Thomas Tuchel oder Julian Nagelsmann? Vergleich ihrer Bilanz beim FC Bayern überrascht
München - Es gibt zwei ungeschriebene Gesetze in der Bundesliga, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eintreten, wenn eine Mannschaft wie Werder Bremen durch das 1:0 dem FC Bayern eine empfindliche Niederlage zugefügt hat.
Erstens: Der Überraschungssieger vergeigt das nächste Spiel (gute Nachricht für den SC Freiburg) und zweitens: Die Münchner gewinnen mit Wut im Bauch ihre nächste Partie. Ergo: schlechte Nachricht für Union Berlin, den Gegner am Mittwoch (20.30 Uhr, Sky).
FC-Bayern-Gesetz: Auf eine Niederlage folgt der Befreiungsschlag
Eine Statistik zur Unterfütterung: In 14 der letzten 15 Fälle (bei nur einem Remis) haben die Bayern nach einer Pleite in der Liga am nächsten Spieltag gewonnen. Auf das 1:5 in Frankfurt folgte im Dezember ein 3:0 gegen den VfB Stuttgart. Um es auszuweiten: Auch die 0:3-Pleite im Supercup wurde im August mit dem 4:0 bei Werder gekontert, ebenso – im gegensätzlichen Auftreten noch frappierender – folgte auf das Pokal-Aus mit dem 1:2 in Saarbrücken Anfang November das souveräne 4:0 in Dortmund.
Klingt nach Selbstläufer, dieses Nachholspiel gegen Union Berlin. Ist es ganz und gar nicht. Sagt Thomas Tuchel, der Trainer. Den Schalter nun einfach umlegen? "Das wird nicht einfach, das ist nicht leicht", betonte Tuchel und versicherte: "Wir sind uns der Ausgangslage sehr bewusst."
Der Serienmeister ist aufgrund von sieben Punkten Rückstand auf Tabellenführer Bayer Leverkusen laut Kapitän Manuel Neuer "gerade der Jäger, das muss in die Köpfe". Das weiß auch Tuchel. Der Bayern-Trainer jagt nicht nur Xabi Alonso der Top-Form seines Teams, sondern vor allem dem "eigenen Anspruch", den er so oft erwähnt, hinterher – und zusätzlich einer für ihn ganz und gar ungemütlichen Statistik.
FC Bayern: Thomas Tuchel in vielen Statistiken schlechter als Julian Nagelsmann
Denn bei der Gegenüberstellung aller Daten und Fakten laut Dienstleister Opta seiner bisher 38 Pflichtspiele mit denen seines Vorgängers Julian Nagelsmann, von Juli 2021 bis Ende März 2023 an der Säbener Straße im Amt, kommt Tuchel sehr schlecht weg.
In 84 Pflichtspielen erreichte der heutige Bundestrainer eine Siegquote von 71 Prozent (Tuchel 66 Prozent), konnte 2,3 Punkte pro Partie holen (Tuchel 2,1). Unter Nagelsmann schoss die Mannschaft mehr Tore pro Spiel (3,0 anstelle von 2,4 unter Tuchel) und kassierte – allerdings marginal – weniger: 1,0 im Vergleich zu 1,16 unter Tuchel.
Alle anderen Werte sind nahezu identisch, Tuchels Männer führten im Vergleich zur Nagelsmann-Ära lediglich mehr Zweikämpfe und verzeichneten eine bessere Passquote. Unterm Strich alles Zahlen und Daten, die Tuchel (50) wehtun werden, da er sich wie auch der 14 Jahre jüngere Nagelsmann der Verwissenschaftlichung des Spiels und den Hightech-Analysen verschrieben hat.
FC-Bayern-Deull gegen Union Berlin wird auch für Thomas Tuchel richtungsweisend
Gegen Union aber muss die Mannschaft mit anderer Einstellung und Mentalität auftreten, um die Datenlage zu verbessern. Bei einer neuerlichen Niederlage dürften auch die weichen Argumente pro Tuchel sowie die Verteidiger seines Kurses innerhalb des Vereins immer weniger werden.
Auf der Pressekonferenz am Dienstagmittag zeigte sich der gebürtige Krumbacher selbstsicher ("Ich bin lange genug Trainer") und betont sachlich, aber nicht angriffslustig oder gar patzig-ironisch ("Es war so gewollt, dass wir die Ecken ins Aus schießen") wie noch direkt nach der Pleite gegen Bremen. Man habe "viel Luft nach oben", so Tuchel, der von seiner Mannschaft "Leidenschaft, Biss, Zweikampfverhalten und Enthusiasmus" einforderte. Seine Auserwählen müssten wieder "mit Lust, mit Laune, mit Euphorie Spiele gewinnen". Wenn es doch so einfach wäre. Wo ist der verflixte Schalter?