Uli Hoeneß ist gegen Meister-Playoffs: "Ein Gesetz gegen Bayern München"
München - Von seinem Haus in Bad Wiessee am Tegernsee nach Salzburg sind es 114 Kilometer, rund eine Stunde und 20 Minuten Fahrtzeit. Auf Einladung des österreichischen Senders "ServusTV" war Uli Hoeneß (70) am Montagabend zu Gast beim "Talk aus dem Hangar-7". Der Anlass: Am Mittwoch (21 Uhr, DAZN und im AZ-Liveticker) steigt das Achtelfinal-Hinspiel des FC Bayern in der Champions League bei RB Salzburg.
Der Ehrenpräsident des FC Bayern sprach dabei über:
den Gegner aus Salzburg: "Sie sind bei uns bekannt für sehr attraktiven, sehr frischen Fußball. Viele junge Spieler wollen die Chance ergreifen, ganz nach oben zu kommen – mit dem Risiko, auch mal Fehler zu machen. Hier wird hervorragende Arbeit gemacht. Wir werden die Salzburger nicht unterschätzen."
über die 2:4-Pleite der Bayern in Bochum: "Ich glaube, das Problem ist, dass unsere Spieler, wenn sie die Zeitung lesen, glauben, sie sind total überlegen, keiner kann ihnen das Wasser reichen und dass sie unschlagbar sind. Ich habe gehört, dass die Stimmung in der Mannschaft sehr gut ist – vielleicht zu gut, es gibt zu wenig Reibung! Das führt dazu, dass man gegen vermeintlich schwächere Gegner nur 75 oder 50 Prozent spielt – und das reicht heute nicht mehr. Wir haben in Augsburg, in Bochum und in Gladbach 0:5 verloren. Aber wenn es darauf ankam und es gegen starke Gegner geht, haben sie sich unglaublich zusammengerissen und sehr gut gespielt. Die Saison war eigentlich sehr gut. Deshalb hoffe ich, dass sie die Salzburger zu 100 Prozent ernst nehmen und dann denke ich, auch sehr gut spielen werden."
Uli Hoeneß: "Hat doch nichts mit Spannung zu tun"
Bayerns Vorstandsboss Oliver Kahn, der die Playoff-Idee der neuen DFL-Chefin Donata Hopfen für die Bundesliga "spannend" findet: "Das ist seine Meinung – meine ist es nicht. Ich finde das lächerlich. In der Bundesliga soll der Meister werden, der nach 34 Spieltagen der Beste ist und der durch Dick und Dünn gegangen ist mit seinem Team. Das ist doch nur ein Gesetz gegen Bayern München! Das hat doch nichts mit Spannung zu tun. Wenn sie damit nicht weiterkommen, beschließen sie, dass wir nur noch mit zehn Mann spielen dürfen."
die neue DFL-Chefin Donata Hopfen: "Die neue Geschäftsführerin der DFL denkt Tag und Nacht darüber nach, wie man die Dominanz des FC Bayern brechen kann. Und da kommen sie auf diese Idee. In keiner großen Liga der Welt gibt es Playoffs, nicht in England, nicht in Spanien, nicht in Italien, nicht in Frankreich."
die generelle Idee von Playoffs zur Ermittlung des Meisters: "K.o.-Systeme gibt es im Pokal und in der Champions League, nicht in der Meisterschaft. Und wenn man bei dem Spielplan, den wir sowieso haben, am Ende der Saison, wenn alle kaputt sind, neben den Länderspielen – und wir stellen fünf, sechs, acht Nationalspieler - noch Halbfinals und Finals machen, vielleicht noch mit Hin- und Rückspiel – das halte ich für eine Witz-Idee!"
Salzburgs Stürmer Karim Adeyemi, der vom BVB intensiv umworben wird: "Ein sehr guter Spieler, den wir ja schon als Jugendspieler bei uns hatten. Das Problem ist: Wenn du so einen Spieler holst, musst du ihm Perspektiven aufzeigen. Da haben es die Dortmunder leichter. Wir haben Coman, Sané, Gnabry und Musiala. Dann kannst du ihm schwierig klarmachen: Du bekommst einen Stammplatz. Sonst wäre es ein Spieler, mit dem du dich intensiv beschäftigen müsstest."
Uli Hoeneß spricht über verletzten Manuel Neuer
das verletzungsbedingte Fehlen von Torwart Manuel Neuer: "Als Ausrede darf das nicht herhalten. Aber: Manuel Neuer ist der beste Torhüter der Welt und wenn er auch nicht so viel zu halten hat, ist er als Kapitän und Persönlichkeit für uns sehr, sehr wichtig. Er fehlt uns. Sven Ulreich ist ein sehr guter Torwart, aber Manuel ist Manuel. Unsere Abwehrspieler wissen, dass du jeden Ball in jeder Situation, auch in größter Not, zu ihm zurückspielen kannst – das ist ein großer Vorteil."
die offensive Risiko-Taktik von Trainer Julian Nagelsmann: "Wenn du mit fünf offensiven Spielern spielst, ist die Gefahr da, dass du hinten in Schwierigkeiten kommst. Aber: Die Defensive fängt vorne an. In unseren guten Spielen haben die da vorne hoch angegriffen und dann war hinten nichts los. Wenn man aber vorne nachlässig deckt, bekommst du hinten Probleme."
den Österreicher Marcel Sabitzer, der sich bei Bayern noch nicht durchsetzen konnte: "Er kennt ja den Trainer gut, der hat ihn unbedingt haben wollen. Er muss einfach ein bisschen Geduld haben, das ist etwas, das viele Leute in München nicht haben (lacht)."
die Fifa-Pläne, eine WM alle zwei Jahre auszurichten: "Ein Blödsinn! Die WM ist der wichtigste Wettbewerb, damit verwässere ich diesen Wettbewerb. Wir haben ja noch eine EM, eine Südamerika-Meisterschaft, etc. - wann willst du denn die spielen? Gianni Infantino (Fifa-Präsident, d.Red.) muss sich langsam mal darüber im Klaren sein, dass das Jahr nur 365 Tage hat."