Verflickt gut! Warum die Bayern wieder so stark sind

Hansi Flick hat die Bayern in nur zwei Spielen umgekrempelt – mit Erfolg, wie die 4:0-Gala gegen Dortmund beweist. Er bleibt "bis auf Weiteres" Trainer der Bayern, wahrscheinlich bis Saisonende.
von  Patrick Strasser
© Matthias Balk/dpa

München - Samstagabend überrollt der FC Bayern Titelrivale Borussia Dortmund in der Allianz Arena klar und deutlich – und überzeugend!– mit 4:0.

Alles wie immer also. Dass die Münchner nach solch einem Statement-Sieg nicht Tabellenführer sind, mag sich komisch anfühlen im Kosmos des bayerischen Selbstverständnisses. Der Abo-Meister liegt im Klassement weiter vier Punkte hinter dem überraschenden – und überzeugenden! – Primus aus Mönchengladbach. Mit der anderen Borussia, die am Sonntag Werder Bremen mit 3:1 bezwang, misst sich Bayern am 7. Dezember (auswärts). Es dürfte ein echtes Top-Spiel werden.

Hansi Flick bleibt Bayern-Trainer

Interimstrainer Hansi Flick, für zwei Spiele als Zwischenlösung auserkoren, bleibt nun Chef – bis auf Weiteres. "Er hat vor dem Spiel gesagt, die zwei Spiele sind erst mal die Ziellinie. Die hat er, würde ich sagen, bravourös überschritten", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge nach dem 4:0, "und jetzt werden wir in aller Ruhe mit ihm weitermachen."

Flicks wichtige Änderungen brachten den Erfolg

Beim Auswärtsspiel bei Fortuna Düsseldorf am 23. November sitzt Flick wieder auf der Bank. Der Ex-Assistent von Nationaltrainer Jogi Löw hat es geschafft, die Mannschaft nach dem Abgang des im Team unbeliebten Niko Kovac für sich zu gewinnen. Mit neuer Fokussierung auf die Defensive, mit gezieltem Taktik-Training und mutigen Umstellungen: Er machte den Sechser Javi Martínez zum Abwehrchef, gab Thomas Müller, unter Kovac teils abgeschrieben, die Rolle des Führungsspielers und Zehners, setzte als Linksverteidiger auf den 19-jährigen Alphonso Davies.

Alle drei machten gegen Dortmund ein überragendes Spiel. Dafür verzichtete Flick auf die Künstler Thiago und Coutinho, die nur eingewechselt wurden. Erst ein solides 2:0 in der Champions League gegen Olympiakos Piräus, nun die 4:0-Gala gegen den BVB – es ist Flicks Werk, und das ist verflickt gut. In der Trainerfrage müsse das Ziel eine "langfristige Lösung" sein, betonte Hoeneß. Etwa Thomas Tuchel (Paris St.Germain) oder Erik ten Hag (Ajax Amsterdam), die jedoch frühestens zum Juli 2020 frei sind. Daher sei Flick "keine schlechte Lösung" (Hoeneß).

Oliver Kahn wird ein Wort mitzureden haben

Flick wird sich überzeugen lassen, seinen Job als Cheftrainer ("Ich habe es sehr genossen mit der Mannschaft zu arbeiten. Es gibt keine Absprache") mindestens bis zur Winterpause, sehr wahrscheinlich bis Saisonende, fortzusetzen. In die Findungskommission Wunschtrainer für die Zukunft wird auch Oliver Kahn, ab Januar Mitglied des Vorstandes und als Nachfolger von Rummenigge ab dem 1. Januar 2022 Vorstandsboss, miteinbezogen. "Möglicherweise oder sehr wahrscheinlich" würden Rummenigge und Sportdirektor Hasan Salihamidzic, die mit der Suche beauftragt sind, "auch mit Kahn und Herbert Hainer" sprechen, "und ich werde auch dabei sein", erzählte Hoeneß am Sonntag, als er in der Sendung Doppelpass bei Sport1 angerufen hatte.

Hainer wird am Freitag als Nachfolger von Hoeneß zum neuen Bayern-Präsidenten gewählt. Und Kahn, das hatte er bereits deutlich gemacht, wünscht sich einen Trainer, der für einen besonderen Spielstil mit Wiedererkennungswert steht. "Ich glaube, dass es wichtig ist, dass man wegkommt von irgendwelchen Namen, von großen Namen. Man muss sich Gedanken machen, für welchen Fußball Bayern steht, welcher Trainer dazu passt", sagte der ehemalige Kapitän in seiner "Kahnalyse". Klingt schwer nach Tuchel oder ten Hag.

Von Kovac, seit Sonntag Geschichte, war auch viel die Rede. "Die Spieler wussten schon, dass sie nach dem Abgang von Kovac liefern mussten", sagte Hoeneß, "die Köpfe waren wieder frei." Aus Erleichterung? Der Präsident über die Stunden nach dem 1:5 in Frankfurt letzten Samstag: "Es hat sicher Strömungen in der Mannschaft gegeben, die den Trainer weghaben wollten. Deswegen hat die Führung entsprechend reagiert."

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