Watzke: "Bayerns Überlegenheit ist derzeit absurd"

Hans-Joachim Watzke macht an der Dominanz des FC Bayern einen großen Nachteil für Borussia Dortmund fest. Mit dem Schicksal als Bayern-Rivale müsse man sich aber anfreunden.
von  az
Hans-Joachim Watzke (r.) verlor mit Dortmund in der Hinrunde 1:2 in München.
Hans-Joachim Watzke (r.) verlor mit Dortmund in der Hinrunde 1:2 in München. © dpa / AZ

München – Eigentlich war es immer so, und viele ehemaliger Spieler des FC Bayern bestätigen dies: Geht es gegen die Münchner, sind die Gegner besonders motiviert, holen das letzte aus sich raus, geben – wie Oliver Kahn es immer nannte – 120 Prozent und mehr.

Diese Zeit ist nach Ansicht von Hans-Joachim Watzke vorbei. Vielmehr würden die Gegner schon im Vornherein kapitulieren. "Man erlebt ja, dass viele Mannschaften die Punkte gegen Bayern inzwischen einfach liegen lassen. Deren Überlegenheit ist derzeit so absurd, dass man Gegner offenbar nicht mehr, wie früher mal, alles in dieses Duell legen", sagt der Geschäftsführer von Borussia Dortmund in der "SZ".

Viele Klubs in der Bundesliga fahren also nach dem Motto: Bayern? Haben wir keine Chance. Schonen wir unser lieber für schlagbare Kontrahenten. Wie zum Beispiel Watzkes BVB. So ist seine Sicht. "Wir sind jetzt die Plattform für die anderen, um mal was Besonderes zu schaffen", führt Watzke aus. "Wir haben Spiele erlebt, in denen sich gestandene Teams zu Hause mit zehn Mann hinten reingestellt haben, und die Fans haben jedes Rausschlagen des Balles wie einen Sieg gefeiert."

Mit dem Schicksal müsse sich die Borussia aber arrangieren, meint der BVB-Boss: "Wenn man sich zu nah an der Sonne bewegt, wird es heiß."

Der derzeit deutliche Leistungsunterschied zwischen beiden Klubs ist für Watzke eine logische Konsequenz. Dortmund könne die Leistungsschwankungen und vielen Verletzungen zahlreicher Leistungsträger eben nicht auffangen. Anders als der FC Bayern. "Wir reden bei Bayern noch mal über eine andere Dichte im Kader. Da sind mehr als 20 Spieler auf allerhöchstem Niveau dabei. Der Kader kostet verglichen mit unserem mehr als das Doppelte. Es ist eine mathematische Sache, zu erklären, warum die Bayern vieles eben besser abfedern können als wir", sagt Watzke.

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Dennoch versteht er die Erwartungshaltung, die die Fans an Borussia Dortmund stellen. "Mit unseren Erfolgen haben wir selbst dafür gesorgt, dass die Leute glauben, wir könnten ununterbrochen und dauerhaft mit den Bayern mithalten", sagt Watzke. "Wir können das aber nur dann, wenn wir streckenweise über uns hinauswachsen." Und dies habe in der Hinrunde gefehlt.

Dennoch sei ein Abrutschen in der Tabelle auf Rang 17 "nicht akzeptabel". Mit dem Thema Abstieg befasse er sich zwar, "ein solches Szenario" halte er aber "nicht für sehr wahrscheinlich".

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