Wegen Bayern-Dominanz: Playoffs statt Langeweile?
Auch diese Saison scheint der FC Bayern in der Liga kaum zu stoppen. Muss ein neuer Modus her? Neuer ist dagegen: "Die Bundesliga hat Tradition".
München - Das beste Saisonspiel seiner Mannschaft habe er gesehen, sagte Trainer Carlo Ancelotti zufrieden. Er ist ja nun auch schon ein Rekordhalter, gerade etwas länger als zwei Monate im Amt. Sieben Pflichtspiele, sieben Siege. Das hat noch kein Übungsleiter vor ihm geschafft. Kein Tschik, kein Udo, kein Dettmar, kein Ottmar, kein Jupp, kein Pep. Erfolg Nummer acht wird Carlo wohl am Samstag beim strauchelnden Hamburger SV (15.30 Uhr, Sky live) erringen – wer zweifelt daran? Und wer zweifelt überhaupt daran, dass der Deutsche Meister 2017 zum fünften Mal hintereinander FC Bayern heißt? Höchstens Spaßvogel Lukas Podolski. Der Ex-Nationalspieler twitterte nach dem 3:1 seines Herzensvereins 1. FC Köln beim FC Schalke: „1. FC Leicester City“ (siehe unten). Eine Kölsche’ Jung! Als ob die Kölner wie letztes Jahr Leicester den Titel holen könnten! Pah! Spielt ja auch kein FC Bayern in der Premier League würden die Fans des Rekordmeisters sagen.
Start-Ziel-Sieg? Durchmarsch? Sieht danach aus. Unaufhaltsam. Unweigerlich. Bayern dominiert die Bundesliga. Wer auch nur annähernd an die Spitze heranrückt, bekommt eine Klatsche verabreicht. Siehe das 0:3 der chancenlosen und um eine (zwei? drei?) Klassen schlechteren Herthaner? „Ob es wirklich ein Spitzenspiel war, sollen andere beurteilen. Uns wird nichts geschenkt“, sagte Thomas Müller, „wir müssen immer erst unsere Leistung auf den Platz bringen.“
Wer kann da noch mithalten? Borussia Dortmund höchstens, der Vizemeister und Pokalfinalist. „Natürlich haben wir auch national noch genügend Konkurrenz. Es gibt viele Mannschaften in der Bundesliga, die uns Punkte abluchsen können“, meinte Müller und fügte hinzu, was so manchen erstaunen dürfte: „Wir beobachten, was die Dortmunder machen und freuen uns auch darüber, weil wir ja alle Fußball-Liebhaber sind – zumindest kann ich da für mich sprechen. Wenn man in drei Spielen 17 Tore erzielt, dann macht man auch ziemlich viel richtig und dann macht es auch Spaß, da zuzuschauen.“ Bayern freut sich über Dortmund. Mit dem Zweiten feiert man besser.
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Bundesliga "der ehrlichste Titel, das sollte man nicht verzerren"
Hilft der Bundesliga nur noch die Einführung von Playoffs wie in anderen Ligen? Siehe Eishockey, Basketball oder Volleyball. Dort erfolgt in den letzten Wochen der Saison eine dramatische Zuspitzung durch direkte Duellen alle paar Tage – etwa ab dem Viertelfinale.
„Best of seven“ oder „best of five“ – wer zuerst vier oder drei Spiele gewinnt, ist eine Runde weiter. „Die Überlegung, nach Abschluss der Punktrunde die ersten vier Plätze in der Bundesliga auszuspielen, ist aktueller denn je zuvor! Auf Dauer ist die Dominanz eines Klubs nicht gut für den Wettbewerb“, hatte Wolfgang Holzhäuser, der ehemalige Geschäftsführer von Bayer Leverkusen erklärt. Humbug oder Innovation? Potenzielle Bayern-Jäger wären sicher dafür. Ein echtes Meisterschaftsfinale über zwei, drei Wochen anstelle eines Zieleinlaufs der Bayern im März oder April?
Playoff-Debatte: Nur Thema für Bayern-Jäger
„Wieso nicht“, meinte BVB-Coach Thomas Tuchel, „es würde dem Tabellenzweiten, -dritten, -vierten eine Chance geben, doch noch Meister zu werden. Ich finde Playoffs grundsätzlich nicht so abwegig. Ich bin sehr offen für Reglementänderungen, wenn es nicht allzu verrückt ist.“ Auf eine mögliche Einführung von Playoffs angesprochen, sagte Bayerns Torhüter Neuer zur AZ: „Das finde ich nicht gut. Die Bundesliga hat eine Tradition, die schon so lange währt. Es ist der ehrlichste Titel, den man gewinnen kann, das sollte man nicht verzerren. Uns kann man ja keinen Vorwurf machen, dass wir unsere Spiele gewinnen.“ Da hat er auch wieder Recht.