Wieder Elfer-Zoff beim FC Bayern: „Unnötiges Kasperltheater!“

Gegen Mainz wollte Arjen Robben unbedingt den Elfmeter schießen - und durfte nicht. Gegen Viktoria Pilsen weigerte sich der Bayern-Star. Das sorgt für Irritationen.
von  Patrick Strasser
Mit ihm scheint's nicht so einfach zu sein: Elfmeter-Verweigerer Arjen Robben.
Mit ihm scheint's nicht so einfach zu sein: Elfmeter-Verweigerer Arjen Robben.

Gegen Mainz wollte Arjen Robben unbedingt den Elfmeter schießen - und durfte nicht. Gegen Viktoria Pilsen weigerte sich der Bayern-Star. Das sorgt für Irritationen.

München Die 24. Minute: Foul des Tschechen Hubnik an Arjen Robben – und da ist das Problem! Elfmeter für die Bayern. Bei manchem Team schon vor der Ausführung Grund für spontane Jubel-Einlagen, beim FC Bayern beginnt in dem Moment eine Talk-Show. So auch gestern.

„Arjen! Arjen!", brüllte Pep Guardiola aus seiner Coaching-Zone und deutete auf Robben, den Gefoulten. Den Gehörnten vom Samstag, als es beim 4:1 gegen Mainz Elfmeter gab. Robben wollte, durfte aber nicht. Pep bestimmte cool Thomas Müller, der vollstreckte. Robben warf den Ball weg, wackelte wütend von dannen. Und nun? Peps Wiedergutmachung? Doch ein schlechtes Gewissen gehabt nach der Hier-bin-ich-der-Chef-Aktion?

Hätte Robben schießen müssen? Die AZ-Umfrage

„Arjen sollte schießen“, erklärte Guardiola später. Aber? „Sie können es auch für sich selbst entscheiden.“ Und Robben entschied sich – gegen Pep. Erv wollte nicht nicht mehr, mehrmals deutete er mit den Fingern ein X an. Kurze Rudelbildung mit Diskussionszirkel auf dem Platz: Wer soll? Wer darf? Franck Ribéry übernahm. Und verwandelte, leicht zittrig, zum 1:0. Robben gratulierte. Nein, er wirkte nicht direkt beleidigt. Aber wollen hätte er doch können!

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Was steckt dahinter? Womöglich eine Erinnerung an einen Elfmeter am 11. April 2012 in Dortmund. Beim Stand von 1:0 für den BVB in einem entscheidenden Spiel um die Meisterschaft schnappte sich der Holländer den Ball, nachdem er gefoult worden war. Und schob Dortmunds Keeper Weidenfeller die Kugel in die Arme - dahin waren alle Titelträume. „Bei mir als Trainer hätte Robben nicht geschossen", wetterte Franz Beckenbauer damals: „Es ist Gesetz im Fußball, dass der Gefoulte nicht schießt, aber vielleicht ist das Gesetz geändert worden oder nicht bis nach Holland durchgedrungen."

 

Bayern schlägt Pilsen: Darauf fünf Helle!

Verweigerte Robben deshalb gestern? Eher nicht. „Ich will nichts mehr dazu sagen“, meinte Robben nach Abpfiff. Und verweigerte auch auf weitere Nachfrage die Aussage: „Lass das Thema vorbeigehen! Nein, lass mal!“

 

Ribery erklärte: „Die ganze Mannschaft und der Trainer wollten, dass Arjen schießt. Er hat den Ball aber abgegeben.“ Warum? „Er war noch ein bisschen sauer vom letzten Mal.“ Was Robben verschlüsselt bestätigte: „Es war eine schöne Geste meiner Mannschaft. Ich brauche die Unterstützung von meinen Spielern. Mehr möchte ich dazu nicht sagen."

Was dann andere taten. ZDF-Experte Oliver Kahn: „Das ist unnötiges Kasperl-Theater, psychologisch unklug. Das braucht es nicht. Das sollte der Trainer vorher festlegen." Franz Beckenbauer bei Sky: „Sowas muss man vorher regeln. Es muss eine Reihenfolge festgelegt sein. Wenn sich der erste Schütze nicht gut fühlt, schießt halt der zweite Spieler. Es wundert mich, dass es noch solche Überraschungen gibt."

Doch wie ist die aktuelle Hierarchie? Thomas Müller und David Alaba sind die ersten Schützen – sie haben in der Liga je einen verwandelt und einen versemmelt. Im Pokal traf Müller einmal. Dann kommt Ribéry. Und Robben? Hat seit dem 19. Mai 2012, dem Drama dahoam, keinen Elfmeter mehr geschossen. Nun hätte er ein Trauma bezwingen können, doch dazu ist es nicht gekommen. Weil er nicht wollte. Und lieber schmollte.

 

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