Terzic und Nagelsmann: Wacklige Langzeitprojekte

Zwei junge Trainer bei den beiden Topklubs der Bundesliga, allerdings mit ganz unterschiedlicher Erwartungshaltung. Die AZ erklärt, was Terzic und Nagelsmann gemeinsam haben – und was nicht.
Patrick Strasser |
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Ein Duell auf Augenhöhe? Nicht, was die Erwartungshaltung ihrer Bosse angeht: Edin Terzic und Julian Nagelsmann (r.).
Ein Duell auf Augenhöhe? Nicht, was die Erwartungshaltung ihrer Bosse angeht: Edin Terzic und Julian Nagelsmann (r.). © IMAGO/Sven Simon

München  - Das Schild, das auf die Weggabelung hinweist, ist in Schwarz-Gelb gehalten. Jedes Jahr bildet das Duell des FC Bayern bei Borussia Dortmund den emotionalen Höhepunkt der Bundesliga-Saison. Welchen Ausgang nimmt das immergrüne und immer giftige Aufeinandertreffen, welche Ausfahrt die Münchner? Mit einem Statement-Sieg wollen die Roten Kurs nehmen auf Rekord-Titel Nummer elf in Serie.

Kommt der neunte FCB-Sieg gegen Dortmund in Folge?

"Ich habe der Mannschaft klar gesagt: 'Außer unseren eigenen Fans gönnt uns niemand die nächste Meisterschaft'", sagte Vorstandsboss Oliver Kahn, selbst früher Experte im Schalensammeln. Kahn weiß, dass man die Profis vor dem deutschen Clásico (18.30 Uhr live bei  Sky und im AZ-Liveticker) nicht kitzeln muss. Die acht Pflichtspiel-Erfolge der Bayern gegen den größten landesweiten Rivalen hintereinander sind Lust und Last zugleich. Trainer Julian Nagelsmann, bisher für deren drei von acht verantwortlich, meinte dazu: "Es ist wichtig, dass Sieg Nummer neun folgt. Tabellarisch ist es ein wichtiges Spiel, als Zeichen ist es ein wichtiges Spiel und auch, um die guten letzten Ergebnisse fortzusetzen." Die aus seiner Sicht positive Serie habe jedoch "für das Spiel keine Relevanz", so der 35-Jährige. Er fügte hinzu: "Man muss sich neu beweisen."

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Er auch. Spiel für Spiel. Und besonders in diesem Spiel. Das ist sein Schicksal, das ist das Schicksal aller Bayern-Trainer. Ob sie wie Nagelsmann einen Fünfjahresvertrag unterschrieben haben, weil sie den Bossen als absoluter Wunschtrainer die Weltrekordablösesumme für einen Chefcoach von rund 25 Millionen Euro wert waren, oder eine Rettungsmission leiteten wie zuletzt Jupp Heynckes ab Oktober 2017 oder Hansi Flick - zunächst - ab November 2019.

Ein Titel ist nicht genug

Als Retter einer verkorksten Saison war auch Nagelsmanns Gegenüber einst ins Rampenlicht gekommen. Der Sauerländer Erdin Terzic (39) hatte sich beim BVB bereits einen Namen als Trainer im Nachwuchsleistungszentrum und als Assistent (auch bei Besiktas Istanbul und West Ham United) gemacht, als er nach der Entlassung seines Chefs Lucien Favre im Dezember 2020 die Verantwortung erhielt. Im Mai darauf gewann der bei den Spielern wegen seiner umgänglichen Art sehr geschätzte Terzic den DFB-Pokal. Dortmunds bis dato letzter Titel, sein erster. Während das für Terzic ein Hochgefühl war, muss Nagelsmann damit leben, dass nach der Meisterschaft in seinem Premierenjahr in München stets hinzugefügt wird: NUR! Ein Titel ist nicht genug. Man kann es im zweiten Jahr nur besser machen.

Doch es ruckelt und rumpelt im Bayern-Spiel nach der Umstellung, ohne Toptorjäger und Lebensversicherung Robert Lewandowski auskommen zu müssen. Vier Sieglos-Spiele in der Liga bedeuteten scharfen Gegenwind für Nagelsmann. Leverkusen (4:0) und Pilsen (5:0) eilten mit vornehm-zurückhaltender Spielweise zu Hilfe. Auch Kahn, sonst eher ein Mahner, warf in "Sport Bild" ein verbales Schutznetz aus: "Wir sind von Julian total überzeugt. Natürlich war uns klar, dass es auch schwierige Phasen geben kann - wir sind ja alle nicht auf den Kopf gefallen - aber Julian lernt sehr schnell und hat großartige Qualitäten. Wir glauben alle an ihn." Nicht nur zwischen den Zeilen steht, dass der Mann an der Seitenlinie noch ein Lernender ist.

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In Dortmund will man nicht mehr suchen, nachdem das einjährige Experiment mit Marco Rose (jetzt in Leipzig) schiefging. Terzic wechselte mit Vertrag bis 2025 vom Posten des Technischen Direktors zurück auf den Rasen. Obwohl es ruckelt und rumpelt im BVB-Spiel nach dem Abgang von Toptorjäger und Lebensversicherung Erling Haaland, man Niederlagen verkraften muss wie zuletzt das 2:3 in Köln, zimmerte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke für den jungen Übungsleiter einen doppelten Boden: "Edin sitzt bombensicher im Sattel. Wir haben mit ihm ein Langzeitprojekt, das wir auf jeden Fall durchziehen werden."

Da ist sie, die Parallele: Zwei junge Trainer, zwei wacklige Langzeitprojekte. Der in beiden Vereinen erstickende Ergebnisdruck bestimmt den Sauerstoffgehalt der Langlebigkeit ihrer Jobs.

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