Dritter Härtetest in sieben Tagen: Kompanys Ruhe als Bayern-Vorteil beim Angstgegner
Frankfurt/München - Erster gegen Zweiter ‒ so die Konstellation bei Bayern gegen Leverkusen am vergangenen Samstag. Dank der Formkurve von Eintracht Frankfurt, das seine letzten vier Bundesliga-Partien gewinnen konnte, kommt es nun am Sonntag zum Duell Zweiter gegen Erster, Frankfurt gegen Bayern. Das nächste Gipfeltreffen, der nächste Härtetest für die Münchner, Anstoß 17.30 Uhr (DAZN).
Und zum dritten Mal kein Sieg? Gegen Double-Gewinner Leverkusen spielte Bayern stark, kam aber über ein 1:1 nicht hinaus. Am Mittwoch setzte es bei Aston Villa in der Champions League die erste Pleite (0:1) in der neuen Ligaphase. Alles zu verschmerzen, alles zu reparieren. Doch ohne ein positives Ergebnis möchten die Bayern die zweite Phase der Saison nicht abschließen, schon gar nicht mit einem Negativ-Erlebnis in die anstehende Länderspielpause gehen.
FC Bayern München: Erfolgserlebnis in Frankfurt oder unruhige Wochen
Weil dann zu viel Raum und Zeit wäre für Diskussionen über den wahren Leistungsstand der Mannschaft von Trainer Vincent Kompany. Der Zauber der ersten Monate seiner Amtszeit, als sein Team Tor um Tor schoss und der 38-Jährige Komplimente einsammelte für seinen riskanten, aber progressiven Spielstil, wäre allzu rasch verflogen.
Bei Bayern hat man immer Druck, muss immer gewinnen. Das wusste Kompany vor seinem Amtsbeginn im Juli. Und doch fühlt es sich anders an, wenn erste Wolken und ein TiefDRUCK-Gebiet über der Säbener Straße aufziehen, aus denen sich alsbald ein kräftiger Platzregen ergießen könnte. Ein Gewitter, das dann peu à peu mit Donnergrollen vom Tegernsee heraufhoeneßt, ist allerdings noch in weiter, ganz weiter Ferne.
Kompany selbst bleibt ruhig und gelassen. Das ist sein großes Plus. "Wir haben noch viele Spiele und werden auch aus diesem Spiel lernen", sagte der Belgier nach dem 0:1 in Birmingham. Nur nichts einreißen und einreden lassen, zusammenbleiben und zusammenhalten. Als Team. Daran glaubt er, das ist sein Credo. Er sei "weit davon entfernt" einen Negativtrend auszumachen, betonte er auf der Insel und sagte: "Ich habe totales Vertrauen, dass wir als Mannschaft viele Tore machen werden in dieser Saison."
Kompany: "Wichtig ist, dass wir nicht den Schritt zu spät kommen"
Think pink, immer positiv bleiben ‒ das war unter Vorgänger Thomas Tuchel anders, der nach Niederlagen einen Graben zwischen sich, seinem Trainerteam und der Mannschaft schaufelte, weil er sich so ratlos gab über das Ergebnis der ach so guten Trainingswoche. Kompany erinnert die Seinen an das, was er fordert: "Wichtig ist, dass wir nicht den Schritt zu spät kommen. Ich verlange jede Minute Top-Niveau."
Gegen einen Angstgegner ist die Einstellung umso mehr gefragt. 21 seiner 25 Bundesliga-Siege feierte die Eintracht gegen Bayern im eigenen Stadion. Dort, am Riederwald, ist die Bilanz in diesem Duell für die Hessen positiv: 21 Siege, 16 Remis, 16 Niederlagen. Nur bei Borussia Mönchengladbach kassierten die Bayern mehr Niederlagen (23) in der Liga als in Frankfurt (21). In bester Erinnerung: das desaströse 1:5 unter Tuchel im Dezember 2023 als die Bayern eine ihrer zwei höchsten Liga-Pleiten der letzten 15 Jahre kassierten - exakt mit 1:5 wie im November 2019 an Ort und Stelle.
Erbarmen, die Hesse' komme'?! "Das sind geile Spiele gegen Bayern. Und wenn es noch um die Tabellenführung geht, dann ist es noch ein Tick geiler", sagte Abwehrmann Robin Koch.
"Vincent, wir sind froh, dass du bei uns bist"
Beim Härtetest in Frankfurt geht es für die Münchner nicht nur um die Tabellenführung und wichtige Punkte im Titelkampf, sondern auch darum, die Harmonie im Kader weiter hochzuhalten und den Zusammenhalt der Bayern-Familie nicht zu gefährden. Bisher wird Kompany und dessen Ansatz von allen verteidigt.
"Vincent, wir sind froh, dass du bei uns bist", sagte Jan-Christian Dreesen in seiner Bankettrede in Birmingham. Der Vorstandsboss: "Wir sind froh, über die Art, wie wir wieder Fußball spielen, dass wir Freude am Spiel haben, dass wir alle, die wir in der Säbener Straße arbeiten, spüren, dass die Mannschaft Spaß hat aneinander." In Frankfurt folgt: ein Test der eigenen Eintracht.