Thomas Tuchel und dem FC Bayern droht Totalausfall der Innenverteidigung im DFB-Pokal
München - Um 11.30 Uhr hoben die Bayern-Stars mit einem Privatjet in Richtung Nordrhein-Westfalen ab. Der Anlass: Um 20.45 Uhr geht es gegen Drittligist Preußen Münster in der ersten Runde des DFB-Pokals. Vor dem Spiel plagen Bayerns Cheftrainer Thomas Tuchel jedoch Sorgen, die er vor der Saison bereits kommen sah. Vor allem in der Innenverteidigung könnte ein Horrorszenario drohen.
Der FC Bayern tritt gegen Preußen Münster ohne Matthijs de Ligt an
Matthijs de Ligt hatte am vergangenen Samstag ein zwiespältiges Spiel: Einerseits durfte der Niederländer erstmals in dieser Saison in der Startelf beginnen und bezahlte das Vertrauen seines Trainers sogar mit einem Kopfballtreffer zurück. Andererseits wurde der Innenverteidiger in der Pause mit einem angeschlagenen Knie ausgewechselt und musste sich anschließend einem MRT unterziehen.
Die gute Nachricht: De Ligt hat sich nicht schwerer verletzt, lediglich einen Schlag aufs Knie bekommen. Die schlechte Nachricht: Der 24-Jährige fällt für das DFB-Pokal-Spiel gegen Preußen Münster (Dienstag, 20.45 Uhr/ live auf Sky, ZDF und im AZ-Liveticker) aus.
Auch Kim Min-jae fällt aus, auch Dayot Upamecano ist fraglich
Der Ausfall von de Ligt könnte sehr einfach kompensiert werden, indem Tuchel einfach wieder auf das bisherige Stamm-Abwehrduo Kim Min-jae und Dayot Upamecano setzt. Das Problem: Auch diese beiden Spieler sind angeschlagen und drohten bereits am Montagabend für den DFB-Pokal-Auftakt auszufallen.
Laut Informationen der "Bild" sollen Upamecano und Kim beim Abschlusstraining am Montagnachmittag gefehlt haben. Bereits am Vormittag auf der Pressekonferenz ließ Thomas Tuchel offenbaren, dass hinter dem Innenverteidiger-Duo ein Fragezeichen steht. "Wir müssen schauen, wie Upa drauf ist. Er hat seit der Länderspielpause ein bisschen latente Beschwerden. Auch bei Min-jae müssen wir das abklären", so der 50-Jährige.
Vor wenigen Stunden berichtete nun die "Bild", dass sich der Südkoreaner gar nicht mit auf den Weg zum Bundesliga-Gründungsmitglied Preußen Münster gemacht habe und nicht im Flieger zum Bundesliga-Gründungsmitglied Preußen Münster gesessen sei. Dadurch dürften die Sorgenfalten bei Tuchel nur noch größer geworden sein. Das drohende Szenario: Der FC Bayern muss das Pokalspiel ohne echten Innenverteidiger bestreiten.
Der FC Bayern ging mit einem Mini-Kader in die Saison
Die Mannschaft des FC Bayern ist diese Saison wahrlich auf Kante genäht. Insgesamt hat Cheftrainer Thomas Tuchel nur 20 Feldspieler zur Verfügung. Zusammen mit Werder Bremen stellen die Münchner den kleinsten Kader der Bundesliga.
Abgegeben hatte der FC Bayern im Sommer mit Benjamin Pavard (Wechsel zu Inter Mailand) und Josip Stanisic (verliehen an Bayer Leverkusen) gleich zwei Spieler, die potenziell in der Innenverteidigung hätten einspringen können. Ein adäquater Ersatz kam trotz bayrischen Interesse an Chelseas Trevoh Chalobah und Southamptons Armel Bella-Kotchap nicht.
Trotz Harry Kane und Kim Min-jae: Thomas Tuchel mit Kritik am Transfersommer
Einer der größten Kritiker an Bayerns Mini-Kader ist Thomas Tuchel, der eigentlich gemeinsam mit Dreesen, Hoeneß und Co. noch im Sommer im Transferausschuss gesessen hatte und über Zu- und Abgänge mitentscheiden konnte.
Sollten also wirklich Upamecano, de Ligt und Kim ausfallen, gäbe das Thomas Tuchel in der Bewertung der Transferperiode recht. In den vergangenen Wochen war der 50-Jährige mit seiner Meinung noch recht alleine dagestanden und erhielt Gegenwind aus der Vereinsführung.
Kaderfrage beim FC Bayern: Tuchel und Dreesen unterschiedlicher Meinung
Der Kader sei "immer noch erstklassig besetzt", betonte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen und forderte von Tuchel: "Er muss jetzt etwas kreativer sein. Das ist sein Job!" Die Meinungen zu Bayerns Kader gehen also stark auseinander. Auch aufgrund der unterschiedlichen Auffassung soll es vor wenigen Wochen ein Geheimtreffen der Beteiligten gegeben haben.
Die Chefetage um Dreesen soll dabei unmissverständlich klargemacht haben, dass sie die öffentliche Kader-Kritik von Tuchel nicht mehr dulden wolle. Beide Seiten hätten bei dem Treffen Fehler eingeräumt und sich darauf verständigt, fortan Meinungsverschiedenheiten intern klären zu wollen.
Welche (Not-) Lösungen verbleiben für Tuchel?
Für den Fall, dass dem FC Bayern neben Matthijs de Ligt und Kim Min-jae auch noch Dayot Upamecano fehlen sollte, könnte es für den deutschen Rekordmeister knüppeldick kommen.
Denn auch der 20-jährige Neu-Profi Tarek Buchmann soll laut "Bild" beim Abschlusstraining am Montag gefehlt haben. Ein Spieler, auf den Tuchel möglicherweise setzen könnte (oder muss), ist Luca Denk. Der 20-Jährige steht normalerweise bei den Amateuren des FC Bayern auf dem Platz – in der Regionalliga.
Alternativ könnte Thomas Tuchel auch auf eine Dreierkette umstellen. Doch selbst hier benötigt der gebürtige Schwabe einen Innenverteidiger zwischen Alphonso Davies (links) und Noussair Mazraoui (rechts), die beide nicht für die Abwehrzentrale infrage kämen. Für alle Bayern-Fans bleibt zu hoffen, dass Upamecano rechtzeitig fit wird. Für alle Fußballinteressierten, die auf eine Sensation des Außenseiters hoffen, wäre eine Not-Innenverteidigung vielleicht die einzige Schwachstelle der zuletzt so stark aufspielenden Münchner.
Es kann also gespannt darauf gewartet werden, wen Thomas Tuchel eine Stunde vor Anpfiff auf den Spielberichtsbogen eintragen wird. Erst dann wird Klarheit über die Defensive des Rekordmeisters herrschen.