehr in sich als die Franzosen, da ist jeder laut. In Schweden prahlt keiner. Dort sagt einer, dass er ein bisschen Gitarre spielen kann – und dann ist er grandios. In Frankreich sagte einer: Ich bin Musiker, der kann aber nur „Smoke on the Water“ zupfen.
LARSSON: Typsch sind für uns Kaffeepausen, da gibt es meist Muffins dazu. Das machen wir dauernd, auch während der Arbeit. Und der Neid auf die norwegische Natur. Die Landschaft dort ist unglaublich, und wir müssen uns mit dem begnügen, was wir haben. Das gehört zum Schwedensein dazu.
Was ist typsich französisch?
SORRIAUX: Sehr lange Mittagspausen! Da steht für uns die Welt einfach still.
LARSSON: Das Essen! Ich habe auf der Frankreich-Tour viel zugenommen. Die Jungs sagten, Elin, wie kannst du so viel essen? He, es war so gut! In Schweden ist Essen eine Notwendigkeit, Teller auf den Tisch, essen, wegschieben, aufstehen.
Wie wichtig ist für Frankreich die Ausrichtung der EM nach den Attentaten in Paris, die die Nation erschüttert haben?
SORRIAUX: Es ist gut, dass Frankreich versucht, sein normales Leben weiterzuführen und als Nation nicht von den Werten abweicht, die es ausmacht. Aber nichts kann ungeschehen machen, was passiert ist. Es sind Wunden, die nie heilen werden, die ein Teil unserer kollektiven Geschichte sind. Aber man darf sich im Angesicht dieser Verbrecher nicht verstecken. Die Eagles of Death Metal, bei deren Konzert im Bataclan das Massaker verübt wurde, sind dort wieder aufgetreten. Sie haben all die Leute, die an diesem fürchterlichen Tag da waren, eingeladen. Es war ein Zusammenkommen der Überlebenden, die ein Zeichen gesetzt haben: Wir beugen uns nicht. Die EM kann die Vergangenheit nicht ändern, aber sie bringt ein Stück Normalität zurück.
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LARSSON: Die bösen Menschen werden nicht einfach verschwinden, wir müssen ihnen eine Mauer des Guten, der Güte, der Menschlichkeit entgegensetzen.
Sie kennen die Band White Miles, die Vorgruppe der Eagles of Death Metal an diesem Tag waren, sehr gut.
SORRIAUX: Stimmt, wir waren mit ihnen zwei Monate auf Tour, es sind sehr gute Freunde.
LARSSON: Wir saßen Wochen danach zusammen und haben darüber das gesprochen. Der Drummer sagte mir: „Elin, das Leben ist wie Berg. Wenn man abstürzt, muss man aufstehen und ihn wieder erklimmen. Keiner hat gesagt, dass es einfach ist, den Berg des Lebens zu besteigen, aber es ist lohnend.“ Das waren Worte, die mich beeindruckt haben. Ein Konzert ist eine Zelebration des Miteinanders. Menschen aller Klassen, Schichten, Rassen kommen zusammen. Niemand hat das Recht, anderen mit Gewalt seine Vorstellungen dieser Welt aufzudrängen. Wir haben alle fast die identische DNA, also hören wir auf, uns über Unterschiede zu definieren, sondern über das, was wir gemein haben.
Der Titelsong des neuen Albums „Lady in Gold“ handelt vom Tod.
LARSSON: Der Tod wird immer nur schwarz, düster, furchterregend porträtiert.Ich wollte dem einen positivere Note geben, Daher die Farbe Gold. In dem Song verbreitet die Lady die Message: Wer sich der Angst ergibt, verpasst das Leben. Diese Angst tötet dich stückweise vor deiner Zeit.
Haben Sie Angst vor dem Tod?
Ja. Aber der Tod ist immer um uns herum. Er ist eine der wenigen Sachen, auf die man sich im Leben verlassen kann. Der Tod, er wird immer auf dich warten, egal, wie oft du ihn versetzt (lacht). Die Lady in Gold wird dich auf der anderen Seite empfangen. Das Bild gefällt mir viel besser als der Sensenmann, der auf die wartet.