Zwischen Anspruch und Wundertüte: Ist Bayern wirklich bereit für PSG?

Nach dem 3:0-Sieg seiner Bayern gegen Bochum geht Trainer Julian Nagelsmann mit seinen Spielern hart ins Gericht. "Wenn wir so am Dienstag in Paris spielen, wird es nicht reichen, um weiterzukommen."
Patrick Strasser |
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Die Bayern nach dem Spiel gegen Bochum. Schon am Dienstag geht es weiter mit dem Kracher gegen Paris Saint-Germain.
Die Bayern nach dem Spiel gegen Bochum. Schon am Dienstag geht es weiter mit dem Kracher gegen Paris Saint-Germain. © imago/Nordphoto

München - So unterschiedlich kann die Wahrnehmung einer Partie sein - hier die Spieler, dort der Trainer. Zu vernehmen nach dem 3:0 des FC Bayern, dem Heimspiel-Pflichtsieg in der Bundesliga gegen Abstiegskandidat VfL Bochum.

Die Spieler sind zufrieden – der Trainer nicht so ganz

"Wir hatten einen schlechten Start ins Jahr und haben nun einen Lauf mit drei Siegen in Folge. Wir fühlen uns besser", sagte Torschütze Kingsley Coman und ergäntzte: "Paris wird ein super Spiel. Es ist noch besser, wenn du mit Selbstvertrauen in so ein Duell gehen kannst." Auch Abwehrchef Matthijs de Ligt sprach von "einem guten Spiel für uns" und zählte auf: "Drei Tore, zu null gespielt, drei Punkte, keine Verletzungen - wir können happy darüber sein."

Schnitt. Auftritt Trainer Julian Nagelsmann bei Sky. Wohlgemerkt nach demselben Spiel am Samstagnachmittag in der Allianz Arena. Seine Analyse mit zusammengepressten Lippen: "Es waren sehr gute sechs Minuten am Anfang, da müssen wir 2:0 oder 3:0 führen, da haben wir riesen Chancen. Dann waren es bis zur 60. Minute sehr schlechte Minuten, danach wieder okay." Ein Lehrer würde sagen: Zu Beginn eine Eins minus, dann eine glatte sechs und hintenraus, na ja, eine Vier.

Was brachte den 35-Jährigen so auf die Palme vier Tage vor dem richtungsweisenden Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League bei Paris St.-Germain (21 Uhr, Prime Video)?

Julian Nagelsmann: "Es war zu wenig Leben drin"

Eben jenes Lehrer-Schüler-Verhältnis, bei dem etwas nicht stimmt aktuell. Stichwort Sender und Empfänger. "Wir besprechen viele Dinge auch immer wieder", erwähnte Nagelsmann wie so oft in den letzten Wochen und vermisste die "Aktivität", die "Geradlinigkeit" seiner Spieler wie schon bei den drei Remis im Januar.

"Es waren sehr gute sechs Minuten am Anfang. Dann waren es bis zur 60. Minute sehr schlechte Minuten", sagt Bayern-Trainer Julian Nagelsmann über das 3:0 gegen den VfL Bochum vor dem Schlager gegen Paris.
"Es waren sehr gute sechs Minuten am Anfang. Dann waren es bis zur 60. Minute sehr schlechte Minuten", sagt Bayern-Trainer Julian Nagelsmann über das 3:0 gegen den VfL Bochum vor dem Schlager gegen Paris. © imago/Sven Simon

Was den Cheftrainer im Detail wütend machte: "Es war nicht so, dass Bochum uns keine Räume gegeben hat. Wenn wir richtig Vollgas spielen - was ja auch Spaß macht -, uns richtig bewegen und Enthusiasmus aufs Feld bringen, können wir die ersten sechs Minuten fortsetzen - dann steht es hier ganz schnell 4:0, 5:0, 6:0. Am Ende ist es ein bisschen zu wenig Leben."

Auf dem Platz wie auch im Binnenverhältnis Trainer-Mannschaft? Weil die Schüler einfach nicht zuhören (wollen)?

Die Bayern sind "heiß auf dieses Spiel" 

Dass Profis in einem Alltagskick gegen Bochum vor einem Topspiel wie gegen PSG nur das Nötigste machen, ist Usus. Nur nicht verausgaben, nur nicht verletzen? "Seit der Auslosung (Mitte November, d.Red.) schwirrt dieses Spiel um uns herum, da ganz Europa - und wir auch - heiß auf dieses Spiel sind", sagte Leon Goretzka: "Jetzt ist es so weit. Es sind genau die Spiele, auf die du hinarbeitest." Fallen dabei Partien wie gegen Bochum, für den Trainer sehr wohl ein wichtiger Prolog wie er zigmal betonte, unters Raster?

Einen wie Nagelsmann treibt das zur Weißglut. In der Halbzeitpause blieb er auf der Trainerbank, schaute sich auf einem Tablet Szenen der ersten Hälfte an, ging dann rein zur Mannschaft. Rund 90 laute, energische Sekunden.

Auch ohne Mbappé ist PSG eine "Weltklasse-Mannschaft"

"Ich war in der Kabine, wenn auch nur kurz", meinte er nur. Warum seine Spieler nicht in Schwung kamen gegen Bochum werde man "intern klären". Man habe keinen "Super-Flow", so Nagelsmann und "nur einen Punkt Vorsprung in der Bundesliga, nicht mehr". Seine Argumentationslinie: "Wir müssen in Paris ein überragendes Spiel machen - auch wenn Mbappé ausfallen mag. Das ist eine Weltklasse-Mannschaft. Um ein überragendes Spiel machen zu können, sind auch die Wochen davor entscheidend", schnaubte er und warnte die Seinen: "Wenn wir so am Dienstag spielen, wird es nicht reichen, um weiterzukommen."

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Zwischen Anspruch und Wundertüte

Wie so oft in 2023 lauten die Mängel Chancenverwertung, Engagement, Gier - gerne subsumiert unter: Mentalität. Denn die Qualität, die wäre da. Für Thomas Müller war es "ein Ergebnis und ein Spiel, mit dem wir gut leben können". Das große Aber: "Irgendwo in uns drin, ist da schon noch mal ein bisschen mehr Anspruch. Es könnte einfach erfrischender laufen." Die Bayern vor dem Spiel der Wahrheit Paris - zwischen Anspruch und Wundertüte.

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3 Kommentare
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  • JZM am 13.02.2023 20:48 Uhr / Bewertung:

    "Bereit" müssen sie schon sein sonst brauchen die gar nicht erst einlaufen ! Und verstecken müssen die sich auch nicht - egal welche Form PSG gerade hat ! Ich vermute, daß es eine enge Kiste wird ... 2:2 ?

  • Komod am 13.02.2023 06:13 Uhr / Bewertung:

    Nagelsmann hat zu 100 Prozent recht!
    Es fehlt so ziemlich alles um Aktuell von einem Flow zu sprechen.
    Spielwitz, Geschwindigkeit und Torgefahr.
    Nur gut das Paris aktuell auch ne lahme Ente ist.

  • Südstern7 am 13.02.2023 09:00 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Komod

    "lahme Ente"

    Das haben wir doch schon tausend Mal erlebt:
    Das vorherige Spiel im Schongang auf Zweitliganiveau, weil alles auf die CL fokusiert ist. Das gilt für beide Teams.

    Wenn es morgen Abend ernst wird geht man ganz anders zur Sache und zumindest das Spielniveau hebt sich deutlich. In wie weit der FC Bayern dann in der Lage ist PSG die Stirn zu bieten, werden wir dann sehen. Mir wäre wohler, wenn der Trainer mit Mazraoui, Hernandez und Mané noch 3 Alternativen mehr hätte. Gravenberch fällt wohl auch aus.

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