Vertragspoker: Wird Alaba für Bayern ein zweiter Fall Kroos?
München - Die Spieler des FC Bayern haben sich klar positioniert in Sachen David Alaba. Aus der Pro-Alaba-Fraktion kommt die frischeste Wortmeldung von Leon Goretzka, der am Dienstagmittag an der Säbener Straße sagte: "Natürlich würden wir uns alle wünschen, dass es da jetzt zu einer Einigung kommt und das natürlich auch möglichst schnell." Die Mannschaft belaste das Thema nicht, bekräftigte der Mittelfeldspieler, "da sind wir als Gemeinschaft viel zu stark, um uns von solchen Dingen ablenken zu lassen".
Dennoch ist der FC Bayern aufgewühlt wegen Alaba (28) und dessen zähen, äußerst schwierigen Verhandlungen mit dem Klub über einen neuen Vertrag, der den aktuellen (bis 30. Juni 2021) ersetzen und - was das Honorar betrifft - deutlich toppen soll. Angeblich fordert sein Berater Pini Zahavi ein zweistelliges Jahresgehalt bis zu 25 Millionen Euro, womit der Abwehrchef die Topverdiener Kapitän Manuel Neuer sowie Torjäger Robert Lewandowski überflügeln würde. Dazu sind die Bayern-Bosse aktuell nicht bereit, mehrere Verhandlungsrunden scheiterten.
Ehrenpräsident Uli Hoeneß ging nun in die Offensive, schaltete via TV im "Doppelpass" bei "Sport1" auf Angriff. Alaba habe in Zahavi "einen geldgierigen Piranha als Berater". Auch Alabas Vater George machte Hoeneß den Vorwurf, dieser lasse sich vom Berater "sehr beeinflussen".
Schlammschlacht ist in vollem Gange
George Alaba wehrte sich gegen diese - Zitat - "dreckigen Anschuldigungen" und kritisierte, der FC Bayern würde "schmutzige Lügen" verbreiten. "Und das alles nur, weil wir die von ihnen vorgelegten Zahlen nicht akzeptieren. Wir haben unsere eigenen Vorstellungen", sagte George Alaba bei Sky.
Die Schlammschlacht ist in vollem Gange, eine Vertragsverlängerung - die sich im übrigen Trainer Hansi Flick händeringend wünscht - wird zum Drahtseilakt und zur emotional aufgeladenen Belastungsprobe.
Kommenden Sommer wäre Alaba ablösefrei
Seit zwölf Jahren ist Alaba bei Bayern unter Vertrag, er könnte 2021 zum zehnten Mal (gemeinsam mit Thomas Müller) Meister werden, und auch weitere Champions-League-Triumphe nach 2013 und 2020 sind machbar. Auf dem Weg zur Vereinslegende?
Oder wählt er zuvor die Ausfahrt "neue Herausforderung", etwa bei Real Madrid oder dem FC Barcelona, die jedoch nicht willens und imstande sind, den Österreicher zu bezahlen?
Im kommenden Sommer wäre Alaba ablösefrei, das will Bayern um jeden Preis verhindern. Nur bis 5. Oktober, dem Ende der wegen der Corona-Pandemie verlängerten Transferperiode, ließe sich eine satte Ablösesumme (rund 60 Millionen sind aufgerufen, aber unrealistisch ein Jahr vor Vertragsende) generieren.
Erstaunliche Parallele: Toni Kroos
Bei Lewandowski (32), der auch Zahavi als Berater engagierte, um einen Wechsel zu Wunschverein Real Madrid zu realisieren, zogen die Bayern eine klare Linie, sagten kategorisch nein. Lewandowski verlängerte vor etwas mehr als einem Jahr vorzeitig bis 2023. Eine Erfolgsstory - für beide Seiten.
Zum Drama Alaba lässt sich eine erstaunliche Parallele ziehen: Toni Kroos, von 2007 bis 2009 und von 2010 bis 2014 bei Bayern, wechselte nach gescheiterten Vertragsverhandlungen für schlappe 25 Millionen zu Real Madrid und gewann ab 2016 drei Mal hintereinander die Champions League.

"Wir hatten ein Wahnsinnsangebot gemacht und ihm gesagt: ,Wenn du das nicht akzeptierst, musst du gehen'", erklärte Hoeneß einmal und sagte letztes Jahr im Rückblick: "Ein Verein muss manchmal harte Entscheidungen treffen - und das war eine harte, vielleicht die falsche."
"Dieser Klub ist für mich nicht irgendein Verein"
Will der Verein nun auch bei Alaba hart bleiben? Anders als bei Kroos ("Zwischen mir und Bayern ist es nie die ganz große Liebe geworden") hängt Alaba am Verein: "Dieser Klub ist für mich nicht irgendein Verein, er ist Zuhause, Familie und Heimat." Dennoch sei er "verwundert und verletzt" über die Aussagen und Berichte.
Ein Happy End? Aktuell noch nicht in Sicht, aber wohl (noch) realistischer als ein vorzeitiger Bruch.