Titel und Turbulenzen: AZ-Noten für die Bayern-Bosse
München - Der Ursprung des Streits zwischen Hansi Flick (56) und Hasan Salihamidzic (44) liegt schon länger zurück, genau genommen ging es kurz nach Flicks Beförderung zum Cheftrainer los.
Denn bereits im November 2019 hielt Niko-Kovac-Nachfolger Flick den Bayern-Kader für zu schwach, eine Ansicht, die sich beim Erfolgscoach bis heute nicht grundlegend geändert hat. Und die immer wieder für Zoff zwischen Trainer und Sportvorstand sorgte.
Im Januar-Trainingslager 2020 in Katar eskalierte der Machtkampf erstmals, als Salihamidzic Flick öffentlich für dessen genauso öffentliche Forderung nach neuen Spielern rüffelte. Und wenn man ehrlich ist, wurde das Verhältnis danach auch nicht mehr besser.
Daher zieht sich Flick nun zurück - nach seinem siebten Titel in nur 18 Monaten. Das Spiel gegen Augsburg am Samstag ist sein letztes als Bayern-Trainer, immerhin darf er zum Abschluss die Meisterschale in Empfang nehmen.
Im abschließenden Teil vergibt die AZ Meisterzeugnisse an Bayerns Bosse.
Hasan Salihamidzic

Ein Sportvorstand muss sich vor allem an der Stärke des Kaders messen lassen - und in diesem Punkt konnte Salihamidzic die Qualität des Triple-Jahres nicht aufrechterhalten. Die Stars Thiago, Philippe Coutinho und Ivan Perisic verließen das Team, Leroy Sané, Eric Maxim Choupo-Moting, Bouna Sarr, Marc Roca, Douglas Costa, Tanguy Nianzou, Tiago Dantas und Alexander Nübel kamen hinzu. Aber nur Sané und Choupo-Moting brachten Flicks Mannschaft wirklich weiter.
In Corona-Zeiten ist das Transfergeschäft zweifellos noch komplizierter, doch in diesem Sommer sollten mehr Brazzo-Treffer dabei sein. Mit Leipzigs Dayot Upamecano hat der Sportchef einen Top-Verteidiger verpflichtet. Note: 4
Herbert Hainer

Der Präsident wird öffentlich immer präsenter, äußert sich auch zu gesellschaftlichen Themen. "Der FC Bayern hat beim Thema Homosexualität eine klare Haltung: Niemand soll sich wegen seiner sexuellen Orientierung verstecken müssen", erklärte er am Montag etwa zum Internationalen Tag gegen Homophobie. "Jeder findet beim FC Bayern eine Heimat, ein schützendes Umfeld - und darf sich der Solidarität unseres Vereins sicher sein."
Dass sich die Beziehung zwischen Flick und Salihamidzic derart verschlechterte und am Ende nicht mehr zu kitten war, konnte aber auch Hainer nicht verhindern. Note: 3
Karl-Heinz Rummenigge

Der Vorstandschef hielt lange eisern zu Flick, weil er von dessen Fußballidee und Mannschaftsführung überzeugt war - und auch heute noch ist. Erst nach Flicks öffentlicher Abschiedserklärung via Sky gab es kleinere Risse zwischen beiden, inzwischen ist das Verhältnis aber wieder gut.
Rummenigge machte besonders beim Boykott der europäischen Super League eine starke Figur, als er sich deutlich zur Bundesliga und Champions League bekannte. Ende des Jahres hört der Boss auf, er wird den Münchnern fehlen. Note: 2
Oliver Kahn

Beim internen Krach zwischen Flick und Salihamidzic hielt sich der einstige Titan heraus - zumindest öffentlich. Nach Rummenigges Rückzug wird das nicht mehr möglich sein, dann besetzt Kahn als neuer Vorstandschef die erste Reihe. Und dann braucht er wieder den Biss, den er als Spieler hatte. Das wünschen sich auch die Fans von Kahn. Note: 3
Hansi Flick

Nach sechs Pokalen im Jahr 2020 kam 2021 mit der Meisterschaft noch ein weiterer hinzu. Und mit einem fitten Robert Lewandowski wäre auch in der Champions League der Einzug ins Finale möglich gewesen. Das frühe Pokal-Aus schmerzte, insgesamt spielte Flicks Team aber begeisternden Fußball. Trotzdem ist nun schon wieder Schluss - nach 18 Monaten mit vielen Titeln und vielen Turbulenzen. Note: 2