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Tuchel, Kimmich, Kane: Der FC Bayern im Dauerfeuer von Chef-Kritiker Didi Hamann

Kaum ein TV-Experte geht mit dem FC Bayern regelmäßig so hart ins Gericht wie Dietmar Hamann. Nach Trainer Thomas Tuchel bekam zuletzt auch Joshua Kimmich vom Ex-Nationalspieler deutliche Kritik zu hören. Ein Rückblick auf Hamanns Bayern-Schelten der jüngeren Vergangenheit.
Bernhard Lackner, Patrick Strasser,
Victor Catalina
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Sky-Experte Didi Hamann hält sich mit Kritik am FC Bayern nur selten zurück.
Sky-Experte Didi Hamann hält sich mit Kritik am FC Bayern nur selten zurück. © imago/Revierfoto

München - Dietmar Hamann (50) ist einer der renommiertesten TV-Experten im deutschen Fußball. Der ehemalige Nationalspieler, der in der Jugend des FC Bayern ausgebildet wurde und bis 1998 für den deutschen Rekordmeister auflief, gilt als kritischer Geist und ist bekannt für seine klaren Worte.

Dies bekam zuletzt auch sein Ex-Klub zu spüren – mal wieder. Denn in den vergangenen Monaten kritisierte Sky-Experte Hamann den FC Bayern gleich mehrfach heftig. Ein Rückblick auf die jüngsten Attacken von Bayerns Chef-Kritiker:

"Größtes Missverständnis seit Klinsmann": Hamann schießt so deutlich wie noch nie gegen Tuchel

Am Sonntagabend holte Hamann bei "Sky90" zum bislang deutlichsten Rundumschlag gegen Thomas Tuchel aus. Der 50-Jährige sei "das größte Missverständnis seit Jürgen Klinsmann. Die passen nicht zusammen und das weiß er mittlerweile auch." Grund für Hamanns Zorn waren Tuchels offene Worte beim Fanclubtreffen in Heidenheim, als der Cheftrainer des FC Bayern offen von einem zukünftigen Engagement in Spanien schwärmte. 

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Tuchels Aussagen seien für den "Sky" Experten eine Frechheit: "Dann setzt sich der hin und redet über Xavi, über die Nachfolge und dass er gerne mal in Barcelona oder Spanien trainieren würde .Er ist ein sehr intelligenter Mann, so etwas rutscht ihm nicht einfach so raus."

Eine Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Am Montagnachmittag antworteten Vorstandschef Jan-Christian Dreesen und Sportdirektor Christoph Freund per gemeinsamer Klub-Stellungnahme (!) und betonten, dass Tuchel eben nicht über die Nachfolge von Xavi Hernández gesprochen habe, wie danach fälschlich behauptet wurde. Gleichzeitig attackierten die Bayern-Bosse Hamann, ohne ihn aber beim Namen zu nennen: "Wir werden solche unsachlichen, gegen unseren Trainer gerichteten Aussagen, die immer aus derselben Ecke kommen, nicht mehr akzeptieren." Was das bedeutet und welche Reaktionen der Verein in Erwägung ziehen würde, bleibt jedoch offen.

Didi Hamann und sein "Jammer"-Vorwurf gegen Thomas Tuchel

Bereits im vergangenen Herbst geriet Tuchel mehrmals in Hamanns Visier. So auch nach der Pokal-Blamage gegen Drittligist 1. FC Saarbrücken (1:2). Die Entwicklung unter dem Bayern-Coach sei "nicht gut. Sie sind nicht in der Lage, Spiele zu kontrollieren, weil die defensive Stabilität fehlt", sagte Hamann bei einem Medientermin Anfang November im Münchner Nobel-Hotel "Bayerischer Hof" und ergänzte: "Wenn die nicht gegeben ist, wirst du auf Dauer auf die Nase fallen. Ich habe große Bedenken, ob das in dieser Konstellation funktioniert. Mir fehlt die Fantasie – ich wüsste nicht, wie. Wenn du als Trainer die Verbindung zu deinen Spielern nicht hast, wirst du immer zweiter Sieger sein. Es ist ungut losgegangen und jetzt geht es ungut weiter."

Sogar ein mögliches vorzeitiges Bayern-Aus Tuchels schloss Hamann im November nicht aus: "Der Trainer kann in ein paar Wochen oder Monaten weg sein."

Auch nachdem der Bayern-Coach mehrfach die fehlende Breite im Kader angesprochen hatte, platzte dem TV-Experten zuletzt der Kragen. "Diese ewige Jammerei, ich kann das wirklich nicht mehr hören", sagte der 50-Jährige in der Sendung "Sky90" und gab Tuchel Mitschuld an der Kaderplanung: "Er kann sich nicht einfach aus der Verantwortung stehlen, denn er war Teil des Transfer-Gremiums. Und er hat sich nicht entscheiden können, wen er wollte."

Nach der anhaltenden Kritik an ihm beendete Thomas Tuchel das Interview bei "Sky" im Anschluss an das Spitzenspiel in Dortmund mit den Worten: "Wir haben 4:0 gewonnen, jetzt müsst ihr eine 180-Grad-Wende machen, viel Spaß."
Nach der anhaltenden Kritik an ihm beendete Thomas Tuchel das Interview bei "Sky" im Anschluss an das Spitzenspiel in Dortmund mit den Worten: "Wir haben 4:0 gewonnen, jetzt müsst ihr eine 180-Grad-Wende machen, viel Spaß." © IMAGO/Maik Hölter/TEAM2sportphoto

Doch damit nicht genug: Nach dem glücklichen 3:1-Sieg in der Champions League bei Galatasaray Ende Oktober echauffierte sich Hamann über die Spielweise der Münchner. "In Istanbul war viel Stückwerk dabei. Durch ihre individuelle Klasse finden sie immer Wege zu gewinnen, aber in Sachen Spielfluss und Homogenität lässt bei ihnen vieles zu wünschen übrig", sagte der Ex-Nationalspieler. Gegen RB Leipzig und Bayer Leverkusen, die beiden stärksten Gegner der laufenden Saison, sei man spielerisch unterlegen gewesen.

Nach der wiederholten Kritik sah sich Tuchel zuletzt zu einer Reaktion veranlasst. Hamann "läuft gerade ein bisschen aus dem Ruder, habe ich das Gefühl", sagte der 50-Jährige mit einem Schmunzeln. Dabei sei der TV-Experte "auf der anderen Seite ganz sicher nicht wichtig genug, dass wir uns darum kümmern, reagieren, uns ärgern lassen". 

Didi Hamann attackiert Joshua Kimmich: "Die wandelnde Verunsicherung"

Aber nicht nur Tuchel musste sich in der Vergangenheit immer wieder Kritik von Hamann anhören, sondern auch Joshua Kimmich.

Im vergangenen Jahr forderte der 50-Jährige sogar ein Ecken-Verbot für Bayerns Mittelfeld-Chef, "weil er genau da als Konterabsicherung gebraucht wird". Ohnehin fehle es dem Nationalspieler an der nötigen Disziplin für die Sechser-Position. Daher sei Kimmich einer der Hauptverantwortlichen für die defensive Anfälligkeit der Bayern.

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Die jüngste Watschn folgte nach dem Sieg gegen Darmstadt (8:0) Ende Oktober. "Wenn ich Kimmich sehe, dann tut er mir fast schon leid", sagte Hamann, nachdem der Bayern-Star gegen Darmstadt bereits nach vier Minuten wegen einer Notbremse vom Platz geflogen war. Der Nationalspieler sei derzeit "die wandelnde Verunsicherung", so das Knallhart-Urteil: "Er wurde jetzt in acht Monaten demontiert vom absoluten Stammspieler, von einem Spieler, den Guardiola im Sommer nach Manchester City holen wollte."

Aus München höre man mittlerweile sogar schon Stimmen, dass man froh sei, dass er im Klassiker gegen Borussia Dortmund (4:0) gesperrt gewesen sei. "Du brauchst Spieler, die vorangehen. Da haben sie außer Neuer keine. Kimmich, der sicher großen Einfluss in der Kabine hat, wurde vom Trainer demontiert, er ist total verunsichert – das hat auch die Rote Karte gegen Darmstadt gezeigt", ergänzte Hamann. 

Kimmich, der in den vergangenen Monaten auch von Mario Basler immer wieder scharf attackiert wurde, hat sich zur Schelte des ehemaligen Bayern-Spielers bislang noch nicht geäußert.

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Didi Hamann gegen Kane-Transfer zum FC Bayern: "Wirkt wie ein Fremdkörper"

Auch für den Mega-Transfer von Harry Kane im Sommer hatte Hamann kein Verständnis. "Ich würde für einen Spieler, der noch ein Jahr Vertrag hat und 30 Jahre alt ist, keine 100 Millionen bezahlen. Er hat nicht die Physis von einem Robert Lewandowski. Ob ein Kane mit 32 und 33 Jahren die Tore schießt, die Lewandowski geschossen hat, wage ich zu bezweifeln", meinte er vor der Verpflichtung des Engländers.

25 Tore seien Kane in der Bundesliga zwar schon zuzutrauen, aber dann hätte man auch auf Eric Maxim Choupo-Moting oder Mathys Tel setzen können, argumentierte der ehemalige Bayern-Spieler.

Nachdem Kane zunächst zwar häufig getroffen, aber nur wenig Bindung zum Spiel hatte, sah sich Hamann Anfang Oktober in seiner Skepsis bestätigt. Der Stürmer habe bei Bayern zu wenige Räume und wirke daher "wie ein Fremdkörper", meinte Hamann über Kane, der Ende Januar bereits bei 23 Saisontoren in der Bundesliga steht und damit noch immer auf einem guten Weg ist, Robert Lewandowskis 41-Tore-Rekord aus der Saison 2020/21 auszuradieren.

"Ich glaube, dass er ein Problem für Bayern München wird": Auch Lewandowski bekommt Hamanns Kritik zu spüren

Wer dachte, Hamanns Kritik beschränke sich allein auf Neuzugang Kane – weit gefehlt. Als Robert Lewandowski eine – für seine Verhältnisse – eher schwächere Saison 2018/19 hinlegte und "nur" 22-Mal in der Bundesliga traf, meldete sich Chef-Kritiker Hamann postwendend bei "Sky90": "Ich glaube, dass Lewandowski zum Problem für Bayern München wird. Seine Theatralik, sein Abwinken, sein, zum Teil, lustloses Verhalten auf dem Platz."

Die Saison 2018/19 war für Robert Lewandowski (m.) eine eher durchwachsene. Danach folgte jedoch das Triple und zwei Weltfußballer-Titel.
Die Saison 2018/19 war für Robert Lewandowski (m.) eine eher durchwachsene. Danach folgte jedoch das Triple und zwei Weltfußballer-Titel. © IMAGO/Olgierd Kajak/Newspix

Wie nun bei Tuchel sprang Lewandowski die Bayern-Führung postwendend zur Seite. Der damalige Sportdirektor Hasan Salihamidzic witterte eine "Kampagne gegen Robert Lewandowski. Robert Lewandowski ist kein Problem für Bayern. Didi Hamann ist ein Problem für Sky", lederte "Brazzo" nach einem 3:1-Heimsieg über Schalke 04, während Uli Hoeneß im Doppelpass nachlegte: "Das (Kritisieren, d. Red.) kann schon einer machen, wenn er irgendwann auf der Welt bewiesen hat, dass er das kann. Er (Hamann, d. Red,) hat in der fünften Liga mal als Trainer gearbeitet und ist nach kürzester Zeit rausgeflogen. Und jetzt meint er, dass er besser ist, als Guardiola und Ancelotti zusammen."

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  • Der Münchner am 30.01.2024 10:21 Uhr / Bewertung:

    zwei Minuten vor Spielbeginn TV anmachen, hoffen as kein Experte mit am Mikrophon hockt und nach Abpfiff TV ausschalten.in der Halbzeit pinkeln gehen.
    So kann man Fußballübertragungen aushalten.
    Experten erklären dir während des Spiels, dass was Du selber siehst! Einfach nur dämlich!

  • Loewe22 am 30.01.2024 09:06 Uhr / Bewertung:

    Hamann und seine Kommentare sind meisstens total gegen Bayern München gerichtet. Zum Teil Angriffe gegen Personen insbesondere Entscheidungen des Vorstandes oder Trainers. In der Öffentlichkeit wird er von Zuschauern als Kommentator bei Sky deutlich abgelehnt.
    Er sollte mal seine grosse Vergangenheitsbewältigung betreffend Bayern München überdenken, denn daraus leiten sich diese ewigen Nörgeleien und Fehlbewertungen ab.
    Dass er noch seine Platformen hat, ist sehr unverständlich.

  • TheSpecialOne am 29.01.2024 20:37 Uhr / Bewertung:

    Das einzige, wo ich ihm wirklich Recht geben mag, ist das Eckballverbot für Kimmich, aber sonst kommen von Hamann immer nur - wenn überhaupt - halbwahre Behauptungen, möglichst grenzwertig übertrieben und gekrönt mit The-end-is-near-Zuckerguss, nur darauf aus, Klicks zu generieren.

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