Zentrale Frage beim FC Bayern: Hamann macht die Kimmich-Debatte wieder scharf
München – Nach dem 3:0-Erfolg gegen Mainz wollte sich Joshua Kimmich nicht öffentlich äußern, sondern schnell nach Hause. "Ich habe heute drei Ausreden", sagte der Bayern-Star mit einem Lächeln. Im Schlepptau: drei seiner vier Kinder. Das konnte man Kimmich freilich verzeihen, ist er doch einer, der sonst fast immer Rede und Antwort steht. Ob bei Siegen oder Niederlagen.
Dass Kimmich an diesem Wochenende noch zum Gesprächsthema werden könnte, war da nicht abzusehen. Der 30-Jährige hatte Bayern gegen Mainz als Kapitän aufs Spielfeld geführt und eine ordentliche Leistung gezeigt (AZ-Note 3). Wie so oft in dieser Saison. Doch Didi Hamann hatte andere Pläne, als er am Sonntagmorgen auf seinem roten Stuhl im "Doppelpass" bei Sport1 Platz nahm.
Hamann: Kimmich sollte auch beim FC Bayern Rechtsverteidiger spielen
Etwas überraschend machte Hamann die Debatte wieder auf, ob Kimmich nicht doch besser als Rechtsverteidiger eingesetzt werden sollte – wie im Nationalteam unter Bundestrainer Julian Nagelsmann und in der Vorsaison unter Ex-Bayern-Coach Thomas Tuchel. "Der englische Nationaltrainer Tuchel hat Kimmich nach hinten rechts gestellt, der deutsche Nationaltrainer Nagelsmann hat Kimmich nach hinten rechts gestellt", sagte Hamann. "Für mich ist nächstes Jahr die erste Amtshandlung, dass Kimmich aus der Mitte herausgezogen wird."
Ein deutlicher Rat an Kompany, mit dem Hamann einst selbst noch bei Manchester City zusammengespielt hatte in der Saison 2008/09. Hamann erläuterte seine Kritik in der Sendung und erweiterte sie auf Leon Goretzka, der von Kompany oft neben Kimmich aufgeboten wird.

Pavlovic für Hamann auf der Sechs gesetzt
"Die Abwehr ist zu löchrig", meinte der Sky-Experte. "Da muss man sich mal anschauen, dass sie in den letzten fünf Jahren jährlich die Abwehrspieler gewechselt haben. Und wer spielt davor? Kimmich und Goretzka. Mit den beiden in der Mitte wirst du die Champions League nicht gewinnen." 2020 beim letzten Triumph der Münchner in der Königsklasse ließ der damalige Trainer Hansi Flick Kimmich rechts hinten spielen, im Zentrum agierten Goretzka und Thiago.
Ob Bayern nun wieder einen Spieler der Kategorie Thiago braucht? Hamann glaubt: ja! Aleksandar Pavlovic wäre bei ihm als robuster Sechser gesetzt. "Pavlovic ist wieder da", sagte Hamann über den 20-Jährigen, der am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt war. "Er hat unter Tuchel sehr gut gespielt. Aber Pavlovic muss wieder gesund werden. Er verpasst zu viele Spiele wegen Krankheiten. Und dann müssen sie jemanden finden, der neben Pavlovic im Zentrum spielt.“
Ein Ballkünstler für die Münchner? Bayern hat im Zentrum eher körperlich starke Spieler
Wer das sein könnte? Unklar. Vom Spielertyp würde ein Künstler wie Barcelonas Pedri passen, auch Leverkusens Florian Wirtz, das bayerische Transferziel Nummer eins, könnte dem Mittelfeld Esprit und einen Schuss mehr Unberechenbarkeit verleihen.
Im aktuellen Kader gibt es eher körperlich starke Spieler wie Goretzka, Pavlovic, Konrad Laimer oder João Palhinha, wobei der Portugiese schon wieder als Verkaufskandidat gilt. Daher setzt Kompany konsequent auf Kimmich, den er als Passgeber und Anführer schätzt.
Und es ist ja nicht so, als würde Kimmich im Zentrum enttäuschen: Seit der Saison 2016/17 hat der Bayern-Star die meisten Chancen in der Champions League kreiert, 202 an der Zahl. Damit liegt er deutlich vor Toni Kroos, Kevin de Bruyne, Lionel Messi und Neymar. Man darf also davon ausgehen, dass Kompany mit Kimmich im Zentrum weitermacht.