Zehn Jahre Franck Ribéry beim FC Bayern München: Was Jupp Heynckes sagt
München - Der 72-Jährige trainierte Ribéry im Saisonfinale 2009 und von 2011 bis 2013 beim FC Bayern. Gemeinsam holten sie das Triple.
AZ: Herr Heynckes, Franck Ribéry feiert dieser Tage sein zehnjähriges Bayern-Jubiläum. Was glauben Sie denn, wie lange er noch auf diesem Topniveau spielen kann?
JUPP HEYNCKES: Franck ist jetzt 34. Der weitere Verlauf seiner Karriere hängt davon ab, wie fit er ist. Aber ich kenne ihn, er lebt für den Fußball, professionell, achtet auf sich. Deshalb traue ich ihm noch zwei Jahre auf Topniveau zu. Es ist eine Frage der Physis und des Kopfes: Wie lang kann und will er die Belastungen noch mitmachen?
Sie sind 2011 als Trainer zu Bayern zurückgekehrt, Ribéry galt damals als schwieriger Fall. Besonders unter Ihrem Vorgänger Louis van Gaal gab es große Probleme im persönlichen Umgang. Wie haben Sie Ribéry auf Ihre Seite gezogen?
Bevor ich damals zu Bayern gekommen bin, habe ich mich über jeden Spieler informiert, natürlich auch über Franck. Man weiß, wo Franck herkommt, wie er aufgewachsen ist (in ärmlichen Verhältnissen im französischen Boulogne-sur-Mer, Anm.d.Red.). Darauf muss man als Trainer reagieren, das habe ich getan.
Was haben Sie im Detail gemacht?
Ich erinnere mich an ein längeres Gespräch, das ich mit ihm geführt habe. Ich habe Franck gesagt, dass er noch viel Luft nach oben hat. Und dass er etwas verändern muss: seinen Lebensstil, seinen Trainingseinsatz, auch in Sachen Disziplin konnte er sich noch verbessern. Er hat mir zugehört und die Dinge umgesetzt. 2013 haben wir dann das Triple geholt - und Franck ist Europas Fußballer des Jahres geworden.
Hat er von Ihnen besondere Freiheiten bekommen in dieser Saison?
Ich denke, dass ihm vor allem ein Satz geholfen hat. Ich habe ihm gesagt: "Franck, du bist ein sehr guter Spieler - aber du kannst ein ganz Großer werden."
Offenbar haben Sie damit den richtigen Nerv bei ihm getroffen.
Die Chemie hat einfach gestimmt. Unser Verhältnis war sehr gut und von Vertrauen geprägt. Es heißt ja manchmal, dass Franck ein schwieriger Spieler ist, für mich war er das nie. Wir sind uns immer auf Augenhöhe begegnet.
Der FC Bayern hat viele ausländische Topspieler in den vergangenen zehn Jahren verpflichtet. War Ribéry der beste Transfer?
Er gehört sicher zu den Top zwei. Arjen Robben würde ich auch dazunehmen. Javi Martínez war natürlich auch ein sehr guter und wichtiger Transfer. Franck macht das, was er tut, mit Leidenschaft. Er ist ein Straßenfußballer, ein Spaßfußballer. Das lieben die Fans. Zehn Jahre bei Bayern sind außergewöhnlich. Franck hatte immer eine besondere Bindung zu Bayern, zu der Stadt, zur Vereinsführung und den Fans. Franck war und ist ein Glücksfall für den FC Bayern.
Wie schwer wird es für Bayern, geeignete Nachfolger für Ribéry und Robben zu finden? Der Niederländer ist ja auch schon 33.
Es wird immer weitergehen, andere rücken nach. Aber solche Spieler wie Franck oder Arjen Robben gibt es selten. Sie haben sich immer voll mit dem Klub identifiziert. Die Zeiten haben sich geändert, es ist schwer, solche Spieler zu finden.