FC Bayern - Trotz der unerklärlichen Pleiten: Darum gibt es für den FCB keine Alternative zu Tuchel

0:1 unterlag der FC Bayern Werder Bremen am Sonntagabend. Während Thomas Tuchel sein Team kritisierte, dürfte sein Stuhl vorerst nicht wackeln. Alternativen gibt es nicht viele.
Victor Catalina
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0:1 unterlag Thomas Tuchel Werder Bremen und liegt damit bereits sieben Zähler hinter Bayer Leverkusen. In Gefahr ist sein Posten allerdings nicht. Auch aufgrund fehlender Alternativen.
0:1 unterlag Thomas Tuchel Werder Bremen und liegt damit bereits sieben Zähler hinter Bayer Leverkusen. In Gefahr ist sein Posten allerdings nicht. Auch aufgrund fehlender Alternativen. © IMAGO/Bernd Feil/MIS

München – Als die Mannschaften längst in den Katakomben der Allianz Arena verschwunden waren und sich das Stadion fast komplett geleert hatte, musste Thomas Tuchel, unter den melancholischen Klängen von OneRepublic, The Verve, Coldplay & Co. erklären, was nur schwer zu erklären war: Wie der FC Bayern gerade Werder Bremen, der bislang schwächsten Auswärtsmannschaft dieser Bundesliga-Saison, ihren ersten Erfolg auf fremden Terrain ermöglichte. 

"Gegen jedes Gesetz des Leistungssports!": Thomas Tuchel zählt nach Werder-Niederlage sein Team an

Auch beim Cheftrainer selbst schwankte die Stimmung zwischen Frust und Resignation: "Ich habe auch keine Lust mehr zu erzählen, wie gut wir trainieren, weil das glaubt mir ja auch keiner mehr, wenn wir so spielen", monierte Tuchel und sprach auch deutlich den "fehlenden Biss", "zu viele Ballverluste und "schlampiges Zweikampfverhalten" an. "So eine Leistung kann nie und nimmer unser Anspruch sein. Das geht gegen jedes Gesetz des Leistungssports!"

Läuft nicht immer: "Man muss sich für jeden Sieg strecken, das war mal anders", meint Micheal Reschke über Thomas Tuchels Amtszeit beim FC Bayern
Läuft nicht immer: "Man muss sich für jeden Sieg strecken, das war mal anders", meint Micheal Reschke über Thomas Tuchels Amtszeit beim FC Bayern © IMAGO/Sven Simon

Es war nicht die erste Symphonie in Moll, die der FC Bayern diese Saison verfasste: Supercup-Debakel gegen RB Leipzig (0:3), Pokal-Blamage in Saarbrücken (1:2), dazu die deutliche Niederlage in Frankfurt (1:5). Nun steht der Rekordmeister sieben Zähler (das Nachholsspiel gegen Union Berlin steht noch aus) hinter Xabi Alonsos Bayer Leverkusen.

Im Vergleich zu Vorgänger Julian Nagelsmann genießt Tuchel eine wesentlich längere Kreditlinie. Aber könnte auch ihm die Entlassung mitten in der Saison drohen? Beim FC Bayern mit seinen chronisch hohen Ansprüchen natürlich theoretisch immer. Aber was Tuchel aktuell schützt, ist die Tatsache, das brauchbare Alternativen am Trainermarkt extrem rar gesät.

Julian Nagelsmann schon wieder vergeben, Hansi Flick will erst im Sommer einsteigen

Julian Nagelsmann ist inzwischen Bundestrainer und hat die Aufgabe, den maroden DFB-Dampfer bis Sommer wieder auf Kurs zu bekommen. Als Übergangslösung käme der 36-Jährige daher nicht infrage. Aber wie sieht es bei dessen Vorgänger aus?

Tuchels Vorgänger Julian Nagelsmann und Hansi Flick sind beim FC Bayern wohl keine ernsthafte Alternative.
Tuchels Vorgänger Julian Nagelsmann und Hansi Flick sind beim FC Bayern wohl keine ernsthafte Alternative. © IMAGO / ActionPictures

Hansi Flick hat sich seit seiner Entlassung als Bundestrainer aus der Öffentlichkeit zurück – und einer Hüftoperation unterzogen, berichtet die "Bild". Bei der Gedenkfeier für den am 7. Januar verstorbenen Franz Beckenbauer vergangenen Freitag war der Triple-Trainer von 2020 jedoch anwesend. So erfolgreich Flicks Zeit in München gewesen sein mag, wirft seine Periode als Bundestrainer einen Schatten darauf.

Anstatt ruhig, entschlossen und mit einem klaren Plan, verfiel Flick beim DFB in zahllose (misslungenen) Personalexperimente und haderte immer wieder mit sich selbst und seinem Team. Dieses Risiko kann der FC Bayern in der aktuellen Situation nicht eingehen. Außerdem will sich Flick selbst auch erst ab Sommer einer neuen Herausforderung widmen. Die verbleibenden Monate will der 58-Jährige zur Genesung nach seiner Hüft-OP nutzen.

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Jupp Heynckes' Martyrium, zu großes Risiko bei José Mourinho

Also, doch wieder Plan Jupp? In Fankreisen wird bei jedem Anflug einer Bayern-Krise gescherzt, Jupp Heynckes solle schon mal das Handy ausschalten und das Telefonkabel durchschneiden. Zu einer fünften Amtszeit wird es allerdings nicht kommen. Im Dezember 2022 musste sich der nun 78-Jährige einer Herz-OP unterziehen.

"Das war die schlimmste Zeit meines Lebens", klagte Heynckes. "Ich konnte nicht schlafen, die Zeit vergeht nicht, es war ein Martyrium." Zuletzt ging Bayerns erster Triple-Trainer im August an die Öffentlichkeit, als er im Rahmen der Saisoneröffnung des FC Bayern mit seinem Team zehnjähriges Jubiläum feierte

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Zwar freute sich Heynckes sichtlich, die alten Freunde und Weggefährten wiederzusehen. Vor allem im Gesicht merkte man ihm die Strapazen der Herz-OP allerdings deutlich an. Dass ihm sein Herzensverein, in der aktuellen gesundheitlichen Verfassung, den Druck eines Titelrennens aufbürdet? Ausgeschlossen. Ähnliches gilt auch für eine weitere Trainer-Grande des FC Bayern: Ottmar Hitzfeld. Der 75-Jährige hing, nach dem Knockout mit der Schweiz im WM-Achtelfinale 2014 gegen Argentinien (0:1 n.V.) die Trainerjacke endgültig an den Nagel.

Einen Trainer-Granden gibt es jedoch noch auf dem Markt, der – zumindest auf dem Papier – alle Punkte erfüllt: Erfahrung im Umgang mit großen Namen, eine prall gefüllte Titelsammlung und eine Aura, wie sie nur wenige Trainer auf dieser Welt besitzen: "The Special One". José Mourinho". Vergangenen Dienstag wurde der Portugiese bei der AS Rom entlassen. Wenngleich sich Mourinho in der Vergangenheit immer wieder lobend über den FC Bayern äußerte und eine Verpflichtung durchaus seinen Charme hätte, ist auch hier das Risiko zu groß.

Verrücktes Gedankenspiel: Könnte der FC Bayern tätsächlich an Star-Trainer José Mourinho denken?
Verrücktes Gedankenspiel: Könnte der FC Bayern tätsächlich an Star-Trainer José Mourinho denken? © IMAGO/Marco Iacobucci /ipa-agency.net

Der Star-Trainer lässt vornehmlich defensiv spielen. Zudem sorgt Mourinho auch medial immer wieder für Wirbel – und zwar Wirbel, der Tuchels Zoff mit den "Sky"-Experten Didi Hamann und Lothar Matthäus noch um Längen übertreffen könnte. Fans, gegnerische Trainer, Schiedsrichter. Es gibt kaum jemanden, mit dem es "The Special One" noch nicht aufgenommen hat. Außerdem dürfte Mourinho kaum als Interimslösung zur Verfügung stehen. Denn sollte Tuchel doch scheitern, verfolgt der FC Bayern ganz genau die Laufbahn eines seiner bekanntesten Schüler: Leverkusens potenzieller Meistertrainer Xabi Alonso

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13 Kommentare
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  • Kintu15 am 25.01.2024 16:33 Uhr / Bewertung:

    Warum schafft Tuchel es nicht, mit diesem Mannsch.Potential überzeug. Spiele abzuliefern, bzw. seine Spieler entspr. Zu motivieren. Oder fehlt es am ent- sprechendem Systemgedanken??

  • dakaiser am 24.01.2024 10:27 Uhr / Bewertung:

    Ich als Bayern-Anhänger wäre dieses Jahr mit dem 2. Platz und Halbfinale CL sehr zufrieden und würde den Leverkusenern wegen Völler und Alonso den Titel gönnen. Wäre auch wichtig für die Liga! Aber bitte nicht weiter abrutschen und von den gelben einholen lassen! Spielt halt endlich mal wieder schönen, schnellen Fussball!

  • Flansi Hick am 23.01.2024 22:03 Uhr / Bewertung:

    Letztes Jahr als Dortmund quasi schon Meister war, wurde sogar ein gewisser Terzic mit Bayern in Verbindung gebracht. Dann hat er das entscheidende Spiel versemmelt und war nie wieder, auch nur ansatzweise, Thema. Was passiert eigentlich wenn Leverkusen mal die Unbesiegbarkeit ablegt und ins Schlingern gerät ? Gerade in Leverkusen brechen dann oft die Dämme, hat man in den letzten Jahren nur zu oft schon erlebt. Der Titel Vizekusen kommt nicht von ungefähr. Zugegeben, die Spiele in Augsburg und Leipzig waren ein Zeichen des Willens, der Mentalität und des momentanen Glauben an sich selbst. Trotzdem war bei beiden Spielen auch eine Riesenportion Dusel dabei. Die Saison ist noch verdammt lang, da kann und wird noch viel passieren, also warten wir doch erstmal ab bevor wir jetzt schon wieder final über den Trainer bzw. die Mannschaft richten.

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