Von Klinsi bis Pep: Die Maulwurf-Chroniken beim FC Bayern

München - Der Maulwurf, beheimatet in der Säbener Straße, hat einen Bart. Man muss ihn sich als grauhaarigen Zottel vorstellen. Nicht nur deshalb, weil er ja aktuell keinen Friseur auf das Gelände des FC Hollywood einfliegen lassen kann. Der Maulwurf ist alt und erfahren – weise und lernfähig hingegen nicht.
Mit großer Freude und schöner Regelmäßigkeit betreibt er seine Spielchen beim FC Bayern, indem er dafür sorgt, dass immer wieder brisante Interna - wie nun in der Sache Manuel Neuer - via Medien an die Öffentlichkeit gelangen und das Binnenklima vergiften. Schon in den 90ern beschwerten sich die Platzhirsch-Kontrahenten Lothar Matthäus und Jürgen Klinsmann ("Ich warte nur noch darauf, wann mein ganzer Vertrag als Kopie in der 'Bild'-Zeitung steht") über Offenlegungen explosiver Details.
"Es ist wie in der Familie auch: Wenn sie zusammenhält, ist es leicht, wenn nicht, geht sie auseinander", sagte Niko Kovac, bis letzten November Bayern-Cheftrainer angesichts mehrerer sehr hoher Maulwurf-Hügel, allesamt Stolpersteine in seiner Amtszeit. Der Kroate bemühte sogar die Historie, um an Mr. X zu appellieren: "In der Geschichte gab es genug Beispiele, ob es Troja war, ob es Cäsar war. Wir müssen zusammenhalten, vom Zeugwart bis zum Trainer." Machen sie aber nicht. Zu reizvoll ist das geheime Durchstecken von Top-Secret-Infos aus egoistischen Motiven. Und immer wieder unterhaltsam.
Ein AZ-Rückblick, welche Trainer es jüngst in München durch Under-Grasnarben-Infos erwischt hat. Die Maulwurf-Chroniken:
Niko Kovac (Juli 2018 – November 2019)

Bereits Anfang November 2018 machte er erste Bekanntschaft mit dem Maulwurf. Aufstellungen wurden nach außen kommuniziert, die Unzufriedenheit von Ersatzspielern ebenso. Selbst Kovacs interne Beschwerden über das laxe Aufwärmen seiner Ersatzspieler war öffentlich nachzulesen. Also bat er seine Spieler, keine Interna mehr an die Presse zu tragen – was auch herauskam.
"Ich bin’s nicht", meinte der Bayern-Trainer bei der Suche des Schuldigen zynisch und verplapperte sich gegenüber einem Reporter: "Wenn Sie die beiden erwischen..." Schnell ruderte er zurück. "Ach, die beiden sage ich schon. Das war ein Versprecher. Wenn Sie denjenigen erwischen, dann geben Sie mir vielleicht Bescheid und ich spreche mal mit ihm."
Carlo Ancelotti (Juli 2016 – September 2017)

Der Italiener, so der geleakte Vorwurf, soll die spanische Fraktion um Thiago & Co. im Bayern-Kader präferiert haben, was naturgemäß den anderen Spielern, die dadurch auf die Bank verdrängt wurden, missfiel. Der gesamten Mannschaft missfielen die Trainingsinhalte, man fühlte sich unterfordert, beschwerte sich bei den Bossen – was danach in den Medien landete.
Pep Guardiola (Juli 2013 – Juni 2016)

In seiner ersten Saison war es wohl ein Spieler, der taktische Feinheiten verriet. "Denjenigen schmeiße ich raus", soll Guardiola getobt haben, "er wird nie wieder unter mir spielen." TV-Experte Matthäus dazu: "Das wäre beruflicher Selbstmord, das kann sich kein Spieler im Kader des FC Bayern erlauben." Die Fahndung verlief erfolglos. 2016 gerieten erneute maulwurf-artige Interna aus der Kabine an die Öffentlichkeit. "Welcher Spieler ist der anonyme Spieler? Wo spielt dieser Anonymus?", fragte Pep in einer Medienrunde erzürnt. Vor seinem Abschied aus München stellte er entnervt klar: "Diese Person trifft nicht mich, sie trifft die Mannschaft und den Verein. Es ist ein Problem für den Verein."
Das Schlusswort gehört Thomas Müller, trotz seiner Mitteilungsbedürftigkeit in all den Jahren unverdächtig, er sagte einmal: "Es ist bei uns schwierig, dass die Gespräche hinter den vier Wänden bleiben. Wir haben durchlässige Ziegel." Ach so!