Vidal, Müller, Martinez: Ein Trio fürs Triple

München – Pep Guardiola ist nicht mehr der Trainer, der er vor drei Monaten war. Und das ist bei diesem Überzeugungstrainer, Perfektionisten und Philosophen, dem nichts wichtiger ist als die Umsetzung seiner Idee vom schönen Spiel, eine bemerkenswerte Erkenntnis. Noch im Winter-Trainingslager in Katar hatte der Katalane über einen möglichen Triple-Gewinn in dieser Saison gesagt: „Titel sind nur Nummern.“
Dahinter steckte all das, was Guardiola ist, was er denkt, was ihn so besonders macht: Wenn wir gewinnen, dann soll es auch auf unsere Art und Weise geschehen. Ohne Glück, ohne Hilfe – und ohne Schwalben, Arturo! Verdient eben. Quasi als logische Folge der überlegenen Bayern-Spielweise.
Von Januar bis April hat sich Guardiola verändert
Er ist zwar immer noch sauer, wenn seine Mannschaft schlechter spielt, als sie kann, wie etwa am Samstag gegen Schalke oder am Dienstag gegen Bremen. Aber nach den Spielen, die ja trotzdem fast immer mit Siegen enden, sagt er jetzt „vielen Dank“ zu seinen Stars. In der internen Analyse spricht er zwar weiter klar über Fehler, korrigiert in seiner ganz eigenen, außergewöhnlichen Akribie.
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Doch die ganz große Theatralik, die fast eingeschnappte Reaktion, wenn seine Stars mal nicht folgen, soll immer seltener zu beobachten sein. Ja, Pep Guardiola ist tatsächlich ein pragmatischer Trainer geworden, dem Titel nun doch plötzlich das Wichtigste sind.
Acht Spiele vor Ende der Saison – das Finale der Champions League mit eingerechnet – ist diese neue Ausrichtung auch an Guardiolas Personalwahl zu erkennen. Er hat Spieler zu seinen Anführern erkoren, die eher Kämpfer als Künstler sind, die vor allem eines wollen: gewinnen. Die AZ zeigt Peps Trio fürs Triple.
Thomas Müller
Es gab Zeiten, da wurde dieser Müller von Guardiola ja tatsächlich in großen Spielen ausgewechselt oder auf die Bank gesetzt. Damit ist es vorbei. In 43 Pflichtspielen dieser Saison war Müller an 43 Toren beteiligt (31 Tore, 12 Vorlagen).
Der 26-Jährige trifft besonders gern in K.o.-Spielen wie gegen Bremen oder auch in der Champions League gegen Juventus oder Benfica. In der ewigen Torschützenliste der Bayern ist er nun schon Vierter (151 Treffer) hinter Gerd Müller (564), Karl-Heinz Rummenigge (217) und Roland Wohlfahrt (155). „Thomas hat einen unglaublichen Riecher vor dem Tor“, sagt Philipp Lahm, der Kapitän. Chef auf dem Platz ist aber inzwischen Müller. „Ich versuche, noch mehr Einfluss zu nehmen“, sagte der neue Anführer im AZ-Interview.
Arturo Vidal
Womöglich würde Guardiola den Chilenen nach dessen Schwalbe gegen Werder bestrafen, sagen wir: wenn jetzt September wäre. Aber es ist April, bald Mai, der Titelmonat, und somit fällt diese Option für den Bayern-Trainer aus. Vidal ist neben Müller der Spieler der Rückrunde, torgefährlich, aggressiv, zweikampf- und laufstark. Jener Effenberg-Typ, der in den vergangenen beiden Jahren gefehlt hat. Und fast vergisst man, dass Vidal, der sich im Laufe der Jahre den Ruf eines Rüpels erarbeitet hat, bei Bayern sein Temperament in die richtigen Kanäle feuert (erst sechs Gelbe Karten). Pep und die Bayern sind härter geworden, ein bisschen Vidal.
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Javi Martínez
In engen Spielen wie gegen Werder sieht man, wie wichtig der Spanier für die Stabilität der Bayern-Elf ist. Er gewann viele wichtige Zweikämpfe (insgesamt 62 Prozent), stoppte Konter, erkannte und schloss Lücken. „Ich fühle mich sehr gut und bin bereit für diese wichtige Phase“, sagte der 27-Jährige, der wegen einer Meniskus-OP zwei Monate gefehlt hatte. Klar, Titelzeit ist Martínez-Zeit. Wie im Triple-Jahr 2013, als er einer der wichtigsten Spieler war. Diese Parallele dürfte den Bayern gefallen.