Tom Starke beim FC Bayern München gegen Eintracht Frankfurt im Tor: Lob von allen Seiten

Weil Torhüter Sven Ulreich überraschend ausfällt, muss der 36-jährige Tom Starke ins Tor des FC Bayern – und hält gegen Eintracht Frankfurt souverän. Wann kommt Stammkeeper Manuel Neuer wieder?
von  Patrick Strasser
Ist da, wenn man ihn braucht: Tom Starke.
Ist da, wenn man ihn braucht: Tom Starke. © dpa

München - Der Trainer geht kein Risiko ein bei angeschlagenen Spielern. Nullkommanull. Niemals. Egal, um wen es geht. Das hat Jupp Heynckes zig Mal betont.

Also zieht es der Bayern-Coach durch. Als sich Sven Ulreich (29) am Samstagnachmittag in Frankfurt beim Aufwärmen mit Adduktorenproblemen herumplagte, entschied Heynckes kurzerhand: Ab mit Tom Starke ins Tor. Schon am Freitag hatte Ulreich, der zuletzt hervorragend haltende Stellvertreter von Manuel Neuer, das Training an der Säbener Straße abbrechen müssen.

Starkes 100. Bundesligaspiel

Und so kam der im Herbst reaktivierte Starke, der im Mai seine Karriere beendet hatte, mit 36 Jahren zu seinem 100. Bundesliga-Spiel. Unverhofft kommt oft. Der Oldie hielt alles, was auf seinen Kasten kam.

Am Ende stand ein 1:0 mit dem Ersatz-Torhüter des Ersatzmanns. Auch Christian Früchtl, das große Torwart-Talent, war nicht in Frankfurt. Der 17-Jährige fällt wegen eines Bänderrisses am Spann des linken Fußes mindestens sechs Wochen aus.

Keeper-Notstand bei Bayern! Gut, dass man wegen der Beschwerden von Ulreich vorsorglich U19-Torwart Ron-Thorben Hoffmann (18) mit nach Frankfurt genommen hatte. Er saß auf der Bank.

Aber man hatte ja Starke, Spitzname "Die Krake". Bis auf ein riskantes Anspiel auf Arturo Vidal in der Anfangsphase behielt der Torwart-Opa die Ruhe, eine Leistung ohne Fehl und Tadel. Sowie ohne Nervosität. "Ich konnte ja gar nicht groß drüber nachdenken", meinte Starke, "das war das Beste." Er strahlte. "Die Null steht, wir haben gewonnen – alles in Ordnung. Ich denke, es war ganz ordentlich von mir. Ich hab‘ es ja schon ein paar Jahre gemacht, bin noch voll im Saft.

München, Mühldorf, Regensburg: Das Weihnachtswochenende

"Sieht aus wie 50, ist aber fit wie ein 28-Jähriger"

Was nicht selbstverständlich ist. Schließlich befand sich Starke seit Mai in Rente, arbeitete bei Bayern als Torwart-Koordinator im Nachwuchs. Nachdem sich Neuer verletzte, bekam er wieder eine neue Spielberechtigung. Ex-Rentner Heynckes holte den anderen Rentner dann wieder regelmäßig zur ersten Mannschaft. "Eine fantastische Leistung von Tom, der mit seinem Lizenzspieler-Dasein ja schon so gut wie abgeschlossen hatte", meinte Heynckes.

Vor dem Anpfiff habe der Trainer ihm, so Starke, gesagt, "dass er es gewohnt ist, dass mit mir die Null steht. Er hat den Druck also nicht kleiner gemacht."

Wann kommt Neuer zurück?

Die Mannschaftskollegen feierten ihren Keeper – und foppten ihn. "Ich sehe Tom jeden Tag im Training. Er sieht aus wie 50, ist aber fit wie ein 28-Jähriger", sagte Javi Martínez. Und Thomas Müller attestierte ihm "übermenschliche Fähigkeiten im Training", Starke habe "noch die Wadenmuskeln, um hoch und weit genug zu springen. Nur die Abschläge sind nicht mehr ganz so weit." Lässig meinte der Zuverlässige: "Wenn ich gebraucht werde, bin ich gerüstet." Auch am Mittwoch im Bundesliga-Heimspiel gegen Köln? Ulreichs Einsatz ist offen, er soll jedoch spielen können.

Und wann kehrt eigentlich Welttorhüter Neuer zurück? "Ich gehe fest davon aus, dass ich bei der WM im Tor stehe. Meiner Meinung nach steht der WM-Teilnahme gar nichts im Wege", sagte der Nationalelf-Kapitän der BamS, der bei der Spendengala "Ein Herz für Kinder" geehrt wurde.

Im September hatte sich Neuer zum dritten Mal einen Bruch des linken Mittelfußes zugezogen. Ob er im Januar an der Säbener Straße sein Aufbautraining starten kann, ist so ungewiss wie unwahrscheinlich. "Wenn ich mich zum Weihnachtsfest von meinen zwei 'Freunden' verabschieden kann, das wäre das schönste Geschenk." Die Krücken wegzuwerfen wäre ein Anfang.

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