Weiße Symphonie: Bayerns Offensive entzaubert Rom
Rom - Die Bayern kamen zu früh aus der Pause, warteten noch zwei Minuten auf ihren Gegner, besser ihre Untergebenen. Weiter, immer weiter, wollten sie stürmen. Aber was sollte Trainer Pep Guardiola zur Halbzeit auch sagen?
5:0 führte seine Mannschaft beim AS Rom nach einer famosen ersten Hälfte. Fünf zu Null. Beim italienischen Vizemeister. Madonna!
Die Italiener wissen nun, wie es den Brasilianern im WM-Halbfinale gegen die DFB-Elf geschah. Beim 7:1, dem Titanic-Erlebnis des brasilianischen Fußballs, stand es zur Pause auch 5:0. Der Klose von Belo Horizonte war im „Olimpico“ von Rom gestern Robert Lewandowski, den Kroos gab Arjen Robben. Der Holländer besorgte die Führung mit dem klassischen Robben-Stil.
Als hätte man den in Italiens Hauptstadt noch nicht vernommen. Antritt von rechts in den Strafraum, Schlenzer mit links ins lange Eck – fertig war der Beginn der Demütigung (9.). Mario Götze nach feiner Müller-Ablage (23.), dann Lewandowski per Kopf auf Bernat-Flanke (25.). Schon stand’s 3:0. Betretenes Schweigen in Rom. Knapp 70000 staunten.
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War das wahr? Tutto vero? Robben erhöhte auf 4:0 (30.), Müller per Handelfmeter auf 5:0 (36.). Die Roma-Fans holten trotzig wieder ihre Stimmen hervor und schmetterten sich den Frust weg. Singen hilft. Das letzte Mal als Römer so verprügelt wurden, war das in Gallien. Die spinnen, die Bayern – dachten die 5000 mitgereisten Fans. Es war wohl die beste Halbzeit einer Bayern-Elf in Italien, vielleicht sogar im Europapokal.
Es war Bayerns höchste Auswärtssieg aller Zeiten. Eine Offensiv-Symphonie in Weiß. Und das mit maximaler Pep-Power.
Hinter der Spitze Lewandowski wirbelte Müller, der nun schon sein 23 Champions-League-Treffer erzielt hat und nur noch drei bis zum deutschen Rekord von Mario Gomez (ja, wirklich!) benötigt. Dazu Götze über links und der nicht zu stoppende Robben über rechts. Nach 67 Minuten brachte Guardiola für Lewandowski noch Frank Ribéry. Ach, den gibt’s ja auch noch.
Der Franzose ist momentan auf Comeback-Tour nach wochenlanger Verletzungsauszeit. Doch wen sollte Ribéry, im Januar bei der Weltfußballerwahl Dritter, bei Bayern eigentlich verdrängen? Götze? Den aktuell führenden der Bundesliga-Torschützenliste mit sechs Treffern? Wohl kaum? Robben? Pep wäre wahnsinnig. Müller? Der trifft immer, so das leicht abgewandelte Van-Gaal-Sprichwort.
Und Lewandowski? Na ja, Ribéry ist kein Stoßstürmer. Wird schwierig. Um aber im Rennen zu bleiben, erhöhte er per Lupfer auf 6:1 (78.). Bravissimo! Die Bayern sind auf Kurs.
Das 6:0 gegen Bremen war erst der Anfang. Und dabei ist noch lange nicht Weihnachten. Denn erst dann, so hatte Guardiola in einem Anflug von Angstschweiß nach einem 0:0 beim Hamburger SV (aus heutiger Sicht: wie konnte das passieren?) angekündigt, werde man den wahren FC Bayern sehen. In der Rückrunde.
Doch Weihnachten war nun schon am 21. Oktober für die Bayern. In Rom ist eben alles möglich. Xherdan Shaqiri erhöhte noch auf 7:1 (80.). Der Schweizer? Ja, richtig. Auch ein Offensiver für die Außenbahnen. Darf sich wohl künftig nur über Minuteneinsätze freuen. Aktuell bahnt sich für den kommenden Sommer noch ein weiterer Angreifer-Transfer an.
Der Dortmunder Marco Reus (25) ist im Visier der Bayern. Dessen bis 2017 laufender Vertrag soll eine Ausstiegsklausel von 25 Millionen Euro enthalten. Bayern will ihn. Aber mal ehrlich: Wo soll dieser Reus denn bitte im Bayern-Ensemble spielen?