Viertelfinale Champions League: Das sind die möglichen Gegner des FC Bayern
München/Nyon - Nach den (be)rauschenden Nächten rund um die beiden 5:1-Siege gegen den FC Arsenal lebt der Traum des FC Bayern vom dritten Champions-League-Triumph nach 2001 und 2013 weiter - doch der Sprung ins Viertelfinale ist nur ein kleiner Schritt auf dem weiten Weg ins Endspiel im walisischen Cardiff.
Nun stehen die acht Viertelfinalisten fest, und da sind viele wohlklingende Namen dabei: Neben dem FC Bayern liegen Juventus Turin, Leicester City, Real Madrid, der FC Barcelona und Borussia Dortmund im Lostopf. Die letzten beiden Viertelfinalisten, Atlético Madrid und AS Monaco, wurden am Mittwochabend ermittelt.
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Am Freitag ab 12 Uhr geht in Nyon die Auslosung über die Bühne (im AZ-Liveticker). Kein Klub ist dabei gesetzt, jeder kann auf jeden treffen. So ist auch das ungeliebte direkte Duell FC Bayern gegen Borussia Dortmund möglich. Ausgetragen wird das Viertelfinale am 11./12. April (Hinspiel) sowie am 18./19. April (Rückspiel).
Wir stellen Ihnen die möglichen Gegner des FC Bayern vor...
Leicester City
In der Liga pfui, in der Champions League hui: Der amtierende englische Meister Leicester City gewann im Achtelfinale gegen den FC Sevilla. Foto: Rui Vierira/AP/dpa
Allein von der Papierform her dürfte der Premier-League-Klub der am ehesten überwindbare Vertreter im Viertelfinale zu sein. Unterschätzen sollte man den Champions-League-Neuling jedoch nicht. Craig William Shakespeare hat sein totgeglaubtes Team gerade erst ins "Land der Träume" geführt. Und er denkt schon an das nächste Märchen mit dem Sensationsteam.
"Wir wissen, dass einige sagenhafte Mannschaften unter den letzten Acht sind, aber wir könnten die Überraschungsmannschaft sein", sagte der Teammanager des aktuell abstiegsgefährdeten englischen Meisters. Nach der Wiederbelebung durch William Shakespeare und dem 2:0 (1:0) im Achtelfinal-Rückspiel gegen den FC Sevilla hoffen sie in Leicester auf die nächste Sensation. "Der Glaube ist zurück, die Mentalität, niemals aufzugeben. Sie können weiter überraschen, haben gegen alle Teams eine Chance", sagte Torhüter-Legende Peter Shilton.
Dass die Foxes um Ex-Nationalspieler Robert Huth wieder gefürchtet werden, liegt in erster Linie an William Shakespeare. Der 53-Jährige, seit 2008 im Verein, hat den Trainerjob vor drei Wochen von Claudio Ranieri übernommen und die Mannschaft zu dessen Underdog-Stil zurückgeführt. Der Lohn: drei Siege in drei Spielen. Am Dienstag meinte er aber, es sei das Verdienst Ranieris, dass Leicester überhaupt so weit gekommen ist: "Wir sind nur dank ihm hier. Claudio wird hier nie vergessen werden." Ranieri war nach dem 1:2 im Hinspiel in Sevilla entlassen worden.
Juventus Turin
Erwartet die Bayern wieder ein Knaller-Spiel gegen die "Alte Dame" Juventus Turin? Foto: Alessandro Di Marco/ANSA/AP/dpa
Selbst die Aussicht auf ein mögliches erneutes Duell mit dem ungeliebten Gegner FC Bayern bereitet Sami Khedira und Co. keine Sorgen. Nach Juventus Turins souveränem Viertelfinal-Einzug in der Königsklasse mit dem 1:0 gegen den FC Porto sieht Torschütze Paulo Dybala sein Team auf Augenhöhe mit Europas Top-Klubs.
In manchen Aspekten "stehen wir sogar über ihnen", sagte der Argentinier mit Blick auf Real Madrid, den FC Barcelona und die Münchner. "Wir können nicht daran denken, nicht im Finale zu sein", sagte der 23-Jährige. Grund zu Selbstbewusstsein haben die Turiner: In der Serie A zweifelt kaum einer an der sechsten Meisterschaft in Serie, im Pokal scheint das Finale nur noch Formsache zu sein. Und auch auf internationaler Bühne will Juve nach der Final-Niederlage 2015 den ganz großen Coup.
"Der Pokal, der zu lange fehlt", nannte die Gazzetta dello Sport die Trophäe, die Juventus zuletzt 1996 gewonnen hat. Selbst die Bayern mit Turins Ex-Coach Carlo Ancelotti sollen dieses Jahr kein Hindernis sein. Letztes Jahr schied Juve im Achtelfinale spektakulär gegen die Bayern aus: In einem wahnsinnig dramatischen Rückspiel rettete sich der Rekordmeister zunächst durch einen Ausgleich in letzter Minute in die Verlängerung und kam dann als 4:2-Sieger doch noch triumphierend weiter.
2013 war für Juve im Viertelfinale Schluss gegen die Bayern. Und 2009 erlitt die Mannschaft um Routiniers wie Gianluigi Buffon, Leonardo Bonucci, Andrea Barzagli und Giorgio Chiellini eine entscheidende 1:4-Niederlage am letzten Spieltag der Gruppenphase.
Real Madrid
Die "Königlichen" von Real Madrid gehören wie immer zu den Topfavoriten auf den Champions-League-Titel. Foto: Andrew Medichini/AP/dpa
"Ich würde gerne in Cardiff auf sie treffen, das wäre gut für beide Mannschaften", sagt Bayern-Trainer Carlo Ancelotti über ein mögliches Viertelfinalspiel gegen seinen Ex-Arbeitgeber. Vor dem 3. Juni will der Italiener also dem Titelverteidiger nicht begegnen.
Real behauptete sich im Achtelfinale souverän gegen den SSC Neapel (3:1, 3;1). In der Primera Division ist das Team von Zinedine Zidane voll im Plan, genießt den Platz an der Sonne. Vor drei Jahren trafen die Bayern und die Königlichen im Halbfinale der Champions League aufeinander: Ancelotti verwies Pep Guardiola, seinen Vorgänger als FCB-Coach, klar in die Schranken (1:0, 4:0) und feierte danach den zehnten Champions-League-Triumph von Real Madrid.
Ob Weltfußballer Cristiano Ronaldo, Gareth Bale, Sergio Ramos oder Ex-Bayern-Profi Toni Kroos - die Madrilenen verfügen über Superstars ohne Ende. Real Madrid ist mit Sicherheit kein Wunschlos für den deutschen Rekordmeister.
Borussia Dortmund
Mit Bayern gegen Dortmund könnte es ein deutsch-deutsches Duell im Viertelfinale geben. Foto: Guido Kirchner/dpa
Sollte dieses deutsche Duell tatsächlich ausgelost werden, ist der April voller Kracher der ewigen Bundesliga-Rivalen. Am 8. April empfängt der FC Bayern nämlich den BVB zum Liga-Hit in der Allianz Arena. Am 25./26. April geht dann das DFB-Pokal-Halbfinale über die Bühne - das der BVB ja am Dienstagabend dank eines 3:0 im nachträglich ausgetragenen Viertelfinalspiel gegen die Sportfreunde Lotte erreichte. Theoretisch wären im April also gleich vier Spiele gegeneinander möglich.
Im Achtelfinale der Champions League eliminierten die Dortmunder den portugiesischen Vertreter Benfica Lissabon. Auswärts unterlag der BVB trotz bester Chancen mit 0:1, das Rückspiel gewann die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel dann 4:0.
Mit Blick auf das Viertelfinale in der Champions League sagt Tuchel: "Hoffentlich gibt es kein deutsch-deutsches Duell. Nicht, weil wir Angst hätten. Aber wir wollen uns international messen. Wir wollen reisen und Stadien in Europa kennenlernen und nicht im April eventuell viermal gegen Bayern München antreten."
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Eines steht fest: Die Vergleiche zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund hatten es zuletzt immer in sich: Denken wir nur an die vergebenen Elfmeter von Philipp Lahm und Xabi Alonso im Pokal-Halbfinale am 28. April 2015 oder an den letzten Champions-League-Triumph der Münchner am 25. Mai 2013. Unter Triple-Trainer Jupp Heynckes gab es in London einen 2:1-Finalsieg.
Erstmals seit 2001 ging der Titel in der Königsklasse wieder nach München. Zuvor hatten die Münchner von 1974 bis 1976 dreimal hintereinander den Euopapokal der Landesmeister gewonnen. Die Dortmunder verpassten dagegen ihren zweiten Triumph nach 1997. Arjen Robben erzielte in der 89. Minute den Siegtreffer. Zuvor hatte der Dortmunder Ilkay Gündogan per Foulelfmeter (68.) die erstmalige Münchner Führung durch Mario Mandzukic (60.) ausgeglichen.
FC Barcelona
Das Wunder vom Camp Nou: Der eigentlich schon ausgeschiedene FC Barcelona demontierte PSG im Rückspiel mit 6:1. Foto: Emilio Morenatti/AP/dpa
Der spanische Meister zeigte sich nach dem Rausch in der Champions League verkatert und kassierte in der Primera Division nach zuvor sechs Siegen in Folge eine überraschende Niederlage: Vier Tage nach dem 6:1-Heimerfolg gegen den französischen Meister Paris St. Germain unterlagen die Katalanen mit Nationaltorwart Marc-André ter Stegen mit 1:2 (0:1) beim Abstiegskandidaten Deportiva La Coruna. Barca verlor mit 60 Punkten die Tabellenführung an seinen Erzrivalen Real Madrid (62 Zähler).
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Leo Messi, Neymar, Luis Suarez und Co. machten das Unmögliche möglich - das historische 6:1 macht unmissverständlich klar: Mit Barca ist weiter zu rechnen im Rennen um den Champions-League-Titel. Auch wenn die Bayern einem Duell mit den Katalanen gerne aus dem Weg gehen würden, für Barcelona dürfte der FC Bayern auch kein Wunschgegner sein.
Der direkte Vergleich in der jüngeren Vergangenheit ist ausgeglichen: In der Triple-Saison 2013 warfen die Bayern die Spanier im Halbfinale raus (4:0, 3:0). Und zwei Jahre später hatte Barcelona die Nase vorn - zog gegen die Pep-Guardiola-Bayern ins Endspiel ein (3:0, 2:3).
Atlético Madrid
Treffen die Bayern schon im Viertelfinale auf ihren "Angstgegner" Atlético Madrid? Foto: Federico Gambarini/dpa
Atlético hatte gegen Bayer Leverkusen auswärts ein 4:2 vorgelegt und machte mit dem 0:0 daheim am Abend alles klar. Der FC Bayern denkt bei diesem möglichen Gegner zuerst einmal an den 1:0-Erfolg am 6. Dezember 2016 zurück. Da hatten die Münchner ein erstaunlich passives Atlético über 90 Minuten im Griff. Für den Sieg brauchte es jedoch einen individuellen Geniestreich – ein toller Freistoß von Robert Lewandowski (28.) bescherte dem FCB den 15. Heimsieg hintereinander in der Königsklasse. Das Hinspiel hatten die Bayern mit 0:1 verloren und dabei die erste Pflichtspielniederlage in der Ära Carlo Ancelotti quittiert.
Zum vierten Mal in Serie setzte es dabei für den FC Bayern in Spanien eine Zu-Null-Pleite. Nach drei Halbfinal-Niederlagen in der Champions League gegen Spitzenklubs aus der Primera Division besiegelte Yannick Carrasco (35.) nach acht Siegen des deutschen Rekordmeisters in den bisherigen acht Pflichtspielen unter Ancelotti die erste Niederlage des Italieners.
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Wie in der Amtszeit von Pep Guardiola und beim Scheitern an Real Madrid (2014), am FC Barcelona (2015) sowie im Mai 2016 an Atlético gelang also wieder kein Auswärtstreffer gegen ein spanisches Team.
AS Monaco
Der AS Monaco gehört neben Leicester City zu den vermeintlichen Außenseitern. Die Franzosen setzten sich im Achtelfinale jedoch eindrucksvoll gegen Manchester City und Pep Guardiola durch. Foto: Claude Paris/AP/dpa
ManCity-Coach Pep Guardiola hatte es geahnt und seine Spieler eindringlich an das Fußball-Wunder von Barcelona erinnert. "Bis zur 92. oder 93. Minute ist das Spiel in Monaco nicht entschieden", warnte der ehemalige Bayern-Coach seine Profis vor dem Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen AS Monaco. "Im Fußball sehen wir viele Dinge, denkt an Barcelona", rief Guardiola seine Elf trotz des 5:3-Vorsprungs aus dem Hinspiel zur Wachsamkeit auf.
Allein es half nichts: AS Monaco sorgte für die große Überraschung, warf Manchester City dank des 3:1 vom Mittwochabend aus dem Wettbewerb. Bislang war der AS Monaco noch nie Gegner des FC Bayern in der Champions League. Das könnte im Viertelfinale erstmals der Fall sein. Die Mannschaft von Trainer Leonardo Jardim wäre trotz des Coups gegen Manchester im Duell mit dem deutschen Rekordmeister der Außenseiter. Aber womöglich nimmt der Spitzenreiter der Ligue 1 den Schwung mit. Das französische Spitzenteam hatte sich in seiner Vorrundengruppe als Erster gegen Bayer Leverkusen, Tottenham Hotspur und ZSKA Moskau behauptet.