Zeit zum Nachbessern beim FC Bayern

Gegen das derzeit wohl beste Team der Welt verliert der FC Bayern früh die Chance aufs Finale. Um den Anschluss an die Klasse Barças nicht zu verlieren, gibt es für Guardiola und Rummenigge einiges zu tun.
von  Thomas Becker
Die Körpersprache sagt alles: Kapitän Philipp Lahm ist nach dem Aus der Bayern im Champions-League-Halbfinale gegen Barcelona frustriert.
Die Körpersprache sagt alles: Kapitän Philipp Lahm ist nach dem Aus der Bayern im Champions-League-Halbfinale gegen Barcelona frustriert. © dpa

München - In der Halbzeitpause war sich Franz Beckenbauer gar „nicht sicher, ob Barcelona besser war“ als der FC Bayern. Eins war aber auch dem Kaiser klar: „Sie waren wirkungsvoller.“ Wohl wahr: Die 2:1-Führung zur Pause erspielten sich Messi, Neymar und Suarez mit einer Leichtigkeit, die eher an einen entspannten Bolzplatzkick als an ein Champions-League-Halbfinale erinnerte.

Dabei hatte der FC Bayern ja keine schlechte Partie abgeliefert, im Gegenteil. Da war sehr viel Herz, Seele und Wille im Spiel, quer durch alle Mannschaftsteile. Und doch mussten sich die Barça-Fans nicht wirklich Sorgen machen – zu groß war die Überlegenheit der Spanier, die einfach das kompaktere, ausgeglichenere Team stellten, vom Ausnahme-Sturm mal abgesehen, der einfach in einer anderen Liga spielt. Vor der Saison hat Barcelona 157 Millionen Euro in Neuzugänge investiert – offensichtlich ziemlich schlau und gut angelegtes Geld. Und die Bayern? Offenbarten in dieser Halbfinalserie trotz der natürlich ungewöhnlich langen Verletztenliste in Offensive wie Defensive ein paar sehr schmerzhafte Lücken. Wo dringend nachgebessert werden muss:

Im Sturm: Klar, die Verletzung von Robert Lewandowski kam zu einem selten dämlichen Zeitpunkt, aber nur mit ihm und Senior Claudio Pizarro (36) als zentralen Stürmern in diese kräftezehrende Nach-WM-Saison zu gehen, war schon ein Wagnis. Die Experimente mit Mario Götze oder Thomas Müller auf der Neuner-Position waren keine durchschlagenden Erfolge. Und dass der FC Bayern mit der ewigen Flügelzange Robben/Ribéry zu einfach auszurechnen ist, weiß man auch schon seit ein paar Jährchen – jedoch ohne etwas dagegen unternommen zu haben.

Im Mittelfeld: Die große Unbekannte des FC Bayern. Viele große Namen, aber genauso groß ist die Ungewissheit, wie gut diese großen Namen auch noch sind. Alonso, Schweinsteiger und Lahm müssen sich künftig wohl die Frage gefallen lassen, ob sie ihre allerbeste Zeit womöglich schon hinter sich haben. Dann ist da das Mysterium Mario Götze, der „Sonny Boy“ aus dem WM-Sommer in Rio. Wie muss er sich gefühlt haben, als Trainer Pep Guardiola zur Aufholjagd blies und statt des offensiven Zauberfußes Götze den braven Rackerer Sebastian Rode ins Rennen schickte? Der Weltmeister auf dem Abstellgleis. Erst drei Minuten vor Schluss durfte (oder musste) er noch rein. Ein Fragezeichen steht auch hinter David Alaba. Dass der verletzte Österreicher Alaba wie von ihm selbst angekündigt stärker zurück kommen wird, steht außer Frage. Nur: Auf welcher Position? Als Weltklasse-Linksverteidiger oder doch eher in der Schaltzentrale? Mal sehen. Das einzige Ausrufezeichen steht bei Thiago. Der junge Spanier hat längst gezeigt, dass er ein ganz Großer werden kann.

In der Abwehr: Zugegeben, gegen Messi, Neymar und Suarez kann man ja nur schlecht aussehen. Aber auch schon in dem ein oder anderen Spiel zuvor war vor allem der Brasilianer Dante recht indisponiert. Hinzu kommt: die endlose Verletzungsgeschichte des bemitleidenswerten Holger Badstuber. Seine Wille ist zweifellos stark, aber kann sein Körper da mithalten? Und auf der rechten Außenbahn stößt der emsige Rafinha in den letzen Runden der Königsklasse an seine Grenzen. Ergo: Reichlich Arbeit für Pep und Co.

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