Bayern-Basketballer Lucic: "Ich habe nach wie vor mit Covid zu kämpfen"
München - AZ-Interview mit Vladimir Lucic: Der 32-Jährige spielt bereits seit 2016 beim FC Bayern Basketball.
AZ: Herr Lucic, zuletzt gelangen Ihnen mit den Basketballern des FC Bayern zwei Heimsiege in der Euroleague. Ist Bayern damit in dieser Saison nun zurück in der Spur?
VLADIMIR LUCIC: Ich hatte eigentlich nie das Gefühl, dass wir nicht mehr in der Spur waren. Ich mag es überhaupt nicht, irgendwelche Entschuldigungen als Ausreden zu nutzen. Aber es ist nun mal Fakt, dass wir ein paar Probleme mit Corona und Verletzungen hatten. Es ist hart für ein Team, wenn gleich drei wichtige Spieler für drei, vier Wochen ausfallen und dann noch mit Covid-Nachwirkungen in die Saison gehen. Trotzdem haben wir ein paar gute Spiele abgeliefert, die wir teilweise leider in den letzten Sekunden verloren haben.
Gegen Fenerbahce und Panathinaikos lief es andersrum.
Nach ein paar bitteren Niederlagen waren diese Siege sehr wichtig. Gegen Madrid haben wir mit dem letzten Wurf verloren und in Monaco gegen ein wirklich starkes Team. Das kann passieren. Die Niederlage im Pokal gegen Chemnitz war dagegen ein schwerer Schlag für uns. Unser Team hat aber Charakter gezeigt und nach zwei ziemlich harten Wochen zurückgeschlagen. Solche Siege heilen unsere Wunden.
Aus dem Pokal sind sie jetzt aber ausgeschieden.
Das hätte uns trotz des Terminstresses als Titelverteidiger nicht passieren dürfen. Wir haben den mit den wenigsten Siegen am einfachsten zu erreichenden Titel verspielt. Wir wissen, wie wichtig es für Bayern ist, die nationalen Wettbewerbe zu dominieren.
Lucic: Keine fest definierten Ziele in der Euroleague
Ist es jetzt noch wichtiger, vor allem auch in der Euroleague erfolgreich zu sein? Vor dem Spiel bei ZSKA Moskau (18 Uhr) steht Bayern bei fünf Siegen und sechs Niederlagen.
5:6 klingt schon mal besser als 0:4. Wir müssen aber weiter Boden auf die anderen Teams gutmachen und haben einen langen Weg vor uns. Den wollen wir auch bei ZSKA Moskau weitergehen, auch wenn es nicht gerade eine einfache Aufgabe ist.
Sind die Euroleague-Playoffs wieder ein realistisches Ziel?
Wir haben in der Euroleague eigentlich keine fest definierten Ziele. Ich bin in der sechsten Saison hier. Es ist noch nie jemand gekommen und hat irgendein bestimmtes Ziel vorgegeben, das wir unbedingt erreichen müssten.
Wie sehen Ihre persönlichen Ziele aus?
Für mich persönlich haben wir schon ein Ziel mit dem Pokal verpasst. Die Meisterschaft wieder zu gewinnen, nachdem wir sie in den vergangenen beiden Jahren aus diversen Gründen verloren haben, ist für mich die größte Herausforderung. Wenn du die Dinge gefühlt hast, wie wir letzte Saison, wie schön und gut es ist, es in die Playoffs zu schaffen und um das Final Four zu kämpfen, willst du natürlich genau da möglichst wieder hin. Das ist die Herausforderung. Ich glaube aber nicht, dass wir als Ziel ausgeben sollten, es ins Final Four zu schaffen. Wenn wir mit der Mentalität spielen, jedes Spiel gewinnen zu wollen, spielen wir auch mit der Mentalität, die Euroleague gewinnen zu wollen. Wie realistisch das dann ist, weiß ich nicht.
Lucic über Corona-Folgen: "Ich werde schneller müde als zuvor"
Nähern Sie sich nach Ihrer Corona-Zwangspause langsam wieder der Topform?
Wenn du mit Covid in die Saison gehst, kannst du die gar nicht haben. Du erlebst gute Tage, ich habe mit Covid nach wie vor zu kämpfen. Ich werde schneller müde als zuvor, erhole mich langsamer und habe immer noch Lungenprobleme. Aber wenn du auf dem Court stehst, interessiert all das niemanden. Dort musst du Leistung bringen. Und ich gebe alles, um für mein Team da zu sein.
Ist es aufgrund der Probleme schwierig, diesen Druck als Anführer zu handzuhaben?
Ehrlich gesagt hatte ich nach der Madrid-Niederlage eine ziemlich harte Nacht. Der Coach hatte da den letzten Wurf auf mich ausgerichtet - und ich habe nicht getroffen. Ich hatte das Gefühl, meine Teamkollegen im Stich gelassen zu haben. Ich bin aber in Teams großgeworden, in denen Druck normal ist. Das motiviert mich noch mehr und ich genieße diese Momente, die diesen Sport für mich ausmachen.
Ihr Vertrag läuft Ende dieser Saison aus. Nach Ihrer herausragenden Euroleague-Saison dürfte es sicher auch Anfragen anderer Topklubs geben...
Es ist meine sechste Saison bei Bayern. Hier habe ich mir als Basketballer und als Mensch alles aufgebaut. Meine beiden Kinder wachsen hier auf und wir fühlen uns als Familie sehr wohl in München. Es wäre aber nicht fair, jetzt schon über die nächste Saison nachzudenken. Wir haben alle unsere Agenten, die ihre Jobs machen.
Und sicher auch mit Bayern über eine mögliche Vertragsverlängerung sprechen.
Ich bin nicht zum ersten Mal in meiner Karriere in dieser Situation und habe meinen Vertrag hier ja schon zwei Mal verlängert. Das ist ein Prozess. Es ist noch viel Zeit und ich habe noch viele Dinge im Kopf, die ich mit Bayern erreichen möchte, bevor ich daran denke, irgendwo anders hinzugehen.
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