"Abläufe verbessern": Die EM-Baustellen von Julian Nagelsmann

Trotz der gewonnen Generalprobe der DFB-Elf gibt es für Bundestrainer Julian Nagelsmann noch viel zu tun. Die Abwehr wirkt plötzlich schläfrig, das Duo Wirtziala harmoniert nicht mehr. Dafür stechen die Joker.
Kilian Kreitmair
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Sah gegen Griechenland noch kein Offensivfeuerwerk vom DFB-Team: Bundestrainer Julian Nagelsmann.
Sah gegen Griechenland noch kein Offensivfeuerwerk vom DFB-Team: Bundestrainer Julian Nagelsmann. © IMAGO/osnapix

München - Es ist fast schon Tradition beim DFB, dass der letzte Test vor großen Turnieren gewonnen wird. Genauer gesagt, ging Deutschland bei den letzten acht (!) Generalproben als Sieger vom Platz. Doch, während die Nationalmannschaft vor dem WM-Titelgewinn 2014 noch Armenien souverän mit 6:1 vom Hof fegte, mühte sich die Truppe von Julian Nagelsmann am Freitag zu einem 2:1-Sieg gegen Griechenland.

Nagelsmann will gegen Schottland auf ähnliche Startelf wie gegen Griechenland setzen

"Wenn wir heute 6:0 gewinnen und gegen Schottland verlieren, sagt keiner, das in Gladbach war ein super Spiel", resümierte der Bundestrainer. Recht hat er, doch zeigte die Partie, dass Nagelsmann in der letzten Trainingswoche vor dem Auftaktspiel noch alle Hände voll zu tun hat. Denn das Ziel ist klar: Deutschland will mit einem Sieg gegen die Schotten in die Heim-EM starten.

Groß rotieren will der DFB-Coach am Freitag nicht mehr. "Die Startelf ist nicht in Stein gemeißelt, aber sie wird ungefähr so aussehen wie gegen Griechenland", verriet Nagelsmann. Lediglich Bayern-Flügelflitzer Leroy Sané oder Stoßstürmer Niclas Füllkrug könnten noch den Sprung in die erste Elf schaffen. Deshalb gilt es in den kommenden Trainingstagen vor allem ein Rezept für tiefstehende, leidenschaftlich verteidigende Mannschaften zu finden.

Musiala und Wirtz hinken noch der EM-Form hinterher

Denn auch gegen Schottland, Ungarn und die Schweiz wird das DFB-Team ein Abwehrbollwerk erwarten. Um das zu knacken, braucht es zündende Ideen, die bisher Mangelware sind. Vor allem aus Leverkusens Meisterheld Florian Wirtz muss Nagelsmann noch den ein oder anderen Prozentpunkt rauskitzeln. Der 21-Jährige blieb zu oft hängen, wirkte nach der langen Saison mit der Werkself ausgelaugt. Auch sein kongenialer Sturm-Partner Jamal Musiala hatte noch reichlich Luft nach oben.

"Ich hatte ein paar Ballverluste, die ich normalerweise nicht machen würde", zeigte sich der Bayern-Youngster nach der Partie selbstkritisch, betonte aber: „Lieber jetzt die Lernkurve nehmen, bevor das Turnier startet.“ Damit diese Kurve in den nächsten Tagen möglichst steil verläuft, hat Nagelsmann neben Sandro Wagner einen weiteren inoffiziellen Co-Trainer an seiner Seite.

Noch nicht in EM-Form: Jamal Musiala und Florian Wirtz.

Müller gibt beim DFB-Team den inoffiziellen Co-Trainer

Routinier Thomas Müller tauschte sich während des Spiels gegen die Griechen immer wieder mit dem gebürtigen Landsberger aus, gab ihm den ein oder anderen Tipp. Es war dem Bayern-Spieler anzusehen, dass er seine neue Rolle als Bindeglied zwischen Mannschaft und Trainerteam akzeptiert, darin aufgeht.

Sollte das DFB-Team in der Gruppenphase trotz des Müller-Spirits kein Offensivfeuerwerk abbrennen, dann sollen wenigstens drei Dreier her. "Am Ende ist es auch in den Gruppenspielen pragmatisch. Du musst einfach ein Tor machen", erklärte Nagelsmann. "Wenn wir dreimal mit 2:1 gewinnen, dann würde ich das jetzt unterschreiben."

Deutschland bleibt anfällig für blitzschnelle Konter

Die Aussage zeigt: Drei Siege werden alles andere als leicht, auch wenn die Gruppengegner noch nicht die größten Namen haben. Denn vor allem gegen vermeintliche Underdogs tat sich die Nationalmannschaft zuletzt schwer. Warum eigentlich, Herr Nagelsmann? "Der Gegner kann meistens einfach befreiter aufspielen", antwortete der Bundestrainer.

Als Vergleich brachte er die Geschichte David gegen Goliath, bei der der Underdog bekanntlich gewinnt. Um das bei der EM zu verhindern, gilt es auch in der Defensive noch die ein oder andere Baustelle zu beheben. Vor allem bei blitzschnellen Kontern über die Außenbahnen zogen die DFB-Adler gegen Griechenland immer wieder den Kürzeren. Eine Waffe, die auch der ein oder andere Gegner in der Gruppenphase gegen die Nagelsmann-Truppe anwenden könnten. Vor allem Maximilian Mittelstädt und Joshua Kimmich müssen deshalb hellwach sein.

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Tah und Rüdiger haben noch Abstimmungsprobleme 

"Vielleicht war es nochmal so ein kleiner Warnschuss", sagte der Linksverteidiger des VfB Stuttgart, der gegen Griechenland reichlich Probleme auf seiner Seite hatte. Aber auch das Innenverteidiger-Duo, bestehend aus Antonio Rüdiger und Jonathan Tah, machte noch nicht den sichersten Eindruck.

Es wirkte über Phasen, als würden Tah und Rüdiger noch die Feierlichkeiten der vergangenen Wochen nachhängen. Vor allem der Verteidiger der Königlichen stand häufig zu hoch, hatte Abstimmungsprobleme mit Tah. "Wir dürfen nicht zu sehr mit dem offenen Visier spielen", mahnte sein Cheftrainer. "Wir brauchen noch Minuten, um die Abläufe zu verbessern."

Noch nicht spritzig genug: Innenverteidiger Jonathan Tah.

Nagelsmann über die Heim-EM: "Glaube ist da"

Hoffnung dürfen den DFB-Fans dagegen die Joker machen. Die Einwechslungen von Benjamin Henrichs, Leroy Sané und vor allem Pascal Groß brachten frischen Wind und Tore. "Er hat mir gesagt, dass ich ein Spieler bin, der zu jeder Zeit bereit sein soll", sagte Groß, der die Aufgabe direkt in die Tat umsetzte und die Nationalmannschaft mit einem satten Volleytreffer zum Sieg schoss. Auch die anderen Einwechselspieler scheinen ihre Rolle zu akzeptieren, stellten sich in den Dienst der Mannschaft.

Weiterer Positivpunkt: Eine Qualität, die der Nationalmannschaft in den vergangenen Jahren abhandengekommen zu sein schien, ist zurück. Die Nagelsmann-Truppe hat gezeigt, dass sie durchaus Nehmer-Qualitäten hat, in der Lage ist, Spiele zu drehen. „Der Glaube ist da, wir können Großes erreichen“, betonte der Bundestrainer. Ob dieser Glaube reicht, um erfolgreich am Ende den EM-Titel zu feiern? 

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  • Bayernfan69 am 11.06.2024 22:52 Uhr / Bewertung:

    Ich würde sagen, alles verbessern, Angriff, Torschüsse und Abwehr.

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