Was beim FC Bayern von Pep Guardiola übriggeblieben ist

Drei Jahre war Pep Guardiola Chefcoach beim FC Bayern und hat mit seiner Arbeit an der Säbener Straße damals tiefe Spuren hinterlassen: Kader, Trainer-Team, Spielweise, Ansprache – die AZ erklärt Peps Erbe.
Patrick Strasser |
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Pep Guardiola war von 2013 bis 2016 Trainer des FC Bayern.
Pep Guardiola war von 2013 bis 2016 Trainer des FC Bayern. © dpa

München - Dass Pep Guardiola hin und wieder zu Übertreibungen neigt, ist in München hinlänglich bekannt. "Es ist ein Finale", sagte der Chefcoach von Manchester City vor dem Viertelfinal-Rückspiel seiner Mannschaft am Mittwochabend (21 Uhr, DAZN und im AZ-Liveticker) beim FC Bayern, einem "top, top, top Team".

Der Katalane geriet vor seiner erstmaligen Rückkehr in die Allianz Arena ins wohl eher zweckmäßige Schwärmen: "Ich kenne den Charakter und die Persönlichkeit der Bayern und ihrer Spieler, ihre Mentalität. Ich weiß, wie es gegen Bayern München ist: Wenn du auch nur ein bisschen passiv bist, wirst du leiden. Dann können sie uns dasselbe antun, was wir ihnen angetan haben." Aus 0:3 mach 3:0? Ernsthaft?

Guardiola prägte eine Ära beim FC Bayern

Kaum vorstellbar angesichts der taumelnden Bayern und des Laufs des englischen Meisters mit zuletzt zehn Siegen am Stück. Aber ganz tief in sich drin fürchtet Guardiola wohl, dass er gegen sich selbst verlieren könnte. Gegen sein Alter Ego sozusagen. Gegen den Pep, der die Bayern in seiner Amtszeit von 2013 bis 2016 auf ein anderes Level gehoben hat. In seiner Bayern-Vita stehen drei Meisterschaften, zwei Pokalsiege, drei Champions-League-Halbfinal-Teilnahmen. Damals jeweils große Enttäuschungen, heute wäre das Vorrücken in die Top4 ein großer Erfolg.

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Guardiola (52) hat eine Ära in München geprägt. Kein Bayern-Trainer der vergangenen knapp 20 Jahre hielt sich drei Jahre, die letzte längere Regentschaft gehört Ottmar Hitzfeld bei dessen erstem Engagement von 1998 bis 2004. Während Guardiola bei den Skyblues schon seit knapp sieben Jahren wirkt, finden sich an der Säbener Straße immer noch Spuren seiner Münchner Zeit. So viel Pep steckt noch im FC Bayern:

Der Kader: Drei Stars aus Peps Zeit beim FC Bayern sind noch dabei

Drei Spieler sind noch im Kader, die drei Kapitäne. Der verletzte Torhüter Manuel Neuer (37), Offensiv-Allrounder Thomas Müller (33) und Joshua Kimmich (28), der 2015 zu Bayern stieß und von Guardiola ein Jahr intensiv geprägt wurde. 2018 schwärmte Kimmich im Rückblick: "Pep hat diesen besonderen Blick auf den Fußball. Er hat mir komplett neue Bereiche auf dem Feld gezeigt. Ihm ist die erste Berührung sehr wichtig und dass man bereits vor dem Kontakt weiß, was man als Nächstes macht. Du musst stets wissen, wo deine Teamkollegen sind."

Ex-Bayern-Trainer Pep Guardiola und sein talentierter Schützling Joshua Kimmich.
Ex-Bayern-Trainer Pep Guardiola und sein talentierter Schützling Joshua Kimmich. © firo/Augenklick

Das Trainer-Team: Nur noch Fitness-Chef Broich ist übrig

Thomas Tuchel brachte vor mehr als drei Wochen seine Assistenten mit, Torwarttrainer Toni Tapalovic, mit dem Guardiola drei Jahre zusammengearbeitet hatte, wurde im Februar durch Michael Rechner ersetzt. Aus dem aktuellen Stab ist nur noch Holger Broich (48), der Leiter der Abteilung Fitness, übrig. Er kam nach dem ersten Jahr Pep 2014 von Bayer Leverkusen. Ansonsten feiert Guardiola Wiedersehen mit einigen Mitarbeitern wie Physiotherapeuten, Zeugwarte, Busfahrer und Teammanagerin Kathleen Krüger, die ihm damals eine große Hilfe war.

Die Spielweise: Tuchel lässt beim FC Bayern weniger idealistisch spielen

Guardiola will Dominanz übers Passspiel, will die totale Kontrolle – am liebsten sogar über den Zufall im Spiel. "Es gibt ein großes Erbe von Guardiola hier", sagte Tuchel, "aber auch von Jupp Heynckes, Louis van Gaal und Hansi Flick. Pep war über drei Jahre extrem prägend in diesem Verein".

Bayern-Trainer Thomas Tuchel (l.) und ManCity-Coach Pep Guardiola begrüßen sich vor dem Viertelfinal-Hinspiel.
Bayern-Trainer Thomas Tuchel (l.) und ManCity-Coach Pep Guardiola begrüßen sich vor dem Viertelfinal-Hinspiel. © Tom Weller/dpa

Der Guardiola-Intimus betonte, "kein Fanboy zu sein", bekannte jedoch, "dessen einzigartigen Stil" zu bewundern. "Ich lerne jedes Mal von ihm und das macht mich zu einem besseren Trainer." Tuchel lässt ähnlich, aber pragmatischer, defensiver spielen – weniger idealistisch.

Die Ansprache: Bekenntnisse und ein großes Aber

Hier sind plötzlich wieder Parallelen da. "Ich liebe Cancelo." Sagte Tuchel. Oder über Müller: "Ich liebe Thomas." Bekenntnisse, denen (auch unausgesprochen) ein großes Aber folgt. Sätze, die an die Schwärmereien von Guardiola erinnern, die einst das Gegenteil dessen aussagten. "Ich hätte am liebsten 1.000 Dantes", sagte Pep über den brasilianischen Verteidiger und verzichtete dann auf den einen, leibhaftigen Dante. Nach drei Jahren hatte sich Guardiolas Art und Ansprache in München abgenutzt – bei City findet seine Rhetorik offenbar weiter Anklang.

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12 Kommentare
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  • Kangaroo am 19.04.2023 12:20 Uhr / Bewertung:

    Erbe hin oder her. Was soll dieser Schmarrn? Heute ist doch alles ganz anders. Es würde mich freuen, wenn es heute ein kleines Wunder gäbe. So recht glauben tu ich es nicht. Ergo: Kaum Enttäuschung möglich. Trotzdem viel Erfolg für meinen FCB 👍👍👍

  • Südstern7 am 19.04.2023 11:09 Uhr / Bewertung:

    "In seiner Bayern-Vita stehen drei Meisterschaften, zwei Pokalsiege, drei Champions-League-Halbfinal-Teilnahmen."

    Guardiola hatte natürlich auch das Glück Kerle, Siegertypen, Mentalmonster in seiner Mannschaft zu haben: Robben, Ribéry, Vidal. Oder Leute, die ein Spiel lesen konnten: Xabi Alonso, Lahm. Oder junge, ,ehrgeizige Dachse, die gerne dazu gelernt haben: Alaba, Müller, Thiago. Er hatte die perfekte Mischung und konnte seinen Fußball spielen lassen. Dass es am Ende nicht zum CL-Titel gereicht hat, ändert für mich nichts an der Tatsache, dass Pep eine großartige Zeit hatte und seine Mannschaft mir viel Freude bereitet hat.

    Natürlich weiß ich, dass Guardiola in großen Spielen manchmal auch ins Klo gegriffen hat mit seiner Taktik. Dass er zu viel wollte und oft über Nacht noch einmal sein Konzept umgeschmissen hatte (habe ich in einem Buch seines Intimus gelesen). Dann hat er das aber auf seine Kappe genommen und den Fehler zugegeben. Auch das macht große Trainer aus.

  • Federseelöwe am 19.04.2023 13:21 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Südstern7

    Gerade die Tatsache dass Pep sich in solchen Spielen öfters verzockt hat sollte den Bayern Hoffnung geben.

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