Thomas Müller über den Messi-Wahnsinn: "Ein bisschen verrückt"
München - Dass selbst dem eloquenten Julian Nagelsmann nicht viel mehr als Verwunderung einfällt, erzählt die Geschichte des bisherigen Transfersommers ziemlich gut.
Shopping-Tour der internationalen Konkurrenz
Nur wenige Monate, nachdem Worte wie "Demut" und "neue Zeitrechnung" im Profi-Fußball fast schon inflationär die Runde machten, muss der neue Trainer des nicht gerade klammen FC Bayern die bisweilen gigantische Shopping-Tour der internationalen Konkurrenz von Paris Saint-Germain bis Manchester City verkraften.
"Ich reibe mir auch gelegentlich verwundert die Augen, wie das alles funktioniert", sagte der mit einem BWL-Vordiplom versehene Nagelsmann. Und auch in seiner neuen Mannschaft werden manche Transfers mit Erstaunen zur Kenntnis genommen. "Das ist ein bisschen verrückt gerade. Man hätte eigentlich gedacht, dass sich der Markt durch Corona etwas beruhigt. Das scheint nicht der Fall zu sein und wir müssen sehen, was das für uns bedeutet", sagte Thomas Müller dem "Spiegel".
Bei PSG plant Chef Nasser Al-Khelaifi nach dem Spektakel-Transfer von Lionel Messi angeblich schon die Verpflichtung von Cristiano Ronaldo. Und in England gibt Manchester City erst knapp 118 Millionen Euro für Jack Grealish aus, damit der FC Chelsea mit den 115 für Romelu Lukaku (siehe S. 19) investierten Millionen nachziehen kann. "Die Konkurrenz im Ausland rüstet stärker auf als wir. Wir können aktuell eben keinen weiteren, fertigen, internationalen Topstar holen", betonte Müller.
Uefa will Gehaltsgrenzen einführen
Es dürfte sicherlich kein Zufall sein, dass in den Furor um das Gebaren von Scheich- und sonstigen Investoren-Klubs ein Zuckerl der Uefa durchsickert. Die will im kommenden Jahr mit dem Financial Fairplay (FFP) machen, was Kritikern schon lange fordern: es abschaffen. Stattdessen soll der "The Times" zufolge eine Gehaltsobergrenze eingeführt und Verstöße mit einer Luxussteuer bestraft werden. Beim FFP dürfen die Klubs in den zurückliegenden drei Jahren ein Defizit von maximal 30 Millionen Euro aufweisen.
Der neue Vorschlag sieht vor, dass künftig jährlich betrachtet wird und 70 Prozent des Umsatzes für Gehalt aufgewendet werden dürfen. Liegt man darüber, muss als Strafe die Luxussteuer gezahlt werden, die dann über einen Topf an Klubs verteilt wird. Erst Wiederholungstätern gilt wie nun beim FFP der Ausschluss vom europäischen Wettbewerb. Verabschiedet werden soll das auf einem Gipfel zur Zukunft des europäischen Fußballs im kommenden Monat in der Schweiz.
Dort wird auch Al-Khelaifi als Uefa-Exekutivmitglied und Chef der europäischen Clubvereinigung ein immenses Wort mitreden. Die Luxussteuer dürfte ihm ein Lächeln ins Gesicht zaubern, denn Geld ist bei PSG und in Katar nun wahrlich nicht das Problem.