FCBB-Neuzugang Jaramaz ist Bayerns kleiner Lucic
München - Eine knappe Minute vor Ende der regulären Spielzeit lagen die Basketballer des FC Bayern noch mit 52:56 gegen Gießen zurück. Es drohte nach einem ohnehin bereits gründlich misslungenen Saisonstart der nächste Tiefschlag.
Ognjen Jaramaz: "Ich habe am Ende meinen Rhythmus gefunden"
Aber Ognjen Jaramaz wollte dieses Spiel einfach nicht verlieren. Also übernahm der Neuzugang von Partizan Belgrad die Verantwortung und traf doch noch zum 56:56-Ausgleich. In den folgenden fünf Minuten der Verlängerung erzielte er zehn seiner 18 Punkte und sicherte Bayern einen fast schon nicht mehr für möglich gehaltenen Sieg.
"Ich habe am Ende meinen Rhythmus gefunden", sagte Jaramaz und fügte fast ein wenig verlegen hinzu: "Heute war mein Tag in der Overtime, ich habe ein paar Punkte gemacht, und wir haben gemeinsam gewonnen. Das fühlt sich gut an." In der Rolle, den Matchwinner auf dem Court zu geben, fühlt sich der 26 Jahre alte Serbe aber ganz offensichtlich deutlich wohler, als dabei, sie hinterher neben dem Feld zu erklären.
Ognjen Jaramaz: "Wir haben eine ausgezeichnete Teamchemie"
"Für unser Selbstbewusstsein ist der Sieg enorm wichtig, weil wir einige gute Spiele hatten, die wir verloren haben", führte Jaramaz aus und lobte den Zusammenhalt trotz der Niederlagen: "Wir haben eine ausgezeichnete Teamchemie und werden ganz sicher noch enger zusammenwachsen - und auch bessere Resultate dafür bekommen." In der Euroleague, wo die Bayern aktuell noch ohne Sieg und stattdessen mit vier Niederlagen dastehen, war das bislang nicht der Fall.
Nach dem Doppelspieltag bei Kasan und St. Petersburg präsentierte sich der FCBB am Sonntag vor allem in der Offensive katastrophal und wurde mit nur 56 Punkten nach 40 Minuten den eigenen Ansprüchen zu keinem Zeitpunkt gerecht. Unterm Strich stand: miserabel gespielt, aber trotzdem gewonnen.
Bayern-Coach Trinchieri: "Wir haben einen Weg gefunden, zu gewinnen"
Genau daran fand Chefcoach Andrea Trinchieri besonders Gefallen. "Das ist das Beste, was uns in diesem Moment passieren konnte - ein Sieg in einem super-schwierigen Spiel, um mehr Selbstvertrauen aufzubauen", sagte der Italiener und überraschte ein wenig mit der Einordnung dieses eigentlichen Pflichterfolgs.
"Das ist einer der Siege, die am süßesten schmecken, seitdem ich hier bin", sagte Trinchieri und sprach von einem "Spiel, das wir eigentlich verlieren mussten". Er verwies dabei auf den Spielverlauf und die kräftezehrende Russland-Reise mit zwei Spielen, "die uns mental und körperlich entleert haben. Doch wir haben einen Weg gefunden, zu gewinnen".

Zu dem komplett misslungenen Saisonstart sagte er: "Es liegt nicht am Einsatz der Spieler, sondern an der Situation, deren Parameter verrückt und nicht zu kontrollieren sind." Trinchieri zählte dabei sämtliche Aus- und Coronafälle auf, die sein Team ereilten. Dank Jaramaz konnte er das zumindest nach einem Sieg tun.
Der Serbe, den alle "Ogi" nennen, entpuppt sich immer mehr als Glücksgriff. Mit Corey Walden, der von Roter Stern ebenfalls im Sommer nach München wechselte, hat er bereits vor zwei Jahren sehr erfolgreich unter Trinchieri gespielt. Nun ist die Belgrad-Connection bei Bayern wieder vereint und harmoniert gleich auf Anhieb wieder bestens.
Was Ognjen Jaramaz und Vladimir Lucic verbindet
Zu der gehört auch Co-Kapitän Vladimir Lucic, der bei Partizan einst mit Jaramaz' Bruder Nemanja spielte. "Er hat mir bei vielen Dingen hier geholfen, auf und neben dem Court, ist immer für mich da", sagt Jaramaz über Lucic, dem er nicht nur optisch etwas ähnelt.
Mit 1,93 Meter ist er zwar elf Zentimeter kleiner, spielt aber mit ähnlich großem Einsatz und übernimmt - wie gegen Gießen - in entscheidenden Situationen Verantwortung. "Ich mag es, diese Dinge zu tun - und er auch", sagte Jaramaz, "was den Charakter angeht, bin ich ihm also vielleicht ein bisschen ähnlich."
Zusammenspielen konnten die beiden aufgrund Lucics anhaltender Zwangspause noch nicht. "Ich freue mich schon darauf", sagte Jaramaz. Damit dürfte er seinem Trainer aus der Seele sprechen.
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