Warum der FC Bayern zum Fremdjubeln nach Nürnberg fährt

Beim Club können die Bayern den 18. Auswärts-Erfolg in Serie bei einem Aufsteiger feiern. Den Dreier benötigt das Kovac-Team im Kampf um den Titel: "Wir gehen davon aus, dass wir vier Siege brauchen."
von  Patrick Strasser
Klubpräsident Uli Hoeneß als Zuschauer beim 0:2 des FC Bayern in Hoffenheim.
Klubpräsident Uli Hoeneß als Zuschauer beim 0:2 des FC Bayern in Hoffenheim. © firo/Augenklick

München - Es ist ein Bus-Spiel, dieses Derby am Sonntag. Endlich mal nicht zum Flughafen. Sondern ab auf die A9 Richtung Nürnberg. 169 Kilometer sind's vom Vereinsgelände an der Säbener Straße 51 bis zum Max-Morlock-Stadion, zur Heimat des Clubs (Anstoß 18 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker). "Wenn die Autobahn frei ist, können wir es in zwei Stunden schaffen", glaubt Bayern-Trainer Niko Kovac, der froh über die Reise-Abwechslung ist. "Ich habe kein Problem, mit dem Bus zu reisen oder mit der Bahn. Man muss nicht ein- und auschecken, kann lesen, Videos schauen, relaxen, schlafen." Vor dem Spiel.

Nicht währenddessen wie beim 3:2 im DFB-Pokalhalbfinale in Bremen, als man binnen 67 Sekunden den 2:2-Ausgleich hinnehmen musste.

Dortmund spielte gegen Nürnberg nur Remis

"Du verlierst einen Ball in der Mitte des Felds in der Vorwärtsbewegung, den du nicht verlieren darfst. Ärgerlich. Die Bundesliga verzeiht keine Fehler – egal, gegen wen man spielt", erklärt Kovac. Also voller Fokus auf den Außenseiter, den Vorletzten, der darum kämpft, den VfB Stuttgart vom Relegationsplatz verdrängen zu können. "Ich bin kein Mensch, der jemanden unterschätzt", sagt Kovac, "Dortmund hatte dort Schwierigkeiten."

Aber wie! Der BVB verhedderte sich im Februar in Nürnbergs Defensiv-Fangnetz, 0:0. "Die stehen sehr kompakt. Wir werden uns schwertun, wollen aber früh ein Tor erzielen, um den Gegner dann rauszulocken", so der Plan des Bayern-Trainers: "Für Nürnberg geht es um die Existenz. Wir wollen gewinnen, müssen gewinnen, wollen die Woche mit dem dritten Sieg beenden."

Führt Kovac seine Serie fort?

Mit einem Sieg könnte Kovac eine Serie fortführen, zu der er selbst bisher nur einen Baustein, das 4:1 bei Fortuna Düsseldorf vor zwei Wochen, beigetragen hat: Es wäre Bayerns 18. Erfolg in Folge in einem Gastspiel bei einem Aufsteiger. Zum Fremdjubeln! Die Bayern lassen auswärts bei Neulingen nichts mehr anbrennen, eine in der Liga einmalige Serie. Keinem anderen Verein gelangen mehr als sieben Auswärtserfolge hintereinander.

Ein weiterer Dreier ist im Titel-Kampf mit Dortmund auch nötig. "Es wird bis zum letzten Spieltag spannend bleiben", glaubt Präsident Uli Hoeneß, "wir müssen uns sehr, sehr konzentrieren, dass wir vorne bleiben. Denn ein Punkt Vorsprung plus das bessere Torverhältnis ist ja nichts. Mit einem Remis von uns sind die anderen wieder vorne." Hoeneß’ Prognose: "Wenn jetzt einer einen Ausrutscher hat, dann ist die Meisterschaft entschieden." Also bloß nicht in Nürnberg. Das Revier-Derby am Samstag zwischen Dortmund und Schalke schaut sich Kovac nicht an, "weil wir nicht mehr gegen Schalke und Dortmund spielen". Er lässt sich via Push-Nachrichten aufs Handy informieren. Ein Sieg beim Club soll in "einem engen Kampf" (Kovac) der erste von vier Schritten zum Titel werden. "Wir gehen davon aus, dass wir vier Siege brauchen", sagt er, "es ist unser Anspruch, alle Spiele zu gewinnen."

Klubpräsident Uli Hoeneß als Zuschauer beim 0:2 des FC Bayern in Hoffenheim.
Klubpräsident Uli Hoeneß als Zuschauer beim 0:2 des FC Bayern in Hoffenheim. © firo/Augenklick

Ribéry könnte noch in den Kader rutschen

Große Veränderungen in der zuletzt erfolgreichen Startelf wird es nicht geben, der Trainer werde höchstens dann "frische Kräfte bringen", wenn es kurzfristig nötig erscheint. "Es sind alle soweit gesund." Zu Manuel Neuer (Muskelfaserriss) und Franck Ribéry (muskuläre Probleme) sagte Kovac: "Franck geht es besser, aber er ist noch nicht bei einhundert Prozent. Auch Manu ist auf dem Weg der Besserung." Ribéry könnte also noch in den Kader rutschen. Für die Operation Pflichtsieg.

Die Fakten: Bayern stellt mit 79 Treffern die beste Offensive der Liga, der Club mit 24 die schlechteste. Allein Robert Lewandowski, wieder an der Spitze der Torjägerliste, kommt bisher auf 21 Treffer. Aber: Von den letzten sieben Heimspielen gegen Bayern verlor der Club zwei (vier Remis). Der FCB schoss in diesen sieben Partien in Franken nur sieben Tore.

Womöglich braucht es mehr als ein Tor, um wieder fremdzujubeln.

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