2:2 gegen Ungarn: Leon Goretzka erlöst Jogi Löw! Reicht das für England?

Die Joker des Bundestrainers stechen: Der Bayern-Star verhindert nach doppeltem Rückstand mit seinem Tor zum 2:2 gegen Ungarn ein deutsches Aus in der Gruppenphase - und das vorzeitige Ende der Ära Löw.
von  Patrick Strasser
Die DFB-Elf feiert das vielleicht wichtigste Tor seiner Karriere: Bayern-Star Leon Goretzka und sein später Schuss ins Glück. Mit seiner Einwechslung hatte der Bundestrainer sein Goldenes Händchen bewiesen.
Die DFB-Elf feiert das vielleicht wichtigste Tor seiner Karriere: Bayern-Star Leon Goretzka und sein später Schuss ins Glück. Mit seiner Einwechslung hatte der Bundestrainer sein Goldenes Händchen bewiesen. © imago images/ULMER Pressebildagentur

München - Das war knapp. Beinahe wäre es der deutschen Nationalelf und Bundestrainer Joachim Löw aber so richtig nass ´nei gegangen, doch am Ende konnte man den einen nötigen Punkt und damit Platz zwei doch noch ins Trockene bringen.

Durch das nervenaufreibende 2:2 (Torschütze Leon Goretzka in der 84. Minute) im dritten Gruppenspiel gegen Außenseiter Ungarn wurde in einem Kraftakt das erneute Vorrunden-Aus wie bei der WM 2018 in Russland gerade noch vermieden. Nun geht es am Dienstag in London gegen England (18 Uhr). Vielleicht löst sich mit der Doch-Noch-Qualifikation und dem Überwinden der psychologisch wohl sehr hohen Hürde Gruppenphase der Knoten. Fast k.o. - und jetzt in der K.o.-Phase.

Sané rückt für angeschlagenen Müller in die Startelf

Löw nahm doch nur eine Änderung gegenüber den Startelf-Aufstellungen aus dem enttäuschenden Frankreich-Spiel (0:1) und der Explosion gegen Portugal (4:2) vor: Für den verletzten Thomas Müller, der überraschenderweise trotz seiner Kapselverletzung im Knie auf der Bank saß, durfte Leroy Sané beginnen, im rochierenden Dreierangriff an der Seite von Kai Havertz und Serge Gnabry.

Nach einer ersten Chance von Joshua Kimmich, die Ungarns Torhüter Gulacsi parieren konnte (4.), folgte in der elften Minute der Schock für die DFB-Elf. Ein Gegentor, viel zu simpel für solch einen Anlass. Kein Zugriff, daher: Flanke, Kopfball, Tor.

Die eiskalte Dusche im Detail, ein Tor made by Bundesliga: Der Freiburger flankte Sallai aus dem rechten Halbfeld in den Strafraum, der durchgestartete Mainzer Szalai köpfte rechts neben Manuel Neuer ein. Hauptschuldig zwei Drittel der Dreierkette. Matthias Ginter hob bei der Flanke das Abseits auf, Mats Hummels war viel zu weit weg von Gegenspieler Szalai.

Das 0:1 - gegen diese Ungarn, die sich mit der Errichtung eines Bollwerks auskennen, siehe das 1:1 gegen Frankreich. Hummels traf per Kopf den Pfosten (21.) - mehr Gefahr war nicht wirklich.

Regenbogen-Flitzer sorgt während Nationalhymne für Aufregung

Ab rund eine Stunde vor Anpfiff fiel der Regen aus allen Wolken. Dazu das seit zwei Abenden übliche Nacht-Gewitter. Fritz-Walter-Wetter eben. Man hatte Herbert Zimmermann und seine legendäre Radio-Reportage vom WM-Finale 1954 im Ohr: "Keiner wankt, der Regen prasselt unaufhörlich hernieder..."

Am Montagabend in München wartete jeder auf einen ganz speziellen Gast: Nicht Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban, der hatte ja abgesagt, weil ihm das alles zu bunt wurde, sondern der Kumpel vom Fußballgott, Abteilung Wetter. Ein Regenbogen als himmlisches Zeichen?

Sehr irdisch kam dann ein Flitzer samt Regenbogen-Fahne von der Gegentribüne daher, der sich während der Hymnen vor den Teams inszenierte. Er wurde unter Applaus abgeführt.

Aufregung vor Anpfiff: Ein Flitzer in Deutschland-Trikot und mit Regenbogenflagge wird rasch vom Ordner eingefangen.
Aufregung vor Anpfiff: Ein Flitzer in Deutschland-Trikot und mit Regenbogenflagge wird rasch vom Ordner eingefangen. © imago images/Schüler

Ab Mitte der ersten Halbzeit kam das Unwetter über Fröttmaning hernieder. Donnergrollen, Blitze, Starkregen. Fans im Unter- und Mittelrang flüchteten in den Schutz des Umlaufs. An ein normales Fußballspiel war zwischendrin nicht zu denken, unterbrochen wurde nicht. Löw stand im Regen. Oder hatte er in seinem 197. Länderspiel als Bundestrainer schon die Losung gegeben? Nach mir die Sintflut?

Nach dem Führungstreffer: DFB-Elf kassiert sofort den Ausgleich

Halbzeit. Ein Königreich für einen Fön, frische, also trockene Trikots - und ein Tor. Parallel immer wieder der Blick nach Budapest zum Duell der Franzosen mit Portugal. Bangen und flanken.

Leon Goretzka kam, Joker Nummer eins. Nach einer Kroos-Flanke sprang der Leipziger Gulacsi mit der Faust am Ball vorbei, Hummels köpfte Richtung Tor, Havertz nickte über die Linie - 1:1 (66.). Zurück im Glück? Doch zwei Minuten später im Gegenzug das 1:2 als Sané viel zu passiv agierte vollendete Schäfer eine Vorlage von Szalai per Kopf am herausstürzenden Neuer. Unfassbar.

Plötzlich zurück im Spiel: Kai Havertz trifft zum zwischenzeitlichen 1:1, bereits sein zweites Tor in diesem Turnier.
Plötzlich zurück im Spiel: Kai Havertz trifft zum zwischenzeitlichen 1:1, bereits sein zweites Tor in diesem Turnier. © picture alliance/dpa

Wieder anrennen gegen das Aus, nun mit den eingewechselten Müller und Werner. Später mit Küken Musiala und Volland. Doch dann kam Retter "Goalretzka" mit seinem abgefälschten Rechtsschuss, das erlösende 2:2.

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