Sieg gegen Barcelona: „Ein Achtungserfolg!“
München - Eine Viertelstunde lang war es gestern Abend ein Spiel der Hoffnung, des Glaubens, ja sogar des Wunderglaubens – zumindest aus Bayern-Sicht. Dann kam der Wundersturm des FC Barcelona und machte den Deckel drauf auf dieses Champions-League-Halbfinale. Erst 1:1, dann 1:2. Aus und vorbei. Immerhin siegte Bayern dank großem Feuereifer noch 3:2.
„Als Spieler glaubt man immer ans Wunder. Wir sind gegen eine unglaubliche starke Mannschaft ausgeschieden“, sagte Kapitän Philipp Lahm, „wir haben nicht heute verloren, sondern im Hinspiel. Bitter, dass wir dort 0:3 verloren haben. Es ist eine gute Saison. Schade, dass es jetzt so geendet ist.“
Ehrenpräsident Franz Beckenbauer sagte bei Sky: „Nach dem 1:1 war alles klar, fünf Tore sind gegen so eine Mannschaft nicht möglich. Bayern hat sehr gut gespielt, Barcelona hat ein bisschen zurückgesteckt. Ein Achtungserfolg!“
Koa Pokal-Finale, koan Pott. Triple oder nix?
Die einst geplante doppelte Berlin-Reise der Münchner zu den beiden Cup-Endspiele kann nun endgültig komplett storniert werden. Koa Pokal-Finale, koan Pott. Triple oder nix? Das Saison-Fazit muss lauten: Nix Gescheites.
Was bleibt? Eine Meisterschaft ohne große Emotion, weil sie im Grunde bereits seit der Winterpause feststand und dann auch noch passiv auf dem Sofa errungen wurde. Zwei Bundesliga-Spiele stehen noch aus, ein wenig Auslaufen und dann wohl eher Frust- statt Lust-Saufen beim Empfang der Stadt am Pfingstsonntag auf dem Marienplatz.
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Das am häufigsten gebrauchte Wort in den Tagen seit dem Rückspiel, seit diesem 0:3-Viertelstunden-K.o. lautete: Wunder. Obwohl es von Fans und Experten eher zweifelnd benutzt wurde. Klar, es bräuchte schon eins – aber wie? Mit Geduld, so mahnte Pep Guardiola: „Nicht nur nach vorne, nach hinten, nach vorne, nach hinten.“ Das wollte der Bayern-Coach vermeiden. „Ich bin ein anderer Trainer“, sagte er. Weil er die Kontrolle über den Ball, über das Spiel will – nur bitte keinen offenen Schlagabtausch. Es kam genauso wie es Guardiola befürchtet hatte. Nach vorne, nach hinten – (zu) emotionaler Fußball eben.
Barca zu schnell für Bayern-Abwehr
Mit kurzem Hoffnungsschimmer für die Bayern: das 1:0 in der 7. Minute. In der Machart ein ganz und gar deutscher Treffer: Ecke, Kopfball, Tor. In der personellen Ausführung eine spanisch-marokkanische Co-Produktion: Xabi Alonso auf Medhi Benatias Kopf. Doch nur acht Minuten brannten die elf bajuwarischen Wunderkerzen und mit ihnen der 12. Mann, die 70 000 Fans. Dann kam Tor Nummer 113 des Barca-Dreizacks: Es war eine Demonstration der Offensivpower: Lionel Messi auf Luis Suárez, der zurück in die Mitte zu Neymar. Der Brasilianer schob ein – 1:1.
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Für die Bayern ging alles viel zu schnell, die Abwehr wurde übertölpelt. Die 15. Minute war der Spannungskiller, der Party-Crasher. Die Bayern-Profis ließen die Köpfe hängen. Das Wunder wurde beerdigt, bevor es sich entfalten konnte. Nach 29 Minuten folgte der nächste Konter über Suarez, rüber zu Neymar – 1:2. Das Wundertrio stand nun bei 114, in der Königsklasse machten sie unglaubliche 25 von 28 Toren dieser Saison. Latino-Power hier, Tristesse dort. Denn wer glaubte jetzt schon an ein 6:2?
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Sie hatten die Kontrolle verloren, kassierten wieder einen Treffer nach einem Konter. Genau davor hatte Guardiola gewarnt. Er kennt ja die Seinen. Halbzeit. Es wurde ein bis auf wenige Nickligkeiten freundschaftlicher Kick in Halbzeit zwei. Robert Lewandowski traf zum 2:2 (59.). Wunderbar anzusehen, aber nutzlos. Wie auch Müllers 3:2 (74.). Immerhin: Sie gaben niemals auf. Barca kann das Triple noch packen und wartet nun auf den Final-Gegner: Juventus Turin oder Erzrivale Real Madrid. Ein Clásico in Berlin?