Tuchel rechnet nach FC-Bayern-Blamage gegen RB Leipzig ab: "Ich bin extrem enttäuscht"

Der FC Bayern kassiert im Supercup eine 0:3-Klatsche gegen RB Leipzig. Dabei erkannte Thomas Tuchel seine Mannschaft nicht wieder.
Patrick Strasser |
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Thomas Tuchel hatte nach dem Spiel gegen RB Leipzig viele Fragezeichen im Kopf.
Thomas Tuchel hatte nach dem Spiel gegen RB Leipzig viele Fragezeichen im Kopf. © imago/Ulrich Wagner

München - Er hätte es sich verkneifen können, auf die Zunge beißen und die Faust in der Tasche ballen. Auch wenn dies zu einer gewissen Selbstverstümmelung geführt hätte – aber gut, es gibt ja ein fürstliches Honorar für einen Fußball-Trainer seiner Güteklasse.

Thomas Tuchel hätte nach der 0:3-Watschn im Supercup gegen RB Leipzig auch den Weg der Diplomatie wählen können, sanfte Worte wählen, sich schützend vor die Spieler stellen. Hat Tuchel nicht. Ganz im Gegenteil.

FC-Bayern-Coach Tuchel spricht Klartext mit den Spielern

Und das ist gut so. Für die Zuschauer, die Konsumenten – schließlich ist es ein Unterhaltungsgeschäft. Wenn die Spieler im Laufe des Wochenendes die Worte ihres Coaches zu Gehör und oder zu Gesicht bekommen haben, werden sie sich geschüttelt haben – je nachdem, wie intensiv die Pausenansprache und die Nachbesprechung von Tuchel ausgefallen sind.

Erkannte seine Mannschaft bei der 0:3-Pleite gegen Leipzig nicht wieder: FC-Bayern-Trainer Thomas Tuchel.
Erkannte seine Mannschaft bei der 0:3-Pleite gegen Leipzig nicht wieder: FC-Bayern-Trainer Thomas Tuchel. © IMAGO/Bernd Feil

Der 49-Jährige ist ehrlich – das ist ebenfalls gut so. Wenn Tuchel gefragt wird, antwortet er geradeheraus. Unüblich für alle Beteiligten. Daran haben sie sich beim FC Bayern über die vergangenen Monate seit Tuchels Amtsantritt Ende März gewöhnen müssen.

Die Aussagen des Bayerischen-Schwaben vom Samstagabend in diversen TV-Sendern und auf der Pressekonferenz ähnelten sich. Weil diese inhaltlich so stark waren, sollen sie hier großflächig abgebildet werden.

"Extrem enttäuscht": Verbale Watschn für die Spieler vom FC Bayern

Auf die Frage, warum seine Mannschaft diese Leistung im ersten Pflichtspiel der Saison gebracht habe, antwortete Tuchel: "Ich weiß es nicht." Und auf die Anschlussfrage, wo er nun ansetzen wolle, meinte er entwaffnend offen: "Ich weiß es im Moment nicht und habe keine Lösung. Ich bin konsterniert und extrem enttäuscht. Ich habe keinen Ansatzpunkt."

Er schüttelte wiederholt den Kopf, redete sich in Rage: "Die Diskrepanz zwischen der Verfassung, der Form und der Stimmung, mit der wir anreisen, und dem, was wir auf den Platz bekommen, ist eklatant und riesengroß. Das ist für mich im Moment unerklärlich. Wir machen die Chancen nicht und geben die einfachsten Tore weg. Es ist eine komplette Fortsetzung vom 33. Spieltag (dem 1:3 gegen RB Leipzig in der Bundesliga, d.Red.) und den Spieltagen davor. Als hätten wir vier Wochen nichts gemacht. Das glaubt mir ja kein Mensch! Das muss ich leider so sagen."

Thomas Tuchel nach eigener Pleite ratlos: "Erkenne nichts wieder"

Er sprach die Sommer-Vorbereitung an, hinterfragt jedoch die Arbeit von sich und seinem Trainerteam nicht – zumindest diesen Part macht er nicht-öffentlich. Mit der Diskrepanz zielt Tuchel seine subjektiven Eindrücke des von ihm geleiteten Trainings und das für alle Fans objektive Ergebnis dieser Arbeit auf dem Platz ab.

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"Ich erkenne nichts mehr wieder. Nichts von dem, was wir inhaltlich machen wollten. Nichts von dem, wie wir zuletzt gespielt und trainiert haben. Die Art und Weise und das Ergebnis – das ist erschreckend."

Tuchel sagte: Wir – doch es klang nach: Hier unser Trainerteam, dort die Spieler, die es nicht umsetzen.

Kann das Comeback von Thomas Müller die Stimmung beim FC Bayern heben?

Der neben der Verpflichtung von Harry Kane größte Hoffnungsschimmer: Thomas Müller meldete sich fit und bereit, am Freitag bei Werder Bremen im Kader stehen zu können. Neben einem möglichen Jokereinsatz könnte auch Müllers Rhetorik Segen bringen.

Mainz, Dortmund, Paris St.-Germain, Chelsea – bei all seinen Stationen habe er so etwas noch nicht erlebt, erklärte Tuchel. "So dauerhaft und in der Diskrepanz, dass man gar kein Gefühl mehr dafür hat, noch nie. Das ist schon neu. Das war letzte Saison so, wo wir gerätselt haben. Offensichtlich haben wir uns wieder auf diese Frequenz eingestellt. Ich weiß nicht, wieso und weshalb. Es gibt keinen Grund dafür. Es ist mental. Ich habe keine Ahnung, warum das so aussah."

Aufhorchen ließ noch diese Aussage des Trainers: "Sobald wir etwas zu verlieren haben, ist es nicht die gleiche Gruppe. Das ist nicht gut." Der Haken an der Sache: Der FC Bayern hat in jedem Spiel etwas zu verlieren, in jedem Wettbewerb Trophäen zu verspielen. Und ein Trainer seinen Job.

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14 Kommentare
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  • Tonio am 13.08.2023 13:31 Uhr / Bewertung:

    So schlecht war das Bayernspiel auch wieder nicht wie es gerade heruntergemacht wird. Teilweise war da schon Bayerndominanz zu sehen und wenn Mathys Tel und Musiala nur ein wenig effektiver vor dem Tor gewesen wären, hätten wir ein anderes Ergebnis und ganz andere Kommentare. Aber dafür ist ja jetzt Harry Kane da. 🙂

  • Südstern7 am 13.08.2023 22:01 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Tonio

    "So schlecht war das Bayernspiel auch wieder nicht wie es gerade heruntergemacht wird. "

    Ich wünschte, ich könnte dieser Meinung zustimmen. Kann ich aber leider nicht. Das war ein Klassenunterschied in Sachen Spielkultur und Teamarbeit im Vergleich zum Gegner. Diese Erkenntnis ist neu, aber leider nicht zu verleugnen. Wir haben uns an Namen wie Goretzke, Kimmich, Coman u.a. aus besseren Tagen gewöhnt, aber seien wir doch mal ehrlich: Es kommen keine Impulse mehr, aus Leistungsträgern sind Hemmschuhe geworden, die einem Neuaufbau im Wege stehen. Gut, wir müssen in dieser Saison mit diesem Kader arbeiten und das Beste herausholen. Wir sollten uns aber klar darüber sein, dass die Position des Topfavoriten auf die Meisterschaft gewechselt hat. Für Dortmund wird es reichen *zwinker*, aber Leipzig und Leverkusen sind uns taktisch und spielerisch klar überlegen. Vielleicht sogar der SC Freiburg.

    Die Führung hat 1 Jahr Zeit eine große Reform für die Saison 2024/25 zu planen. Neue Wege gehen

  • Wolff am 14.08.2023 17:24 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Tonio

    Und wenn der Hund nicht gescissen hätte, hätt' er den Hasen erwischt...

    Das ist die Mannschaft, in die sich TT "schockverliebt" hat. Dann ist es jetzt auch an ihm, zu zeigen warum!

    Die ganzen Ausreden, vonwegen zu wenig Zeit usw. ziehen nicht mehr. Aber TT stammelt nur weiter hilflos rum und hat keine Ahnung, was los ist. So geht das nicht.

    Erinnert mich an einen gewissen Jürgen K., in dessen Trainerzeit haben die Spieler auch gemacht, was sie wollten...

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