FC Bayern: Anton Gavel über Sasa Djordjevic und Eurocup gegen Malaga

AZ: Herr Gavel, wie fällt mit etwas Abstand Ihr Fazit des Pokalwochenendes aus?
ANTON GAVEL: Wenn man ein Finale verliert und auch die Art und Weise sieht, wie wir es verloren haben, dann ist das bitter. Man kann in Deutschland nicht so viele Trophäen in der Saison gewinnen. Von daher überwiegt schon die Enttäuschung.
Hat Ihnen die Spielpause von knapp einer Woche geholfen, die zu verarbeiten?
Körperlich hat die Pause schon gut getan. Wir hatten Zeit, darüber nachzudenken, was wir hätten besser machen können. Ich hätte aber am liebsten gleich weitergespielt, um das Finale in Vergessenheit zu bringen.
Vor allem den letzten Bayern-Angriff zehn Sekunden vor Schluss?
Es wäre zu einfach, alles auf den letzten Angriff zu schieben. Die Chance zum Sieg war da, und wir haben sie nicht genutzt. Wir haben schon vorher viele andere Fehler gemacht. Immer, wenn wir bis auf einen Punkt dran waren, kam eine Antwort von Bamberg.
Johnson kein Sündenbock
Wie war Ihr Eindruck von Nick Johnson, der sich in dieser Szene gegen einen Pass entschied und den entscheidenden Wurf vergab, in dieser Woche?
Ihm Vorwürfe zu machen wäre falsch und nicht fair. Nick hat uns gegen Alba ins Finale getragen, er ist nicht unser Sündenbock für die Niederlage. In solchen entscheidenden Momenten passiert so etwas eben mal.
Glauben Sie, er wird das so einfach hinter sich lassen können?
Wir können jetzt alle trauern und uns damit das nächste Ziel versauen. Oder wir versuchen es vergessen zu machen und uns komplett auf Malaga zu fokussieren. Momentan ist das Wichtigste, in den Gedanken nicht beim Pokal-Finale zu bleiben.
Im Eurocup-Viertelfinale spielen Sie am Dienstag (20 Uhr) gegen Malaga. Sie sind – nach den beiden Siegen in der Vorrunde – der Favorit, oder?
Wir sind schon der Favorit. Aber, man hat auch gegen Alba gesehen, dass es immer schwieriger ist, mehrmals auf ein Team zu treffen. Da können sich die Gegner besser auf uns einstellen und wissen, was auf sie zukommt. Spanische Teams sind immer schwer zu spielen. Mit Nedovic haben sie jetzt noch an Stärke gewonnen, Omic verpflichtet. Es werden also ganz andere Spiele. Das wichtigste Spiel ist das erste Spiel zu Hause, da müssen wir unser Heimrecht der Best-of-three-Serie verteidigen und bereit sein.
Heimvorteil "ein Faktor"
Den Heimvorteil hätte der FC Bayern theoretisch bis ins Halbfinale.
Das ist sicher ein Faktor, nützt uns aber nichts, wenn wir das erste Spiel zu Hause verlieren würden. Da müssen wir das bestätigen, wofür wir die ganze Saison gekämpft haben. Ansonsten wäre unsere ungeschlagene Top-16-Runde für nichts.
Ist der Titel im Eurocup für Bayern möglich?
Die Malaga-Serie ist jetzt die entscheidende. Wenn wir die gewinnen, können wir vielleicht auch mal über den Titel reden. Im Moment ist es noch zu früh dafür. Ins Halbfinale zu kommen, wäre etwas Besonderes.
Welcher Faktor könnte Maik Zirbes dabei werden?
Maik ist wegen seiner Verletzung noch nicht auf seinem Roter-Stern-Niveau. Wenn wir ihn da hinbekommen, wie er in den vergangenen zwei Jahren gespielt hat, ist es außer Frage, was für Qualitäten er hat. Er muss einfach nur gesund sein, dann werden wir den wahren Mai Zirbes sehen. Ihn auf dem Feld entsprechend einzusetzen fällt als Guard auch in Ihren Aufgabenbereich. Vor allem bei Roter Stern Belgrad wurde er hervorragend in Szene gesetzt. Das ist jetzt natürlich auch unsere Aufgabe. Wir wissen, was wir an ihm haben, er ist einer der besten Center Europas.
Wie ist für Sie als Aufbauspieler die Zusammenarbeit mit ihrem Coach Sasa Djordjevic, der früher selbst ein Weltklasse-Guard war?
Ehrlich gesagt war das am Anfang ziemlich schwierig für mich, weil ich eben wusste, dass er die Aufgaben auf dieser Position auf dem höchstmöglichen Niveau gelöst hat. Da habe ich schon oft gedacht: „Oh, mein Gott. Wie hätte er das denn gemacht?“ Das war am Anfang eine Hürde. Darüber habe ich auch mit ihm gesprochen. Man kann aber von seiner Erfahrung nur profitieren, lernen, bekommt wertvolle Tipps. Er weiß natürlich ganz genau, wie man diese Rolle am besten ausfüllt. Das ist nicht gerade einfach von meinem Kopf her, weil ich es gerne so machen würde, wie er sich das vorstellt – und seine Ansprüche eben die höchsten sind. Die habe ich aber auch an mich selbst.