Verlässt Robert Lewandowski den FC Bayern? - Gründe für und gegen Transfer
München - Der Dienstag war ein kleiner Schritt in Richtung Normalität für Robert Lewandowski (29) und den FC Bayern - so weit das aktuell überhaupt möglich ist. Der Stürmerstar kehrte wie seine Kollegen nach zwei freien Tagen auf den Trainingsplatz zurück, sein nächstes Ziel: Der Bundesliga-Abschluss am Samstag gegen den VfB Stuttgart (15:30 Uhr, Liveticker auf az-muenchen.de), und: Die 30-Tore-Marke, die Lewandowski (29 Treffer) unbedingt noch knacken will.
Ob Trainer Jupp Heynckes ihm die Chance dazu gibt? In Köln hatte Lewy nach seiner Auswechslung den Handschlag mit dem Coach verweigert, das löste feurige Diskussionen aus. "Er hat nicht gelernt, was Respekt ist dem Trainer und der Mannschaft gegenüber", sagte etwa Paul Breitner bei Sport1. Der Pole denke nur "ich, ich, ich". Und Sepp Maier meinte zu Lewandowskis Auftritten gegen Real Madrid: "Er ist ein ausgezeichneter Fußballer, aber wenn es um was geht, muss er Tore schießen. Gegen Real war er nicht zu sehen. Das ist seine Schuld."
Pokalfinale gegen Frankfurt: FC Bayern braucht Lewandowski
Die große Frage, die über dem Thema schwebt: Ist Lewandowski noch die Zukunft des FC Bayern? Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen.
Was sagen die Bosse? Von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge gibt es bislang keinen Kommentar zum Lewy-Theater in Köln. Dafür äußerten sich die Klub-nahen Bayern-Legenden Breitner und Maier ziemlich kritisch. Heynckes stellte nach der Partie am Samstag klar, dass er "der Boss" sei und die Auswechslungen tätige, klang anschließend aber versöhnlich. "Ich war ja auch mal Stürmer und weiß: Torjäger sind alle ein bisschen egoistisch", so Heynckes: "Im Moment der Auswechslung habe ich nicht ganz so lustig reagiert. Im Nachhinein kann ich darüber schmunzeln."
Sportdirektor Hasan Salihamidzic meinte: "Wir haben darüber gesprochen. Lewy ist ein Voll-Profi und hat sich über sich selbst geärgert, weil er nicht zwei oder drei Tore gemacht hat." Die Bayern-Führung versucht, das Thema klein zu halten - wohl auch deshalb, weil man Lewy in Top-Verfassung fürs Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt (19. Mai) braucht. Und danach?
"Die Wette nehme ich gerne an, dass Robert in der nächsten Saison hundertprozentig bei Bayern München spielen wird", hatte Rummenigge im März dem Kicker gesagt. Doch die Leistung des Stürmers gegen Real und sein egoistisches Verhalten könnten zu einem Umdenken führen.
Pini Zahavi: Seit 2018 Berater von Robert Lewandowski
Welche Rolle spielt der Berater? Seit Anfang des Jahres wird Lewandowski von Pini Zahavi beraten, 74 Jahre alt, aus Israel. Zahavi genießt in der Branche den Ruf, besonders komplizierte Transfers über die Bühne bringen zu können. So war er unter anderen beim Neymar-Deal mit Paris Saint-Germain beteiligt. Interessant: Lewandowski hat Zahavi dem Vernehmen nach nur bis zum 31. August engagiert. Dann schließt das Transferfenster.
So lange laufen die Verträge der Bayern-Spieler
Wie ist Lewandowskis Standing im Team? Aus der Mannschaft dringt recht wenig Kritik nach außen. Lewandowski gehört keiner der verschiedenen Gruppen im Team fest an, am engsten ist er noch der Spanien-Südamerika-Connection plus Franck Ribéry und David Alaba verbunden. Im Februar wurde Lewandowski im Training von Mats Hummels gerüffelt und für seine Einstellung kritisiert. Klar ist, dass Auftritte wie in Köln sein Ansehen im Team nicht verbessern. Zumal er seine Mitspieler schon zum Ende der Vorsaison kritisiert hatte für angeblich zu wenige Torvorlagen.
Wie wichtig ist er für Bayern wirklich? 40 Tore erzielte Lewandowski in 46 Pflichtspielen dieser Saison, keine Frage: Das ist ein Topwert. Insgesamt sind es 150 Tore und 34 Vorlagen in 193 Spielen, seit Lewy 2014 zu Bayern wechselte. Vorwurf zuletzt: Der Stürmer treffe in den wichtigen Partien der Champions League zu selten. 28 Treffer sind es in 44 Spielen für Bayern. Er führte den Klub noch in kein einziges Champions-League-Finale.
Lewandowski: Sein Marktwert liegt bei 90 Millionen
Was würde ein Verkauf Bayern einbringen? Lewandowskis Marktwert wird auf 90 Millionen Euro (Quelle: transfermarkt.de) geschätzt. Bei einem Verkauf würde er Bayern wohl sogar mehr als 100 Millionen einbringen, da er noch einen Vertrag bis 2021 besitzt. Er wäre der teuerste Transfer der Vereinsgeschichte. Für die Top-Klubs in England (Manchester United, Manchester City, FC Chelsea) wäre eine Rekordablöse machbar, ebenso für Real Madrid und Paris Saint-Germain.
Welche Alternativen hat Bayern? Neben Lewy steht mit Sandro Wagner nur ein Mittelstürmer im Kader. Aus Hamburg könnte im Sommer Talent Fiete Arp (18) nach München kommen. Zweifellos: Geht Lewandowski, braucht es einen Knaller-Ersatz. Bayern wird dabei auch die Wünsche des neuen Trainers Niko Kovac berücksichtigen.
Die gehandelten Paulo Dybala (24, Juventus, 100 Millionen Euro Marktwert), Antoine Griezmann (27, Atlético Madrid, 100 Millionen), Alvaro Morata (25, FC Chelsea, 65 Mio.), Edinson Cavani (31, PSG, 60 Mio.) oder Harry Kane (24, Tottenham, 120 Mio.) wären sündhaft teuer. Aber um die Champions League zu gewinnen, ist ein Spieler dieses Kalibers unabdingbar.
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