Wirbeln wieder gemeinsam! - Das Robbery-Comeback
München - Man fühlte sich wie bei einer Zeitreise. Franck Ribéry tanzt und trifft, Arjen Robben trifft und springt. Der tricksende Franzose, der fliegende Holländer. Ein altes Programm, neu aufgelegt. Oder war das am Mittwochabend etwa Illusionstheater?
Ein Flashback ins Jahr 2010? Oder 2013? Die Fans in der Allianz Arena gerieten ins Schwärmen, bekamen nostalgische Gefühle. Wie bei einem großen Klassentreffen. Hach, es war beinahe so schön wie früher. Beinahe? Hertha BSC wurde von den Retro-Bayern mit 3:0 zerlegt, von den alten, oft so gebrechlichen weil häufig verletzten Helden, die erstmals wieder seit dem 5. März 2016 beim 0:0 in Dortmund gemeinsam auf dem Platz standen.
Robbery ist wieder da. Das neue, alte Gesicht der Bayern. Die erste Halbzeit gehörte der einen besseren Hälfte: Franck Ribéry, 33 Jahre jung und jünger, in seiner zehnten Saison in München. Vor seinem Treffer zum 1:0 (15.) lieferte der Franzose die Zirkusnummer mit dem Bierdeckel-Ausdribbeln. "Die Herthaner werden wohl nicht die Möglichkeit haben, auf das Oktoberfest zu gehen und eventuell eine Runde Karussell zu fahren", sagte Thomas Müller als Vorbereitung eines Witzchens und verwandelte dann: "Da hat sich der Franck vielleicht gedacht, dann gebe ich ihnen mal eine kleine Kostprobe." Schwindelerregend gut.
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Überhaupt war der Linksaußen, der oft in die Mitte zog und dadurch sein Können noch besser entfalten kann, erneut der Aktivposten im Bayern-Spiel, unnachahmlich zielstrebig. Ein Lücken- und damit Chancen-Aufreißer. Der im kommenden Sommer auslaufende Vertrag macht ihm Beine, seine gesunden Beine machen ihm Freude. Der zweite Saisontreffer bedeutet Einstellung der Bilanz der letzten, durch Verletzungen zerrissenen Saison. In nun 328 Pflichtspielen für den FC Bayern (wie Uli Hoeneß) hat er 108 Tore erzielt. Fehlen lediglich zwei zum künftigen Wieder-Präsidenten, seinem väterlichen Freund.
Arjen Robben (l.) und Franck Ribéry waren gegen Hertha die entscheidenden Akteure. Foto: Rauchensteiner/Augenklick
Ein richtiger enger Kumpel war Robben nie so wirklich, seit der Linksfuß 2009 von Real Madrid nach München kam. Man neckte sich, man zoffte sich, aber man liebt sich auch. Außenlinien-Wahnsinnige als Brüder im Geiste. Die zweite Halbzeit – und mit der Einwechslung und dem Tor zum 3:0 die emotionalsten Momente des Spiels – gehörte Arjen Robben, der zweiten besseren Hälfte, 32 Jahre jung und am Dienstag um einiges jünger.
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Seine achte Saison bei Bayern hat nun erst so richtig begonnen. Der erste Einsatz seit sechs Monaten und 16 Tagen, der erste Treffer seit dem 2. März beim 1:2 gegen Mainz. "Schöner hätte es nicht kommen können. Das war Gänsehaut", sprudelte es aus einem "super glücklichen" Robben heraus, "es war ein sehr schöner Moment für mich. Insbesondere die Reaktion des Publikums, als ich den Platz betreten habe, war wahnsinnig. Ich muss mich dafür bedanken, das tut schon sehr gut."
"Es war für mich die Belohnung für die harte Arbeit"
Der Comeback-Profi hat es wieder getan. Adduktorenprobleme kosteten den Holländer ab März die entscheidenden Wochen der Saison, das erste Testspiel unter Trainer Carlo Ancelotti bei Borussia Lippstadt hatte er am 16. Juli wegen eines Muskelfaserrisses im Adduktorenbereich abbrechen müssen. Wieder Pause. Wieder Reha. Wieder dieses Herankämpfen. "Da geht einem schon nochmal alles durch den Kopf, was man dafür gemacht hat, um zurückzukommen. Es war für mich die Belohnung für die harte Arbeit", sagt er nun.
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Sein nun 78. Bundesliga-Tor hebt ihn auf eine Stufe mit Ex-Torjäger Roy Makaay, dem anderen niederländischen Rekordtorschützen der Bayern (2003-2007). Schlusswort Robben: "Dass ich verletzungsfrei geblieben bin, war vielleicht das Wichtigste." Nicht selbstverständlich, auch nicht bei nur 25 Minuten Spielzeit.
Nicht, dass eine der besseren Hälften wieder reanimiert werden muss.