Wer kann den Bayern noch Paroli bieten?

Borussia Dortmund ist in der Liga abgehängt. „Wir tun alles, um die Nummer eins zu sein“, sagt Sammer. Von Wolfsburg bis Schalke: Diese Mannschaften könnten den Bayern bald Paroli bieten. Der AZ-Check mit Wolff Fuss.
Matthias Eicher |
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Dirigent der Leverkusener Offensive: Hakan Calhanoglu.
firo, Kunz/Augenklick 5 Dirigent der Leverkusener Offensive: Hakan Calhanoglu.
Stürmt für Gladbach und die Nationalmannschaft: Max Kruse.
firo, Kunz/Augenklick 5 Stürmt für Gladbach und die Nationalmannschaft: Max Kruse.
Einst bei 1860, mittlerweile Leistungsträger in Hoffenheim: Kevin Volland.
firo, Kunz/Augenklick 5 Einst bei 1860, mittlerweile Leistungsträger in Hoffenheim: Kevin Volland.
Kam vom FC Chelsea: Wolfsburgs Kevin de Bruyne
firo, Kunz/Augenklick 5 Kam vom FC Chelsea: Wolfsburgs Kevin de Bruyne
Schalker Topstar: Eigengewächs Julian Draxler.
firo, Kunz/Augenklick 5 Schalker Topstar: Eigengewächs Julian Draxler.

Borussia Dortmund ist in der Liga abgehängt. „Wir tun alles, um die Nummer eins zu sein“, sagt Sammer. Von Wolfsburg bis Schalke: Diese Mannschaften könnten den Bayern bald Paroli bieten. Der AZ-Check mit Wolff-Christoph Fuss.

München - „Wir sind in einem gnadenlosen Wettbewerb, den wir bis 2012 verloren haben. Der FC Bayern ist darum bemüht, die Nummer eins zu sein. Dafür tun wir alles“, sagte Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer am Sonntagabend bei Sky zu den verbalen Scharmützeln zwischen den Bayern und dem Deutschen Meister von 2011 und 2012, Borussia Dortmund.

Tags zuvor hatten eben jene Bayern den BVB mit 2:1 besiegt – und dabei gleich doppelt gewonnen: Mit dem Sieg haben die Bayern als ungeschlagener Tabellenführer weiter vier Punkte Vorsprung auf Gladbach, dazu den BVB tiefer in die Krise gestürzt.

Damit dürfte klar sein: In dieser Saison werden die schwarz-gelben Borussen in besagtem gnadenlosen Titelkampf keine Rolle mehr spielen – der Rückstand zur Tabellenspitze beträgt schon 17 Punkte. Stellt sich die Frage, wer künftig die Lücke füllen und sich als größter Widersacher der Bayern etablieren kann.

Lesen Sie hier: Schweinsteiger vor Rückkehr ins Mannschaftstraining

Die noch unbesiegte grün-weiße Borussia, die Bayern vor zwei Wochen an den Rand einer Niederlage brachte? Oder Wolfsburg, nach schwachem Saisonstart plötzlich Zweiter?

„Der FC Bayern ist eine Maschine. In der gegenwärtigen Verfassung ist es ausgeschlossen, dass sie nicht Meister werden“, sagt Sky-Kommentator Wolff-Christoph Fuss zur AZ. Er kommentiert am Mittwoch das Champions-League-Rückspiel der Bayern gegen den AS Rom und lässt keinen Zweifel daran, dass mit den Bayern momentan (fast) keiner mithalten kann: „Die Roma hat nach dem 1:7 im Hinspiel jetzt noch ein Schleudertrauma. Es gib nicht viele Mannschaften in Europa, wo man sagen muss: Das wird spannend.“ Und in der Liga?

Die AZ macht mit Fuss den Check, wer die größten Bayern-Herausforderer sind.

 

Vfl Wolfsburg: Nicht nur Namen

 

Klammheimlich haben sich die Wölfe nach vier Liga-Siegen in Folge auf Rang zwei vorgeschoben, liegen mit sechs Siegen, je zwei Unentschieden und Niederlagen nur vier Zähler hinter Bayern zurück.

Und da war doch mal was: Wolfsburg wurde 2009 unter Felix Magath Meister und deklassierte dabei auch den FC Bayern, man erinnere sich an ein sensationelles 5:1 mit dem Top-Sturm-Duo Edin Dzeko und Grafite. „In der Ära Magath wurden 40 Spieler geholt. Das hat einmal geklappt: Da haben sie die Welle erwischt und zu Ende gesurft. Und auch eine Bayern-Schwäche ausgenutzt“, sagt Fuss.

Die momentane Lage stellt sich anders dar. Fuss: „Das Duo Klaus Allofs und Trainer Dieter Hecking hat es geschafft, Nachhaltigkeit aufzubauen. Das ist entscheidend. Jetzt haben sie individuelle Klasse und mannschaftliche Geschlossenheit.

Sie sind davon weggekommen, einfach nur Namen zu kaufen. Da wird seriös gearbeitet, gezielt eingekauft.“ Dazu steht mit Autobauer VW ein starker Partner zur Seite, sollten Hecking und Allofs weitere Schwachstellen sichten. Fuss‘ Fazit: „Wolfsburg ist sehr weit, aber für die Bayern reicht es noch nicht. Aber: Absoluter Kandidat für die ersten Vier.“

 

Borussia Mönchengladbach: Gladbachs Gegengift

 

Die Fohlen hätten vor Wochenfrist fast geschafft, was in dieser Saison noch niemandem gelang: den FC Bayern schlagen. Beim 0:0 hatte die Mannschaft von Lucien Favre die Bayern am Rand der Niederlage. „Sie haben das Gegengift gegen Bayern gefunden: Das war Little Real Madrid aus dem Vorjahr, nur die Chancen wurden nicht genutzt. Wenn du die Bayern schlagen willst, musst du die Chancen nutzen.“

Einer, der für den Experten einen ungeheuren Anteil am Erfolg hat, ist ihr Trainer: „Lucien Favre spielt eine große Rolle: Der Verein hat vieles richtig gemacht, ist fast abgestiegen und hat getan, was zu dem Zeitpunkt kein Mensch für richtig empfunden hätte: einen Trainer geholt. Keinen Feuerwehrmann, sondern einen mit sehr klaren Ideen. Es gibt nicht viele Trainer im Weltfußball, die eine stimmige Taktik installieren können. Eine klassische Trainermannschaft, die sich peu a peu weiterentwickelt hat, obwohl sie ihre Leistungsträger (Reus, Dante, Anm. d. Red.) abgeben musste. Vielleicht sind sie mannschaftstaktisch sogar schon weiter als Wolfsburg.“ Und liegen nur vier Punkte hinter der Bayern zurück.

Im Klartext: „Little Madrid“ ist der heißeste Bayern-Verfolger.

 

TSG Hoffenheim: Balance gesucht

 

Schon 2008/09, unmittelbar nach dem Aufstieg ins Oberhaus, sorgte 1899 Hoffenheim für großes Aufsehen, als die TSG vor den Bayern Herbstmeister wurde. Es folgten der Kreuzbandriss des nach Lust und Laune treffenden Stürmers Vedad Ibisevic (18 Treffer in der Hinrunde) – und der Einbruch. In den vergangenen Jahren spielte Hoffenheim öfter eine starke Halbserie, konnte aber keine Saison konstant zu Ende bringen.

Auch in der aktuellen Spielzeit ist die Elf unter Thomas Gisdol Kandidat für höhere Ziele. Hoffenheim hat sich auf leisen, aber spielstarken Sohlen in Richtung Spitzenmannschaft entwickelt. Vergangene Saison glänzten die Kraichgauer mit einer um sich ballernden Offensive um Roberto Firmino und Kevin Volland, fanden aber die Balance nicht, wie sich an den vielen Gegentoren ausdrückte. In dieser Saison sieht es aus: Während die Torausbeute weiterhin nicht viel zu wünschen übrig lässt (14), stand auch die Defensive stabil, nimmt man die 1:3-Pleite vom Samstag gegen Gladbach einmal weg.

„Die TSG ist immer nett anzuschauen. Würden sie den internationalen Wettbewerb erreichen, wär’ es aus meiner Sicht eine sehr gute Saison. Platz 6 finde ich realistisch“, sagt Fuss.

Lesen Sie hier: BVB auf Platz 17: FC Bayern - Neue Gegner gesucht

 

Bayer Leverkusen: Qualität – und mehr?

 

Die Werkself ist seit Jahren ein Anwärter, um sich ganz oben festzuspielen. Der Tabellen-Fünfte besticht zwar mit offensivem, begeisternden Fußball, wechselt diesen mit Einbrüchen wie zuletzt beim 0:1 in Hamburg in munterer Regelmäßigkeit ab. Zudem wackelt die Abwehr (15 Gegentore).

Fuss: „Bayer ist eine Mannschaft, die von der Qualität und den Einzelspielern her das Zeug haben müsste, um ganz oben mitzuspielen. Sie schaffen es aber noch nicht.“

Der Unterschied zu den Bayern lässt sich laut Fuss an der Pleite beim HSV aufzeigen. „Spiele wie gegen Hamburg sind der Beweis: Auf so eine Zweikampfschlacht wie am Wochenende in Hamburg würden sich die Bayern gar nicht einlassen“, sagt Fuss: „In der Bayern-Welt gibt es für den Gegner in der Regel keine Zweikämpfe. Klar kann immer einer aus 40 Metern oben in den Knick gehen. Die Bayern werden mit jedem Gegentor aber stärker, nicht schwächer. Die verregneten Samstagnachmittage in Freiburg, wo die Bayern in Bedrängnis kommen, weil sie mal die Seele baumeln lassen, gibt es nicht mehr.“

Anders bei Leverkusen: Durch die fehlende Konstanz fehle auch noch ein Stück, um sich länger mit den Bayern messen zu können.

 

Schalke 04: Geld ja, aber Ruhe?

 

Die Königsblauen haben nach schlechtem Saisonstart den dauer-kritisierten Jens Keller entlassen und mit Roberto Di Matteo einen Trainer mit Sieger-Gen ans Ruder gelassen: Der Schweizer gewann 2012 mit dem FC Chelsea die Champions League – das „Drama dahoam“ dürfte auch den Bayern noch nicht aus dem Gedächtnis entschwunden sein.

Noch liegen die Schalker mit einer ausgeglichenen Bilanz (vier Siege, zwei Unentschieden, vier Pleiten) im Tabellen-Mittelfeld auf Rang acht, befinden sich aber im Aufwind. Fuss: „Da muss man extrem vorsichtig sein, eine langfristige Prognose zu treffen. Das Spielglück hat ja den Matchplan als neues Modewort abgelöst. Das hat Schalke unter Trainer Di Matteo. Aber es ist noch zu früh, um sagen zu können, ob sie unter die ersten Vier zu kommen.“

Bei den Schalkern immer ein wichtiger Faktor: Das dauer-unruhige Umfeld. Dennoch sei aus finanzieller Sicht „ein solides Fundament vorhanden“, sowie das Spielermaterial eines der besten in der Bundesliga: „Vom Kader her müsste es eigentlich reichen. Julian Draxler ist verletzt, und fällt länger aus, aber dafür wird Max Meyer regelmäßig spielen. Sie haben gute Leute für jede Position.“

 

 

 

 

 

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