Zuletzt nur Reservist: Wie plant der FC Bayern mit Eric Dier?
München – Wenigstens ein paar Heimatgefühle, der Sound der Muttersprache, die Erinnerungen an die Kindheit. Unter der Woche ist Eric Dier mit dem FC Bayern für rund 40 Stunden auf der Insel als der Tross zum Champions-League-Auswärtsspiel bei Aston Villa gereist.
Der Spielort Birmingham, in den West Midlands gelegen, liegt nur etwas mehr als eine Stunde Autofahrt über den Motorway fünf (M5) von Dier Geburtsstadt Cheltenham entfernt.
Dier muss wohl auch gegen Frankfurt zunächst auf der Bank sitzen
Aber auch bei Bayerns 0:1-Pleite im Villa Park konnte sich der 30-Jährige nicht auf dem Feld zeigen, nur von der Bank aus ins Publikum Freunden und Bekannten winken. Außer Spesen nichts gewesen. Nur warmlaufen und einsatzbereit sein. Aber das fühlt sich für einen Fußballer stets an wie kochen, ohne danach etwas zu essen. So gesehen müsste der kantige Abwehrhüne Dier (1,91 m) schon recht schmal geworden sein in den letzten Wochen.
Seit Saisonstart und dem ersten Pflichtspiel Mitte August hat der Brite genau 30 Minuten auf dem Platz stehen dürfen, wenn es wirklich drauf ankommt. 30 von 720 Spielminuten in den bisher acht Pflichtspielen. Beim Bundesliga-Auswärtsspiel am Sonntag bei Eintracht Frankfurt wird es wohl kaum anders aussehen.
FC Bayern: Kimmich mit Lob für Ersatzspieler Dier
Dier ist und bleibt Bankdrücker, macht sich warm und hält sich stets bereit für den Fall der Fälle – gute Miene zum für ihn blöden Spiel inklusive. Sowie Komplimente. Weil sich Dier nicht hängen lässt, im Training stehts reinhängt. "Bester Team-Player der Welt", schrieb Vize-Kapitän Joshua Kimmich unter einen Instagram-Post mit einem Foto der beiden vom gemeinsamen Wiesn-Besuch.
Unter dem neuen Trainer Vincent Kompany hat Dier noch kein Spiel von Beginn an bestritten, durfte lediglich beim 3:2 zum Saison-Auftakt in Wolfsburg knapp zehn Minuten und im Königsklassen-Heimspiel gegen Dinamo Zagreb (9:2) rund 20 Minuten mitmachen. Kompany, früher selbst ein ausgezeichneter Innenverteidiger von Weltniveau, setzt auf das Duo Kim und Dayot Upamecano.
Sie sollen sich Spiel für Spiel besser aneinander gewöhnen. Für Kompany ist die zentrale Abwehr einer der sensibelsten Bereiche einer Elf - keine Rotation, kaum Schonung.

Dier hat beim FC Bayern Nachteile wegen seiner Statur
Automatismen sollen eingeschärft werden, gerade bei dem fordernden Spielsystem des Belgiers mit hohem Anlaufen und aggressiven Pressing. Dafür braucht er Innenverteidiger, die gedankenschnell und in erster Linie flink auf den Beinen sind. Da hat Dier, Kategorie Turm in der Schlacht wie es auch Matthijs de Ligt aufgrund seiner Statur ist, so seine Nachteile.
Der Niederländer, unter Kompany-Vorgänger Thomas Tuchel noch gesetzt in der Abwehr, wurde für 45 Millionen Euro mit Kusshand an Manchester United verkauft. Erst im Januar von Tottenham Hotspur verpflichtet, verlängerte sich Diers Vertrag bereits im Frühjahr nach einer bestimmten Anzahl von Pflichtspielen bis Ende Juni 2025. Da war er noch als Stammspieler gefragt, stand in 18 von 23 Partien in der Startelf.
"Dier hat die Erwartungen übertroffen. Ein extrem wichtiges Puzzleteil, weil er durch seine Persönlichkeit und seine Fähigkeit, lautstark zu organisieren, etwas mitbringt, was wir so bislang nicht hatten", sagte Tuchel damals.
Münchner würden Dier gerne als Backup-Lösung behalten
Der Abstieg von Tuchels Liebling begann mit Kompanys Verpflichtung. Aktuell ist Dier nur noch die Nummer fünf im Ranking der zentralen Abwehr. Vor ihm – und das zeigte die Einwechslung in Birmingham - liegt sogar Not-Innenverteidiger Leon Goretzka, im Sommer Verkaufskandidat und wegen der Überbelegung des Personals im zentralen Mittelfeld nun umgeschult.
Danach kommt Sommer-Zugang Hiroki Ito, der nach seinem Mittelfußbruch im Juli wieder individuelles Training auf dem Rasen absolviert und nach der Länderspielpause ins Teamtraining integriert werden könnte.
Dennoch würden die Bayern Dier gerne behalten. Als Backup-Lösung, Über einen neuerlichen Einjahresvertrag soll bald gesprochen werden. Ob Dier die Reservisten-Rolle weiter gefällt?