Trainersuche beim FC Bayern - Thomas Tuchel sagt ab: Wer wird Nachfolger von Jupp Heynckes

München - Für Mats Hummels war die Nachrichtenlage am Wochenende beruhigend - und das hatte natürlich mit Thomas Tuchel zu tun. Hummels, der sich gerade mit der deutschen Nationalmannschaft in Berlin auf das Testspiel gegen Brasilien (Dienstag, 20:45 Uhr/ZDF) vorbereitet, war gegen Ende seiner Zeit bei Borussia Dortmund immer wieder mit dem damaligen Trainer Tuchel aneinandergeraten.
Die Führung des FC Bayern befragte Hummels in den vergangenen Monaten zu Tuchels Mannschafts- und Menschenführung. Dass die Beurteilung des Abwehrstars negativ ausfiel, gilt als verbrieft.
Uli Hoeneß stimmte wohl zu spät für eine Verpflichtung von Thomas Tuchel
Umso erleichterter dürfte Hummels sein, dass es zu keiner weiteren Zusammenarbeit kommen wird. Thomas Tuchel, das meldeten verschiedene Medien, hat sich gegen ein Engagement beim FC Bayern entschieden. Der Kicker berichtete am Sonntag, dass Tuchel im Sommer zum FC Arsenal wechseln würde. Laut Süddeutscher Zeitung ist an dieser Version wenig dran: Die Zukunft von Arsenal-Trainer Arsène Wenger sei weiter ungeklärt, Tuchel ziehe es eher zu Paris Saint-Germain. Auch der FC Chelsea, Tottenham Hotspur und Real Madrid werden als mögliche neue Klubs genannt
Der FC Bayern wird es in jedem Fall nicht - und das kommt durchaus überraschend. In den vergangenen Wochen hatte vieles für eine Tuchel-Verpflichtung gesprochen. Der aktuelle Coach Jupp Heynckes hatte sich in Interviews für Tuchel stark gemacht und gegenüber Sport Bild gesagt: "Ich denke, dass Thomas Tuchel die Qualität hat, auch einen FC Bayern zu trainieren." Doch offenbar ließ sich die Klubspitze um Präsident Uli Hoeneß und Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge zu viel Zeit bei der Entscheidungsfindung.
Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung versuchten Rummenigge, Hoeneß und Hasan Salihamidzic am Freitag in einer Telefonkonferenz vergeblich, Tuchel zur Übernahme des Bayern-Jobs zu überreden. Am Tag zuvor hatte Bayern dem Bericht zufolge erfahren, dass Tuchel das Angebot eines anderen europäischen Topvereins annehmen werde. Das konkrete Münchner Interesse kam demnach zu spät - vor allem wegen Hoeneß. Der Vereinsboss setzte bis zuletzt alles auf seine Wunschlösung Heynckes, obwohl der 72-Jährige mehrmals betont hatte, am Ende dieser Saison aufhören zu wollen - wie vertraglich vereinbart. Hoeneß' Ja zu Tuchel erfolgte offenbar erst, als sich der umworbene Trainer bereits für einen anderen Klub entschieden hatte.
Kandidaten: Niko Kovac, Ralph Hasenhüttl, Lucien Favre - oder sogar Arsène Wenger?
Was nun, FC Bayern? Klar ist, dass der Druck in der Trainerfrage steigt und die Suche immer komplizierter wird. Kurz vor Beginn der entscheidenden Saisonphase.
Ins Blickfeld könnte nun wieder Ralph Hasenhüttl (50) geraten. Der Österreicher ist bis 2019 an RB Leipzig gebunden, doch die Verhandlungen über eine Verlängerung stocken. Hasenhüttl hat eine Bayern-Vergangenheit, er betonte jedoch in der Bild am Sonntag, dass ihm noch die internationale Erfahrung für Bayern fehle.
Niko Kovac (46) von Eintracht Frankfurt hat ebenfalls für Bayern gespielt, doch auch er kann keine Titel als Trainer vorweisen. Julian Nagelsmann (30) scheidet wegen seines Alters (noch) aus, Bundestrainer Joachim Löw und Liverpool-Coach Jürgen Klopp, da sie ihre aktuellen Arbeitgeber im Sommer nicht verlassen wollen.
Als möglicher Kandidat ist Lucien Favre (60) von OGC Nizza denkbar, der eine Ausstiegsklausel im Vertrag haben soll und mit Rummenigge bei Servette Genf zusammenspielte, ebenso Mauricio Pochettino (46) von Tottenham Hotspur, den die Bayern bereits kontaktierten.
Oder gibt es eine große Überraschung? Arsène Wenger, der seit 1996 Arsenal-Trainer ist, würde die nötige Erfahrung und ausreichend Renommee mit nach München bringen. Die Bayern versuchten in der Vergangenheit mehrmals, den Elsässer, der perfekt Deutsch spricht, zu verpflichten. Probieren sie es noch mal?