Kratzend statt streichelnd: Die Spanien-Aussagen von FC-Bayern-Trainer Thomas Tuchel sind unpassend ehrlich
Seit diesem Sonntag weiß man, dass es Thomas Tuchel nach dem FC Bayern beruflich wohl auf die iberische Halbinsel verschlagen wird. Vorausgesetzt, der 50-Jährige beherrscht bis dahin die Sprache – so lautete jedenfalls die kleine Einschränkung, mit der er seine überraschende Schwärmerei für La Liga und die spanischen Profis versah.
Überraschend ist das alles deshalb, weil der Bayern-Trainer ein recht ungewöhnliches – besser: unpassendes – Umfeld gewählt hatte, um über seine persönlichen Zukunftspläne zu sprechen: das Fanklub-Treffen bei den "Red Stars Heidenheim".
FC Bayern: Fanklub-Besuche sind Folklore – hat Tuchel das verstanden?
Dazu muss man wissen, dass die jährlichen Besuche bei der Anhängerschaft einen enormen Stellenwert im traditionsbewussten FC-Bayern-Kosmos haben. Spieler, Trainer und Verantwortliche schwärmen an diesem sonst in der Adventszeit gelegenen Tag aus, um sich als der berühmte Weltverein mit Herz und zum Anfassen zu präsentieren. Es ist ein Termin, bei dem die Fanseele gestreichelt werden soll und der mit all seiner Folklore mindestens ebenso aufs rekordmeisterliche Selbstverständnis einzahlt wie das legendäre "Mia-san-Mia".
FC Bayern München: Tuchels brutale Ehrlichkeit wirkt unglücklich
Wenn also ein Leroy Sané in Höslwang von einem möglichen Karriereende in München spricht, hat der sonst nicht gerade zur Gefühlsduselei neigende Bayern-Star ziemlich genau verstanden, was bei so einem Fanklub-Besuch von ihm erwartet wird – sein Coach dagegen nicht.
Dessen brutale Ehrlichkeit wirkt gerade in so einem Wohlfühl-Umfeld unglücklich – und vor allem überhaupt nicht hilfreich für jemanden, der hierzulande eh schon mit seinem Image zu kämpfen hat. Erst kürzlich hat sich Thomas Tuchel über die mangelnde Wertschätzung in Deutschland beklagt – nicht erst seit Sonntag weiß man, woran das liegen könnte...
- Themen:
- FC Bayern München
- Thomas Tuchel