Welcher Fehler dem FC Bayern den Umbruch nun extrem erschwert: "Das begann im Jahr 2019"
München - Dass dem FC Bayern nach der ersten titellosen Saison seit zwölf Jahren im Sommer ein großer Umbruch bevorstehen würde, hatte sich bereits in den vergangenen Monaten abgezeichnet. Dass der sich aber so schwierig gestalten würde, damit hatten an der Säbener Straße aber wohl die wenigsten gerechnet.
Immerhin: In der mittlerweile schon drei Monate andauernden Trainerfrage zeichnet sich nach zahlreichen Absagen nun eine Lösung an. Vincent Kompany vom FC Burnley ist der neue Top-Kandidat auf den schwierigen Job beim Rekordmeister. Der Belgier soll mit den Bayern bereits eine mündliche Einigung erzielt haben, mit Burnley muss noch über die Ablöse verhandelt werden. Geht alles glatt, könnte die Verpflichtung in den kommenden Tagen über die Bühne gehen.
FC Bayern: Wohin mit den Top-Verdienern, die keine Leistung bringen?
Das wäre auch wichtig, schließlich umfasst der Umbruch bei Weitem nicht nur den Trainerposten. Sobald klar ist, wer ab Sommer den wohl wichtigsten Posten beim Rekordmeister bekleidet, kann die sportliche Führung die nächste große Baustelle angehen: den Umbau des Kaders.
Die Mannschaft braucht nach den teils bedenklichen Auftritten in der abgelaufenen Spielzeit einen neuen Anstrich, da ist man sich im Klub einig. Einzig Harry Kane, Jamal Musiala und die Routiniers Thomas Müller und Manuel Neuer gelten als unverkäuflich, die Zukunft der restlichen Spieler ist offen. Dies gilt auch für Stars wie Joshua Kimmich, Leroy Sané und Alphonso Davies, deren Verträge 2025 auslaufen.
Das Problem: In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Spieler mit Top-Verträgen ausgestattet, denen sie mit ihren Leistungen nur selten gerecht wurden. Um die Spieler zu einem Wechsel zu überzeugen, müssten potenzielle Abnehmer ähnliche Gehälter wie die Bayern zahlen – ansonsten bleiben die Münchner auf ihren Spielern sitzen.
Ehemaliger FC-Bayern-Boss Christian Nerlinger: Mit Hernández fing die Fehlentwicklung an
Auch Christian Nerlinger, der zwischen 2008 und 2012 selbst als Sportdirektor beim Rekordmeister gearbeitet hat, macht krasse Fehler bei der Kaderzusammenstellung aus. Nach Meinung des heutigen Beraters liegt die Ursache allen Übels bereits fünf Jahre zurück.
"Am gravierendsten ist für mich eine Fehlentwicklung innerhalb der Mannschaft und bei den Transfers", schreibt Nerlinger in seiner Kolumne bei der "Sport Bild": "Das begann mit der Verpflichtung von Lucas Hernández im Jahr 2019 für 80 Millionen Euro. Hier wurde das Gefüge im Team beschädigt."
Der Franzose war seinerzeit der absolute Wunschspieler des damaligen Sportchefs Hasan Salihamidzic und gehörte nach seiner Verpflichtung von Atlético Madrid sofort zu den Spitzenverdienern bei den Bayern, wurde seinem Top-Gehalt auch aufgrund zahlreicher Verletzungen aber nie gerecht. Die damalige sportliche Führung setzte im Gehaltsgefüge damit eine Messlatte, an denen sich die anderen Spieler im Kader fortan dankbar orientierten – mit weitreichenden Folgen für den Verein.
Bei David Alaba wurden die Gehaltsforderungen nicht erfüllt
Als etwa die Verhandlungen mit David Alaba über eine Verlängerung seines 2021 auslaufenden Vertrags anstanden, wollte der Österreicher in dieselbe Gehaltskategorie aufsteigen. Wie Hernández sei er ebenfalls als Innen- und Linksverteidiger einsetzbar und seine sportliche Bedeutung für die Mannschaft sogar noch größer, so die nachvollziehbare Argumentation des Österreichers. Der Verein weigerte sich jedoch, die Forderung zu erfüllen, und ließ Alaba schlussendlich ablösefrei zu Real Madrid ziehen.
Bei anderen Spielern wie Leroy Sané, Kingsley Coman oder Serge Gnabry zeigte man sich später hingegen spendabler. Sie wurden mit Top-Verträgen ausgestattet, die bis heute gültig sind und das allgemeine Gehaltsniveau im Kader hoch halten. Abnehmer für überbezahlte Profis zu finden gestaltet sich aber schwierig, schließlich können nur absolute Top-Klubs derlei Gehälter zahlen – für die sind die Spieler mit Blick auf ihre schwankenden Leistungen und Verletzungsanfälligkeit aber kaum von Interesse.
Auf Max Eberl und Christoph Freund wartet beim FC Bayern eine hochkomplexe Aufgabe
Aufgrund der folgenschweren Entscheidungen der vergangenen Jahre befindet sich die noch immer neue sportliche Führung um Max Eberl und Christoph Freund in der undankbaren Situation, einen Kaderumbau auf Top-Niveau vollziehen und gleichzeitig das Gehaltsgefüge auf ein angemessenes Niveau ausbalancieren zu müssen. Eine hochkomplexe Aufgabe. Nunja, wenigstens wissen sie bald, wer Trainer wird...