Über Pep und Carlo: So geht's für den FC Bayern ins Champions-League-Finale
München - Immer dieser Bayern-Dusel! Es ist ziemlich genau ein Jahr her, da bekamen die Münchner für das Viertelfinale der Champions League den FC Villarreal zugelost. Machbar, hieß es – dieser spanische Underdog. Im Halbfinale, so der weiter avisierte Weg, durfte man sich dann auf das höchstwahrscheinliche Duell mit dem FC Liverpool freuen.
Harter Brocken im Viertelfinale: Bayern muss gegen Manchester City ran
Daraus wurde: Nada, nix. Ein spanischer Pustekuchen, der so trocken war, dass er den Bayern und Trainer Julian Nagelsmann schon vor dem Halbfinale im gereckten Halse steckenblieb. 0:1 und 1:1 – ein Fiasko. Diesen Freitag bei der Ziehung der Lose im Uefa-Quartier von Nyon: das Gegenteil von Dusel – Manchester City als Gegner im Viertelfinale (11. April in Manchester, 19. April in der Allianz Arena).
Brockiger hätte der Brocken nicht sein können. Die Nordengländer, die im Achtelfinale in der vergangenen Woche RB Leipzig mit 7:0 (!) filetierten, kommen mit Weltklasse-Stürmer Erling Haaland, Kapitän Ilkay Gündogan und Trainer Pep Guardiola. Sieben Jahre nach dem Ende der Ära Guardiola in München (2013 bis 2016) fordert der Katalane erstmal seinen alten Klub heraus.
Bayern-Boss Kahn: "Wer Champions League gewinnen will, muss die Besten schlagen"
Ein pikantes Wiedersehen, das ganz Europa elektrisiert. Für Kapitän Thomas Müller ist es das "Hammerlos schlechthin". Bislang trafen die Klubs nur in der Gruppenphase der Königsklasse aufeinander, in den sechs Duellen im Herbst 2011, 2013 und 2014 gewannen beide je drei Mal. "City ist eine absolute Top-Mannschaft, aber wir sind der FC Bayern!", mia-san-mia-te Vorstandsboss Oliver Kahn und versprach: "Wir müssen und wir werden für diesen großen Gegner bereit sein. Wer die Champions League gewinnen will, muss die Besten schlagen."
Auch in den eventuell folgenden Runden: Denn da träfen die Bayern auf den Sieger des Viertelfinales zwischen dem FC Chelsea (Titelträger 2021) und Real Madrid, den Titelverteidiger mit einem weiteren Ex-Bayern-Trainer, mit Carlo Ancelotti. Bayerns ideale Dreierkette lautet also in chronologischer Reihenfolge bis zum Traumziel, dem Finale am 10. Juni in Istanbul: Pep, Carlo, Pott – vorausgesetzt Real erreicht das Halbfinale.

Guardiola rennt Champions-League-Pott seit Jahren hinterher
Übrigens: Setzt sich Dortmund-Bezwinger Chelsea durch, würde der Dreisatz Pep, Potter, Pott lauten – wegen Coach Graham Potter. Hätte auch was. Doch – gemach, gemach! – zunächst geht’s gegen die Citizens aus Manchester. Unter Pep wurden sie vier Mal englischer Meister, gewannen ein Mal den FA-Cup und vier Mal den Liga-Pokal, aber eben nie die Königsklasse.
Diesem Triumph rennt Guardiola (52) im achten Jahr nun schon wie besessen hinterher. So lange gilt er in Manchester als Unvollendeter. Für Nagelsmann bedeutet das Los gegen Guardiola, auf den er mit der TSG Hoffenheim (ja, die spielten mal Champions League!) in der Gruppenphase der Saison 2018/19 traf und beide Partien mit 1:2 gegen City verlor, eine große Chance.
Goretzka will "Weg für wahre Champions" gehen
Kommt der 35-Jährige nach dem Triumph gegen Paris St.-Germain im Achtelfinale (1:0/2:0) weiter, wäre sein zweites Jahr an der Säbener Straße selbst ohne einen Titel ein (Teil-)Erfolg. Und wenn Nagelsmann dann auch noch gegen Carlo Ancelotti. . .
"Es ist ein gutes, anspruchsvolles Los, aus dem ich viel Energie und viel Vorfreude ziehe", sagte Nagelsmann und blickte voraus: "Wenn du den Titel am Ende gewinnst, kann man nicht sagen, wir hatten Losglück. Wir hatten schon eine schwere Gruppenphase (mit Inter Mailand und dem FC Barcelona, d.Red.), dann kam PSG und jetzt City. Wir wollen dieses Jahr weiter kommen als letztes Jahr."
Motto: No risk, no fun. "Das ist ein Weg für wahre Champions und wir wollen welche sein", bemerkte Leon Goretzka. Vorteil Bayern: Der von City bis Saisonende ausgeliehene João Cancelo (28) kennt Guardiola und die Mannschaft in- und auswendig. Im Leihvertrag des Portugiesen ist keinerlei Klausel verankert, die einen Einsatz im Viertelfinal-Duell ausschließt. Bleibt die Frage, wie man Haaland stoppt, der für den BVB gegen Bayern in sieben Spielen fünf Tore erzielte – aber, aber: keines dieser Pflichtspiele gewann die norwegische Urgewalt.