Uli Hoeneß: „Gegen Atlético wissen wir, wo wir stehen“
München - Uli Hoeneß ist bestens gelaunt, als er zur Eröffnung des Dominik-Brunner-Hauses erscheint. Mit der Stiftung hat er den Bau des Kinder- und Jugendhauses der Johanniter, in dem nun 100 sozial benachteiligten Kinder betreut werden, mit ermöglicht – unter anderem mit eigenen Spenden. Hoeneß spricht von einer „Herzensangelegenheit“ und einem „Leuchtturmprojekt“. Zu seiner bevorstehenden Rückkehr als Präsident des FC Bayern will er sich nicht äußern: „Ich werde mich im November zur Wahl stellen und dann schaun wir mal, was die Mitglieder daraus machen.“ Im AZ-Interview spricht er aber auch über seine sportliche Herzensangelegenheit, den FC Bayern.
AZ: Herr Hoeneß, am Samstag trifft der FC Bayern auf den HSV, nächste Woche steht bei Atlético Madrid aber der erste richtige Härtetest an, oder?
ULI HOENESS: Ich war gegen Hertha total begeistert. Man hat gesehen, dass, wenn es mal drauf ankommt und ein entsprechender Gegner kommt, wir unsere Leistung bringen. Wir haben sie an die Wand gespielt. Die Mannschaft hat ja nicht nur 3:0 gewonnen, sondern hätte sechs, sieben Tore schießen können. Die Spielfreude war da. Franck Ribéry hat ein überragendes Spiel gemacht. Ich habe mich auch sehr für Arjen Robben Freude, der nach so langer Pause zurückgekommen ist und ein unglaublich schönes Tor geschossen hat. Man sieht, dass die Mannschaft funktioniert. Aber: Nächste Woche nach dem Spiel gegen Atlético wissen wir, wo wir stehen.
Wie gefällt Ihnen die Arbeit von Carlo Ancelotti? Haben Sie sich schon getroffen?
Wir haben grundsätzlich gewusst, dass er ein überragender Trainer ist. Ich werde mich demnächst in Ruhe mit ihm zusammensetzen. Ich bin sehr zufrieden, was wir bisher gesehen haben. Aber am Ende zählen die Ergebnisse. Und da bin ich überzeugt, dass wir eine gute Saison spielen werden.
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Fühlen Sie sich in Ancelotti ein wenig an die Zeiten mit Jupp Heynckes und Ottmar Hitzfeld erinnert? Ähnlich wie Hitzfeld damals hat Ancelotti zum Beispiel die Rotation beim FC Bayern wieder eingeführt?
Ich möchte da keine Vergleiche ziehen. Ich habe mich zuletzt schon einmal darüber aufgeregt, dass alle so auf Pep Guardiola draufgehauen haben. In diesen Chor werde ich nie einstimmen. Weil ich erstens ein Freund von Guardiola bin und zweitens seine Arbeit bis heute sehr hoch einschätze. Wenn Sie mal nach Manchester schauen, was er da aus dieser Mannschaft gemacht hat, dann wissen Sie, was ich meine.
Zu Ihrer zweiten Leidenschaft, dem FC Bayern Basketball: Wo sehen Sie das Projekt vor dem Saisonstart am Samstag?
Für den FC Bayern finde ich es eine tolle Sache, dass neben dem alles überragenden Fußballthema eine zweite Sportart eine Chance hat, sich zu etablieren. Der Fußball ist extrem wichtig. Er darf aber nicht alles überdecken. Darauf müssen wir in Deutschland ein bisschen achten. Damals, als wir die Basketballabteilung professionell gestaltet haben, haben wir unsere Mitglieder befragt und die haben sich mit großer Mehrheit für Basketball entschieden. Ich denke, dass neben dem tollen Fußball, den wir momentan spielen, auch Basketball sich in München durchsetzen kann.
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Ist es immer noch Ihr Traum das so umzusetzen, wie bei Real Madrid und dem FC Barcelona bereits der Fall ist?
Grundsätzlich ja. Nur soll der Unterschied zwischen uns und denen sein, dass wir kostendeckend arbeiten wollen. Bei denen ist das so, dass die Fußballabteilung jedes Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag übernehmen muss. Das ist nicht unser Ziel.