Zu viele Spanier beim FC Bayern? "Das ist nur Zufall"

Markus Babbel versteht die Diskussion um die Spanier beim FC Bayern nicht. Im AZ-Interview erklärt er zudem, warum im Duell seiner Ex-Klubs München und Stuttgart so viele Tore fallen.
von  Rainer Nachtwey / Sport
Markus Babbel spielte von 1991 bis 1992 und 1994 bis 2000 beim FC Bayern
Markus Babbel spielte von 1991 bis 1992 und 1994 bis 2000 beim FC Bayern © imago

Markus Babbel versteht die Diskussion um die Spanier beim FC Bayern nicht. Im AZ-Interview erklärt er zudem, warum im Duell seiner Ex-Klubs München und Stuttgart so viele Tore fallen.

München - Partien des FC Bayern gegen den VfB Stuttgart sind immer etwas besonderes. Vor allem für Markus Babbel. Der Europameister von 1996 spielte für beide Klubs, die Schwaben trainierte er zudem von 2007 bis Dezember 2009, zunächst als Co- später als Cheftrainer.

Vor dem Südschlager nimmt der gebürtige Münchner im AZ-Interview Stellung zur Spanien-Diskussion beim FC Bayern und erklärt, warum bei den Begegnungen Bayern gegen Stuttgart so viele Tore fallen. Zudem spricht er über seine Zukunft.

AZ: Herr Babbel, im Moment läuft eine Diskussion: Stehen zu viele Spanier beim FC Bayern im Kader? Es sind mittlerweile fünf. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hat sich dagegen gewehrt und die Vorbehalte als dumpfe und provinzielle Denkweise gegeißelt.

MARKUS BABBEL: Es geht nicht darum, ob es Spanier oder Brasilianer sind. Sondern, darum, welcher Transfer machbar ist, welcher Spieler zur Verfügung steht. Und da ist es ein Zufall, dass es jetzt eben spanische Spieler beim FC Bayern im Vordergrund stehen. Aber nennen Sie mir einen deutschen Linksverteidiger, der die Qualität von Juan Bernat mitbringt. Oder einen Torwart wie Pepe Reina. Und Xabi Alonso? Er ist der Einzige, über den wir diskutieren können. Mit Javi Martínez und Bastian Schweinsteiger fallen zwei Hochkaräter aus. Und Alonso war eben machbar. Es wäre ja fahrlässig, wenn man so einen Spieler nicht holt. Ich finde diese Spanier-Diskussion sehr weit hergeholt. Der FC Bayern ist ja immer bemüht, die besten Spieler zu sich zu holen. In dieser Diskussion verstehe ich Karl-Heinz Rummenigge sehr gut.

Also weg von der Nationalität, es zählt nur Qualität?

Absolut. Wenn ein deutscher Spieler machbar gewesen wäre, bin ich mir auch sicher, dass der FC Bayern das machen würde. Das sieht man ja auch an der deutschen Nationalmannschaft. Da hat man ja auch große Probleme, was die Außenpositionen in der Defensive betrifft. Bernat ist einer, der auf Zukunft gesehen etwas bringt. Alonso der sofort etwas bringt, genauso Reina. Den kannst du sofort ins Tor stellen. Und wenn die vielen Verletzten nicht wären, hätte man Alonso gar nicht geholt. Dann hätten wir die Diskussion gar nicht.

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Was halten Sie von Alonso? Sie haben ja nicht mehr bei Liverpool zusammengespielt.

Nein, leider nicht. Er kam nach meiner Zeit. Er bringt ein hohes Maß an Qualität mit. Er funktioniert einfach sofort, braucht keine Anlaufzeit. Er wird relativ schnell die Geschicke beim FC Bayern leiten.

Haben Sie selbst schon so viele Spieler einer Nation im Ausland erlebt?

In Liverpool waren zehn Franzosen. Und mit Gerard Houllier hatten wir einen französischen Trainer, der aber immer rigoros dazwischen gefegt hat, wenn er das Gefühl hatte, die hängen nur zusammen. Er hat es dann sofort angesprochen. Auf dem Trainingsplatz wurde nur Englisch gesprochen. Aber es kann ja auch ein riesiger Vorteil sein.

Welcher?

Ich war damals sehr, sehr dankbar, dass Didi Hamann schon in Liverpool war. Mein Englisch war noch nicht so gut, dass ich alles verstanden hätte. Wenn du dich wohlfühlst, kommst du relativ schnell zu deiner Topform. Und es ist von Vorteil, wenn du Spieler in deiner Muttersprache hast, die dich bei der Hand nehmen.

Am Samstag steht der Südschlager des FC Bayern gegen den VfB Stuttgart an. Was macht diese Partie ihrer Ex-Vereine so besonders?

Es ist immer eine tolle Stimmung garantiert. Allein durch die Rivalität über Jahre hinweg. Es waren große, fantastische Spiele dabei mit tollen Resultaten.

Welches Spiel bleibt Ihnen besonders in Erinnerung?

Das Spiel 1993, als wir 3:0 führten, das 3:3 kassierten und dann doch noch 5:3 gewonnen haben. Da war das Stadion am Explodieren. Das war ja damals noch im Olympiastadion. Es kam ja nicht so oft vor, dass das Olympiastadion explodiert ist. Das war ein fantastisches Erlebnis.

Es gab ja auch zuletzt immer kuriose Ergebnisse: 5:3, 6:3. Warum fallen bei Bayern gegen Stuttgart so viele Tore?

Es sind normalerweise zwei Mannschaften, die nach vorne spielen. Auch der VfB. Der VfB steht für Offensiv-Fußball, auch wenn er es in den letzten Jahren nicht immer zeigen konnte. Und für den VfB ist es einfacher, weil Bayern nach vorne spielt. Da ergeben sich automatisch Räume. 

Sie erwarten diesmal auch wieder so viele Tore?

Ich gehe davon aus. Der VfB ist keine Mannschaft, die sich hinten reinstellt. Vor allem das schnelle Umschaltspiel ist eine Gefahr. Aber wenn sie diese Chancen nicht gut ausspielen, laufen sie in einen Gegenkonter rein. Und das kann Bayern exzellent. Das ist prädestiniert, dass wieder viele Tore fallen. Stuttgart hat noch nicht überzeugt.

Die Bayern haben in den ersten Spielen nur phasenweise überzeugt. Warum hakt es?

Die Vorbereitung war nicht optimal. Die Mannschaft braucht noch Zeit. Jetzt gilt es, die Selbstverständlichkeit des vergangenen Jahres wieder hineinzubekommen. Dann werden wir auch in den nächsten vier, sechs Wochen den FC Bayern sehen, wie wir ihn kennen. Dann wird das Bayern-Spiel auch wieder über 90 Minuten richtig gut auzuschauen sein.

Sie haben zuletzt beim Tag der Legenden gekickt. Wie sehen Ihre Planungen aus?

Ich sehe mir viele Spiele an, beobachte, mache mir meine Gedanken. Wenn ein Trainerjob frei ist oder frei wird, der mir zusagt, muss ich mich dementsprechend platzieren. Es ist jetzt eine Geduldssache. Eben zu warten und auch ein Stück weit zu "hoffen", dass ein Verein daher kommt, der mich überzeugt und den ich überzeuge.

Schauen Sie dabei ausschließlich auf die Bundesliga?

Nein, überhaupt nicht. Natürlich ist die Bundesliga hochattraktiv, reizvoll, aber darüber hinaus gibt es auch im Ausland vieles, das ich mir vorstellen kann. Aber jetzt ist ein Zeitpunkt, an dem noch nicht viel passiert. Es ist erst der dritte Spieltag. Bisschen mehr Zeit sollten die Trainer schon noch bekommen.

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