Thiago: Bayern-Retter und Drachentöter gegen Porto

Ein Jahr lang war er der spanische Patient des FC Bayern München. Jetzt ist Thiago Alcantara einfach nur der Held. Und der Mull? Der schaut in die Röhre.
Thomas Becker |
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Da darf er sich durchaus feiern lassen: Thiago zeigt die Kusshand nach seinem Eröffnungstor. 	Foto: dpa
dpa Da darf er sich durchaus feiern lassen: Thiago zeigt die Kusshand nach seinem Eröffnungstor. Foto: dpa

München - Wie wohl Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt das Spiel gesehen hat? Es dürfte eine ungewohnte Perspektive gewesen sein: Statt wie seit fast 40 Jahren auf Grasnarbenhöhe im 70.000-Zuschauer-Hexenkessel daheim auf der trauten, aber deutlich ruhigeren Wohnzimmercouch im Lehel. Dafür sah er in aller Ruhe und in Superzeitlupe, was seine Patienten so auf die Socken bekommen. Und er sah den Mann mit der Nummer sechs auf dem rot-blau gestreiften Trikot, mit dem er in letzter Zeit so viel Arbeit und so viel Ärger hatte: Thiago Alcantara.

Er sah ihn einer bislang fast unbekannten Rolle: als Held. Als der Drachentöter des FC Porto. Vom Drachenfeuer, das die Portugiesen im Vereinswappen führen, war in der Allianz Arena nichts zu spüren und das lag vor allem an Thiago, dem Feuerlöscher. Schon beim Hinspiel hatte er seiner Mannschaft mit seinem ersten Champions-League-Treffer die Hoffnung auf das Erreichen des Halbfinals wiedergegeben, und nun machte er im Rückspiel genau da weiter, wo er in Porto aufgehörte hatte: mit dem Toreschießen.

Der Ärger über den Pfostentreffer des Kollegen Lewandowski (10.) war noch gar nicht verraucht, da wirbelten Mario Götze und Juan Bernat die Gäste auf links so durcheinander, dass die Flanke des Spaniers Bernat die Stirn seines nur 1,74 Meter großen Landsmanns Thiago fand: 1:0 in Minute 14. – der perfekte Dosenöffner für dieses Spiel. Sky-Experte Franz Beckenbauer mäkelte zwar „Ein Kopfballwunder ist er nicht“, musste aber zugeben: „Von der Vollendung her perfekt.“ Geht doch, Kaiser!

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Bei Thiago war dafür ganz lange gar nichts gegangen – und wie der „Kicker“ berichtete, soll der Ex-Bayern-Doc Müller-Wohlfahrt im Frühjahr eine Weiterbehandlung des 24-Jährigen verweigert haben. Der Spanier, Guardiolas Wunsch- und Lieblingsspieler („Thiago – oder nix“), hatte sich im März 2014 einen Innenbandriss im Knie zugezogen, ließ sich aber in der Heimat behandeln – entgegen des Rats von Müller-Wohlfahrt. Es folgten zwei weitere Risse im selben Knie. Erst eine zweite Operation im Oktober und ein viermonatiges Aufbauprogramm in Barcelona machten Thiago fit. Im Februar wurde er von einem aus Spanien eingeflogenen Physiotherapeuten betreut.

Müller-Wohlfahrt reagierte laut „Kicker“ so: Er und seine Mitarbeiter rührten Thiago nicht mehr an – weil sie nicht die Verantwortung für Rückschläge übernehmen wollten. Laut „Kicker“ sollte der Bayern-Doc zudem vor jedem Training bei Guardiola anrufen, um ihn auf den neuesten Stand in Sachen Gesundheit seiner Kicker zu bringen. Franz Beckenbauer sagte über das Trauerspiel im Dokorenstreit: „Ich verstehe auch den Mull nicht. Jetzt wird er fast 73 Jahre und reagiert dort so beleidigt. Da warte ich doch ab und treffe nicht in der Nacht noch die Entscheidung. Und wenn ich dann immer noch Zweifel habe, schlafe ich noch eine Nacht darüber und kann dann immer noch die Entscheidung treffen. Das sind Sachen, die ich nicht verstehe.“

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Thiago Alcantara wird auch so einiges nicht verstehen, aber es wird ihm derzeit herzlich egal sein. Er freut sich gerade seines Lebens als Held, als Drachentöter.

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