Weltfußballer-Wahl: Oan Neuer! Sammer zweifelt

Doha - Es half alles nichts, die Sache musste geklärt werden. Schiedsrichter Guardiola ordnete das Schnellgericht an: ein Elfmeterschießen. Zuvor waren sich die zwei Gruppen von Bayern-Profis beim Torschusstraining auf dem Hauptplatz des Geländes der „Aspire Academy“ nicht einig, wer das Wettballern gegen die Torhüter Manuel Neuer, Pepe Reina und Leopold Zingerle gewonnen hatte. Die Gruppe um Robben oder die von Ribéry? Als Neuer dann einen Elfmeter von Müller parierte, brüllte der Franzose quer über den Platz: „Du bist stark! Du bist super! Isch liebö disch, Manu!“
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Sie alle beim FC Bayern lieben ihre Lebensversicherung, ihren Torhüter, ihren Weltmeister, ihren Manuel, ihren Manu. Kurz: Mia san Manu. Und am Montag ganz besonders. Manuel Neuer muss früh aufstehen, um den Flieger (9 Uhr) vom Doha Airport zur Fifa-Gala mit der Auszeichnung des Weltfußballers in Zürich zu bekommen.
Einmal Schweiz und zurück? Zu viel Reisestress für Neuer und Arjen Robben, der wie Philipp Lahm in die Fifa-Weltelf gewählt wurde? „Sie fliegen Business-Class, das ist kein Problem“, sagte Guardiola, „sie können dort schlafen. Sie sind Profis, ich kenne sie.“
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Am Dienstagabend kehren sie zurück ins Teamquartier in Katar. Neuer samt Goldenem Ball? Cristiano Ronaldo und Lionel Messi sind ebenfalls in den Top-3, die Stimmen der Trainer und Kapitäne der Nationalmannschaften sowie von Journalisten wurden bereits abgegeben.
„Wir alle drücken ihm die Daumen und hoffen sehr, dass er es schafft. Er hätte es absolut verdient. Manuel ist ein toller Torhüter, ein Super-Typ“, sagte Jérôme Boateng, „er ist immer angenehm und freundlich. Nur, wenn er mal einen Gegentreffer bekommt, hat er schlechte Laune.“ Den Montagabend in Zürich soll er laut Guardiola „genießen, Spaß haben. Das habe ich Manu gesagt: Sei zufrieden, dass du unter den ersten Dreien bist. Dann soll er sich keinen großen Kopf machen, ob er die Auszeichnung gewinnt. Alle drei Spieler, die nominiert sind, verdienen diese Auszeichnung. Ich hoffe aber, dass Manuel gewinnt.“
Alle hoffen das. Am Montag sind alle Manu. Oan Neuer eben.
„Man spürt in der Mannschaft, dass sie es ihm alle gönnen und das da eine Menge Respekt und Anerkennung herrschen, dass er es schafft“, sagte Sportdirektor Matthias Sammer am Sonntag, „wir alle hoffen, dass er es wird.“ Er muss es – sagt Sammer: „Es kann nur einen geben – und das ist er. Wenn er es jetzt nicht werden kann, als Weltmeister und wie er das Turnier gespielt hat, dann weiß ich auch nicht mehr.“
Wissen das alle? „Manu gibt jeden Tag im Training 100 Prozent. Er will immer gewinnen, das ist gut“, lobte ihn Franck Ribéry, der vor einem Jahr mit großen Hoffnungen nach Zürich reiste. Er wurde Dritter. Ronaldo siegte 2014 vor Messi. „Für mich muss Manu gewinnen. Was soll er denn noch alles machen? Er ist ein kompletter Torhüter, seit drei Jahren der beste der Welt“, sagte Ribéry, fügte aber mit ernster Mine hinzu: „Aber wir wissen, wie es funktioniert. Es ist komisch dort. Als ich in Zürich war und die Stimmung mitbekommen habe, sagte ich sofort zu meiner Frau: Ich werde hier nicht gewinnen.“
Ribéry fiel im Anschluss an die Wahl in ein Leistungs- und Stimmungstief. Es dauerte Wochen, bis er sich vom Ausgang der Wahl erholte. „Franck ist ein sehr emotionaler Spieler. Egal, was passiert: Manuel wird super damit umgehen“, hofft Sammer. Ob er etwas weiß? Oder ahnt?